Neger, dem beide Füsse zwischen den grossen und den nächstgelegenen Zehen weithin aufgespalten waren. Als ich fragte, woher dies käme, wurde mir halb Fiote, halb Portugiesisch geantwortet: Nsambi mandou, Nsambi (Gott) hat’s geschickt! Der Luboma musste nun durchwatet werden; er ist ein stattliches Flüsschen von vierzig Schritt Breite. Nach dem erneuten Anstieg hatten wir einen schönen Rückblick auf das Thal und die Gegend, die durch prächtige Wolkenschatten in Relief gesetzt war. Bald aber hörte der Wald auf, und eine senkrechte Sonne durchglühte die gelbe Erde und das rothschiefrige Gestein, über das der Weg fortführte. Daneben zeigte sich auch geschwärztes Sandstein-Conglomerat. Ein grünes baumloses Thal breitete sich zu unsern Füssen aus, einige wenige Palmen erhoben sich in weiter Ferne, und nirgendswo war Schatten zu erhoffen. Die Sonne brannte gewaltig, und die Hitze wurde um so drückender, je tiefer wir hinab stiegen, je mehr die Thalwände jedem Luftzug wehrten. Ich besass einen Schirm, wie die Neger ihn aus Eitelkeit in den Factoreien kaufen, von so dünnem Zeuge, dass der Schatten nur grau erschien und dass der schwarze Schatten meines Hutes sich scharf darin abzeichnete. Ich konnte den weisen Rath, die Sonne zu vermeiden, beim besten Willen nicht befolgen, und wanderte fürbass, von Bildern heimatlichen Comforts geneckt. Endlich gestatteten die elenden Hütten des kleinen Dorfes Sukumiako eine Unterbrechung des mühseligen Marsches. Der alte Dorfherr geberdete sich sehrspasshaft; er hatte noch nie einen Weissen gesehen, und wenn ich ihm auch nicht gerade Furcht einflösste, so stellte er, sich doch ähnlich an wie Kinder, die sich vor einem Fremden schämen oder geniren, wenn sie ihm die Hand geben sollen. Der Zuspruch meiner Leute vermochte ihn dennoch zu guterletzt, meine Hand zu nehmen, und das Gelingen dieses Wagnisses freute ihn so, dass er niederkniete und in die Hände klatschte. Nach kurzer Rast wurde die Reise fortgesetzt. Wir verliessen das Thal von Sukumiako und überschritten mehrere ganz unbedeutende Wasserscheiden, kleine Thalfalten mit schmutzigen Bächen in lehmigen Betten. Um vier Uhr kamen wir an den dreihundert Meter hoch gelegenen Ursprung eines schönen Wiesenthals, dessen Sohle mit Wald bestanden war. Hier spendete die Bergwand selbst den längst ersehnten Schatten. Es folgte ein steiler Abstieg durch ausgerodetes Gehölz, und wir erreichten das am Mabansi-Bach gelegene Dorf Lubinda. Dem heissen Tage folgte eine gewitter- und regenreiche Nacht. Im Ganzen war ich bezüglich des Wetters sehr vom Glück begünstigt gewesen. Wenn mir auch bekannt war, dass die Jahreszeit der „kleinen“ Regen nicht in einem ununterbrochenen Regenfall besteht, sondern in einer Reihe, vom heitersten Wetter unterbrochener Schauer, so durfte ich mich doch freuen, so selten vom Unwetter überfallen worden zu sein. Denn an die Kehrseite der Medaille, den schlechten Ausfall der Ernte, dachte ich zunächst nicht. Meine beiden Palaver, das der Begrüssung bei der Ankunft und das der Bezahlung nach der Malzeit, liefen gut ab. Immer aber schwebt das Damoklesschwert der Beraubung (wozu auch die Beraubung an Zeit gehört) über mir. Niemals bin ich sicher, ob, auch wenn der Himmel klar ist, Zeit zur astronomischen Beobachtung gelassen wird. Oft verstreicht die Stunde, wo dies mit günstigem Erfolg geschehen könnte, später ist der Himmel vielleicht bewölkt, oder wenn nicht, muss das Versäumte eben so sehr auf Kosten des Schlafes, wie der Gesundheit nachgeholt werden. Selbst für die wichtigste Beschäftigung des Reisenden, die im Laufe des Tages oft nur in Schlagwörtern notirten Wahrnehmungen durchzulesen und nun in der noch frischen Erinnerung eine zusammenhängende Darstellung des Erlebten und Gesehenen niederzuschreiben, fehlt es an Zeit und innerer Sammlung. Daher denn diese Palaver ein Fluch für den Forscher sind, und ohne ihre wiederholte Erwähnung eine wahrheitsgetreue Schilderung nicht möglich ist: Lubinda erwies sich als der echte Typus eines Bakunya-Dorfes. Die Hütten sind alle zu einer gradlinigen Strasse angeordnet. In der Mitte der Dorfstrasse findet sich ein Thierschädelfetisch, auch wol eine grössere Sombra. Den quadratischen oder rechteckigen Grundriss haben die Hütten mit denen der Bayombe wie der Bavili gemein. Die Hütten selbst sind häufig mit mehr Sorgfalt hergestellt, als in Mayombe; namentlich sind die kleinen Eingangsthüren oft hübsch geschnitzt und roth und weiss bemalt. Da Yangela kein Waldland in dem Sinne ist wie Mayombe, so liegen die Dörfer der Bakunya freier, vielfach auf unbewaldeten, schattenlosen Hängen. Aus der Vergleichung der Vocabularien, die ich an der Küste und nun in Mayombe und Yangela zusammengestellt hatte/überzeugte ich mich, dass die in den letzten beiden Ländern gesprochenen Idiome nur dialektische Verschiedenheiten der im Loango-Litoral herrschenden Sprache sind. Ueberhaupt bestehen viele Aehnlichkeiten zwischen den Bayombe und den Bakunya, aber letztere erschienen mir sanfter geartet und von weniger verschmitztem, habgierigem Charakter. Auch die Bakunya sind nicht schwarz, sondern dunkelbronzen, die Männer tragen den Schurz und lieben es, sich mit eisernen Arm- und Beinringen zu schmücken. Die Behandlung ihrer Frisur ist keinen festen
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