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verbleiben. Die Erkenntniss der tüchtigen Mitglieder der Expedition, dass ein erspriessliches Zusammenwirken nur möglich sei, wenn die Autorität des Führers nie in Zweifel oder in Discussion gezogen werde, hat mir meine Aufgabe bis zum letzten Augenblick leicht gemacht; ohne diese freiwillig gewährte, auf Selbstverläugnung gegründete Unterstützung hätte ich sie nicht durchführen können. Ich benutzte den dreimonatlichen Aufenthalt, um unsere Beziehungen zu den Eingeborenen wie zu den angesessenen Händlern zu regeln. Ersteren wehrte ich alle Versuche eines unberechtigten Eingreifens in unsere Existenz, beobachtete aber um so gewissenhafter alle Gesetze, die der Verkehr zwischen den Eingeborenen und Weissen ausgebildet hat; mit letzteren suchte ich freundschaftliche Beziehungen anzuknüpfen, namentlich da, wo sich Belehrung erwarten liess. Wegen des Aufenthaltes, den die unregelmässige Schiffsverbindung in Banana wie in Säo Paul de Loanda verursachte, nahm die Reise nach Benguella mehrere Monate in Anspruch. Zwar wurde ich während derselben mehrere Mal durch biliöse Fieber auf's Krankenlager geworfen, erholte mich indessen immer wieder und erreichte, wenigstens im Princip, den beabsichtigten Zweck. Der damalige General- Gouverneur der westafricanischen Colonien Portugals, der Contre- Admiral d’Andrade, nahm mich mit grösser Auszeichnung auf, ja, ich darf wol sagen, kam mir mit der Herzlichkeit eines älteren Freundes entgegen. Ich durfte von seiner Seite auf die wärmste Unterstützung meiner Pläne rechnen, was der Erfolg auch gezeigt hat. Wochenlang erwartete ich vergeblich ein Schiff, das mich nach Novo Redondo (zwischen Alt- und Neu-Benguella, unter dem elften Grad südlicher Breite gelegen) bringen konnte und benutzte diese Zwischenzeit, um den Kuansafluss bis Ndondo zu befahren und von dort aus die prachtvollen Katarakten dieses Stromes zu besuchen. Niemals trat die Verführung, das mir gestellte Programm mit einem günstigeren zu vertauschen, so lebhaft an mich heran wie hier. In Ndondo sah ich Scharen von Trägern, die aus dem Innern kamen; die grosse Handelsstrasse nach Malandschi und Cassandschi lag offen vor mir; es hätte geringer Mühe bedurft, die nöthigen Träger zu engagiren und auf diesem Wege in’s Innere zu dem Reiche des Muata Yanvo vorzudringen. Die Erinnerung an Loango und die Schwierigkeiten, die sich dort dem Reisenden entgegenstellen, traten mir wieder lebhaft vor die Seele, und nur das Bewusstsein, dass ich nicht unabhängig, sondern im Aufträge reiste, konnte mich bestimmen, dem verheissungs- vollen Ausgangspunct den Rücken zu wenden. In Novo Redondo und dem wenige Stunden davon entfernten Quicömbo befanden sich die Plantagen des Shr. Prazeres, des Mannes, der nach Allem, was ich in Erfahrung gebracht hatte, meine Pläne bezüglich der Träger am besten verwirklichen konnte. Ich begab mich dorthin und traf die nöthigen Abmachungen. Es wurde aber sofort klar, dass mindestens sechs Monate vergehen würden, d. h. die- ganze nächste Reiseperiode der trocknen Jahreszeit, ehe ich wirklich in Besitz der Leute gelangen konnte. Shr. Prazeres erklärte nämlich, dass ohne Erlaubniss des General-Gouverneurs eine Einschiffung von Eingeborenen der portugiesischen Colonien nicht statt haben dürfe, und der General-Gouverneur setzte mich in Kenntniss, dass er meine Wünsche bei seiner Regierung in Lissabon zwar aufs wärmste befürworten würde, dass er aber ohne Autorisation von dort die Erlaubniss nicht ertheilen könne. Ich gab also formelle Erklärungen ab, dass alle Neger, die in meinem Auftrag durch Shr. Prazeres in Quicombo für die deutsche Expedition engagirt werden würden, freie Neger seien, welche sich lediglich zu dem Zwecke nach Tschintschotscho einschifften, um der Expedition als Träger zu dienen, und welche nach Erfüllung ihrer freiwillig übernommenen Pflichten in die alte Heimat auf meine Kosten zurückgeführt werden sollten. Während der General-Gouverneur in diesem Sinne nach Lissabon berichtete, erstattete ich meinerseits dem Vorstand der Africanischen Gesellschaft Bericht über die von mir gemachten Schritte und bat, dass die Vermittelung des Auswärtigen Amtes nachgesucht werde, damit die portugiesische Regierung ihre Einwilligung ohne Zeitverlust ertheile. Die ausserordentlich lebhafte Unterstützung, welche unserer Expedition in allen ihren Phasen von Seiten des Auswärtigen Amtes zu Theil geworden ist, documentirte sich auch in diesem Falle in förderndster Weise und legt es mir besonders nahe, dem lebhaft dafür empfundenen Dank Ausdruck zu geben. Ich schied vom Shr. Prazeres mit der Punctation, dass er mit dem Engagement der Leute beginnen solle, sobald die Erlaubniss der portugiesischen Regierung eingetroffen sei. Wenn keine unberechenbaren Hindernisse eintraten, so konnte dieselbe im September oder im Oc- tober 1874 in den Händen des General-Gouverneurs sein. Erst Ende Mai hatte ich erreicht, was vorläufig zu erreichen war. Dann aber eilte ich, auf meinen Posten nach Tschintschotscho, zurückzukehren. Eine Schilderung des Landes, das ich eben kennen gelernt, und das so fremdartig nach dem langen Aufenthalt in dem nördlich vom Congo gelegenen Gebiet erscheint, darf ich hier nicht geben, da dieselbe aus dem Rahmen dieses Buches heraustreten würde. Es genügt mir, auf den Unterschied hinzuweisen, der beide Gebiete einander gegenüber- L o a n g o . I . 10


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