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122 A u f der Höhe des Mongo Nunsi. Ein neues Land. nur vier Flaschen konnten gerettet werden. Ein gleich aufrichtiger Schmerz ergriff mich und meine Träger, und wir umstanden den zerbrochenen Garafao wie einen theuren Dahingegangenen. Gegen halb drei Uhr wurde die Höhe des Mongo Nunsi erreicht, ohne dass der Wald- eine Unterbrechung erlitten hätte. Die Ueber- gangsstelle lag sechshundertfünfundsiebzig Meter über dem Meeresspiegel. Ein überraschender Durchblick durch die Bäume', belehrte mich, dass ich in ein neues Land hinabzusteigen im Begriff war. Zu meinen Füssen breitete sich Yangela aus, das in grösser Entfernung mit einer langen Bergkette abschloss. Man übersah einen weiten, durch die Ostnordost-Richtung getheilten Halbkreis. Die Landschaft, obwol bergig, erschien freier und offener, die nächstgelegenen Erhebungen zeigten zwar auch nooh einen gewissen Parallelismus, aber doch baute sich das innerafricanische Plateau nicht in so typischer, stufenweis zu verfolgender Terrassenform auf, wie wir es uns wbl gern vorstellen. Die einzelnen Züge erschienen viel kuppiger, dabei niedriger, als die in entgegengesetzter Richtung liegenden. Vor Allem aber bedingte das Zurücktreten des Waldes, das Auftreten Weiter, grüner Savanen oder brauner, unbestandener Berghänge den Charakter der neuen Landschaft, der um so lebhafter ansprach, je länger der Reisende in dem grossen Walde gefangen gehalten ward. Ich übersah auf fünfzig Seemeilen das Land, nach der Richtung, die gerade in den Mittelpunct des „weissen Fleckens“ hineinführt. Das Schwerste war überstanden, Mayombe mit seiner heimtückischen habgierigen Bevölkerung, mit der erdrückenden Luft seiner feuchten Wälder lag hinter mir; ein Land, das nicht einmal Terrainschwierigkeiten bot, vor mir. Es fehlte mir nichts, als bereitwillige Träger, um die Frucht zu pflücken, die vor der zugreifenden Hand immer wieder zurückwich. Nun folgte ein Abstieg über harten abschüssigen Lehmboden, in der Richtung des steilsten Falles. Unten sah man, im Grunde eines von kahlen Bergen eingefassten Bergkessels das Dorf Tschikenyesse liegen. Wir erreichten es gegen fünf Uhr Abends, nach Ueberschreiten eines kleinen Flüsschens mit klarem, trinkbarem Wasser. Im Dorfe herrschte Todtenstille, es schien ausgestorben. Mein unerwartetes Erscheinen, dem die geschäftige Fama diesmal nicht vorangegangen war, hatte die Bewohner in ihre Hütten getrieben, und sie kamen erst allmählich zum Vorschein. Aber sie blieben doch so ängstlich, dass sich kaum ein Neugieriger vor meine Sombra wagte. Nur die beiden Vorsteher des aus fünfundzwanzig Hütten bestehenden Dorfes erschienen, um ein Geschenk an Hühnern zu bringen. Nun Abend im Gebirge. Thierschädelfetische. befand ich mich unter Bakunya, und fühlte mich woler unter diesem Stamm, als bei den Bayombe. Ich kam ohne langes Palaver davon, und konnte den schönen Abend, der dem schönen Tage treu geblieben war, völlig geniessen und ausnutzen. Die Sonne verschwand hinter den kahlen duftigen Höhen, die aus Gneiss, Talkschiefer und anstehenden Massen von reinem Quarz gebildet waren, die Luft War durchsichtig und frisch, Nichts erinnerte mehr an Africa und die Tropen. Die Sterne erglänzten an einem wolkenlosen Himmel, wie ich ihn seit Wochen nicht mehr gesehen, und ich verbrachte die halbe Nacht im Freien ausserhalb des Dorfes, wohin ich mich heimlich mit meinem Sextanten und dem übrigen Zubehör geschlichen hatte. Denn diese seltene Gelegenheit, einen recht zuverlässig, bestimmten Punct der Reiseroute zu erhalten, durfte nicht unbenutzt bleiben. Aber die Procedur war äusserst anstrengend, weil die Laterne nur auf der Erde Platz finden konnte, und ich mir nach jeder einzelnen Beobachtung die Glieder verrenken musste, um die Ablesung an Uhr und Instrument und die Anschreibung zu machen. Nach, kurzer Nachtruhe wurde Tschikenyesse wieder verlassen, und wir hatten eine andere hohe Bergkette, den Mongo Fiabe, zu überschreiten, zu dessen, Kamm uns eine zweistündige Wanderung führte. Der Himmel war bewölkt, an den Bergen hiengen die Nebel, und die Luft, obwohl nur 220 C., war schwül. Ein feiner Regen bei hellem Sonnenschein, gieng bald vorüber, und wir stiegen mit wachsender Hitze in das von Süden nach Norden streichende, wiederum ‘ dicht bewaldete Thal des Luboma. Es scheint, als ob mehrere Höhen- züge gegen das obere Lubomathal convergiren. In dem kleinen Dorfe Ntondo (vierzehn Hütten), in der Nähe des Fluss-Ufers gelegen sah ich zum ersten Mal einen jener für das Bakunya-Land besonders’ charakteristischen Thierschädelfetische, Bunsi genannt. Sie sind auch an der Küste bekannt, z. B. bei Massabe-Tschibona findet sich ein solcher aber doch weit seltener als im Bakunya-Lande. Sie bestehen aus Anhäufungen der Schädel solcher Thiere, die auf der Jagd erlegt worden sind und von dem Jäger, zur Erhaltung seines Jagdglücks, dem betisch gewissermassen als Opfer dargebracht werden. Man findet flaselbst meist die Schädel von Antilopen, von Büffeln und Pinselohrschweinen, aber sehr häufig auch Gorilla(Mpungu)-Schädel, und gleich hier konnte ich zwei schöne Exemplare mit hochausgewachsener Grista sehen. Auf meine Frage, wo die Gorillas anzutreffen und wo sie geschossen seien, zeigten -die Bewohner Ntondös aüf einen nahe sre- legenen Wald. Zu dem Kreise der Neugierigen, die mich umstanden, gehörte ein


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