Regeln unterworfen, aber ziemlich beliebt ist es, den Hinterkopf ganz frei zu rasiren. Eine andere, nicht minder beliebte Haartracht theilt das Wollhaar in eine Reihe parallel über den Kopf gehender geflochtener Streifen, deren Enden zu kleinen aufrechtstehenden Spitzen aufgedreht sind; sie verleiht dem Individuum ein diabolisches Ansehen. Die Frauen sind in derselben und eben so allgemein üblichen Weise tätowirt, wie die Bayombeweiber. Sie tragen vielfach Ohrringe, was die Männer gleichfalls thun. Yangela ist bei den Nachbar-Stämmen seiner Thonwaaren wegen berühmt, für die sich gutes Material findet; Kochtöpfe, Wasserkrüge und Pfeifenköpfe sind die hauptsächlichsten daraus gefertigten Producte. Ein anderes hübsches Erzeugniss der Industrie sind Matten mit einer grossen Mannigfaltigkeit von Mustern. Geflochtene Matten spielen natürlich eine Haupt-Rolle bei den Negern, weil sie zu den beiden nothwendigsten und beliebtesten Beschäftigungen dienen, zum Schlafen und zum Essen. Mein Aufbruch von Lubinda konnte am folgenden Tage nicht zu so früher Stunde wie sonst geschehen, da der Regen noch bis gegen zehn Uhr fiel. Die kleine aufgezwungene Rast war mir sehr wol- thuend, blieb aber durchaus nicht frei von neuen unerwarteten Störungen. Denn nun hatte nicht ich, sondern einer meiner Bayombe- träger ein grosses. Palaver mit den Bakunya zu bestehen. Es handelte sich um einen Act der Wieder vergeltung für ein Unrecht, welches einem Bakunya in dem Dorfe des Bayombeträgers zugefügt war, und letzterer wurde zu einer hohen Busse verurtheilt. Natürlich musste ich befürchten, dass man mich für die vergangenen Sünden der Landsleute eines meiner Träger haftbar mache; indessen geschah das nicht und beweist, welcher Achtung sich das ungeschriebene Gesetz erfreut. Niemand zweifelt daran, dass sich der Verurtheilte einem im Einklang mit den . herrschenden Sitten ausgesprochenen Yerdict fügt und die ihm auferlegten Bedingungen, ohne äusseren Zwang, erfüllt. Es ist dies ein Moment, welches uns allein schon verbietet, die westafrica- nischen Eingeborenen auf eine niedrige Stufe der Gesittung zu stellen. Der Weitermarsch erfolgte gegen elf Uhr. Unser Weg, angenehmer als an irgend einem ändern Tage, führte aus dem Mabansi- Thal in das Thal des Misselle. Die Gegend hatte den sanften lieblichen Charakter, den grün bewachsene Hügel verleihen, und das zankartige Gespräch der aus Neugier mitlaufenden Bakunya, die von meinen Trägern Branntwein (der gar nicht mehr vorhanden war) erbettelten, stand dazu recht im Widerspruch. Auf den grünen Thalwänden lagen viele Trümmer von Quarzblöcken, und das Erdreich war zuweilen von einem grünlich-grauen Schieferthon durchbrochen, der senkrecht aufgerichtet erschien. Ein kleiner Nebenbach, der Mu- kunya, mundete in felsigen Terrassen desselben Gesteins und bildete mehrere natürliche Badewannen, die von meinen Begleitern sofort in Gebrauch genommen wurden. Aehnliche Felsschluchten traten noch häufiger in das Thal aus. In der Thalsohle standen viele einzelne Bäume, ebenso fand sich die oft erwähnte Anonacee und ein bis dahin noch nicht beobachteter, Bifillu genannter Strauch mit eichelartigen Früchten. Das Gras war kurz und von lebhafter Farbe, so dass man glauben konnte, über Wiesen zu gehen; einige. Monate später aber musste.es Mannshöhe erreicht haben; denn bis zu dieser Flöhe waren die starren trockenen Halme entwickelt, die sich zwischen den jungen grünen Gräsern erhoben und mit ihnen einen gemeinsamen Wurzelstock zu haben schienen. ■^er Uebergang zum Missellethal bot keine Schwierigkeit. Als hier die freiwillige Escörte der Lubinda-Leute einige Bakunya in weiter Ferne oben, auf dem Berge erblickte, wurde diesen so laut wie möglich zugerufen „Mundelle, Mundelle“, und auch „Kibamba, Kibamba“ (was Beides „Weisser Mann“ bedeutet), so dass ich mir vorkam, wie ein im Triumphzug aufzuführender Barbar. Ich habe zu wiederholten Malen» die Leichtigkeit bewundert, mit der sich die Neger, auf grosse Entfernungen unterhalten. Dass ihre Lungen vorzüglich und grösserer Leistungen fähig sind, , als die unsern, steht für mich ausser Frage. Es genügt, zu beobachten, wie schwer beladene Männer die Steilsten Abhänge in ununterbrochen lebhaftem Gespräch ersteigen. Trotzdem bleibt es wunderbar, dass auch die feineren Laut-Nüancirungen des gesprochenen Wortes auf so enorme Distancen noch von dem Ohre des Angerufenen aufgefasst werden. Das heu betretene Thal ist dem Kuilu tributär; wir verfolgten es indess nicht lange, und erstiegen die rechte Thalwand, die nach der ändern Seite gegen jenen Strom abfällt. Auf der Höhe des so gebildeten Rückens liegt das grosse, aus fünfundvierzig Hütten bestehende Dorf Nguela. So viel Interesse wie hier hatte ich wol noch in keinem ändern Dorfe erregt. In meiner Hütte, aus der die Giebelwand herausgenommen war, wurde es dunkel von der an der Schwelle sich drängenden Menge, und in immer erneuter Folge lösten die Gruppen einander ab. Mit der wachsenden Entfernung von der Küste schien auch das Staunen über das wirkliche Vorhandensein eines weissen Menschen zu wachsen. Ich war gewiss der Letzte, der sich darüber wunderte. Ausschliesslich unter Negern lebend, fing ich beinahe selbst darüber an zu staunen, dass .es noch Wesen gäbe mit heller Hautfarbe, schlichtem Haar, einem, vollen Bart, mit lederumklei
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