schlichen sie sich an diese im Schlaf heran und legten ihnen Bananen auf die Haut, um die Früchte zu-salzen. Der König von Tschintetsche erhöbe sich nur mittelst zweier Lanzen, die auf die Brust zweier dem Tode geweihten Unglücklichen gesetzt seien. An alle diese Geschichten wurde fest geglaubt wie an die Macht der Fetische. Man darf sich also nicht wundern, wenn alle Ueberredungskünste zur Gewinnung von Begleitmannschaften auf eine Reise in's Unbestimmte scheiterten. Der Weg nach Yangela, den ich zu gehen vorhatte, durchschneidet das auf der linken Seite des Kuilu gelegene Land. Er verlässt, vom Tschimbek des Makossu ausgehend, sogleich den Fluss und zieht sich in einem weiten Bogen wieder oberhalb an denselben heran. Bedenkt man, dass der Kuilu auf der ganzen Strecke bereits ein Gebirgsfluss ist, und dass zahlreiche, wenn auch meist unbedeutende Wasserläufe ihm daselbst zufliessen, so ergiebt sich der Charakter des Weges fast von selbst als eine stete Folge zu durchschneidender Thäler und zu übersteigender Bergrücken. Wir hatten während der ersten Stunden fünfmal Bäche zu passiren, um über die Dörfer Kakamueka und Ma- tonde zum Dorfe des Muboma Nganda zu gelangen. Der Wald blieb stets von derselben Beschaffenheit, grossartig und monoton, aber die lehmigen, steilen Pfade waren in Folge der letzten regnerischen Nacht so schlüpfrig, dass ich bei meiner Fieberschwäche fast das Doppelte der gewöhnlichen Zeit gebrauchte und dennoch mehrmals zusammenzubrechen fürchtete. Das Dorf des Muboma gehört zu den grösseren des Landes, und bei den! hier existirenden Machtverhältnissen gilt dieser Neger bereits für .einen respectablen Herrscher. Ich hatte mir bereits Tags zuvor durch ein Geschenk von drei Stücken Zeug und einer Mütze den freien JDurchzug von ihm erkauft und war so glücklich, ihn nicht in seinem Dorfe anzutreffen und ungestört der Ruhe pflegen zu können, deren ich so. sehr bedurfte. Doch trieb ich meine stets zum Bleiben geneigten Neger noch am Nachmittag zum Weitermarsch und langte mit einbrechender Dunkelheit zu dem der Prinzessin Makoboala gehörigen Dorfe Konde. Hier hatte ich zum ersten Mal seit langer Zeit eine freie Ausschau, und es machte mir eine ganz besondere Freude, in Ostnordost einen in der Nähe des Kammes unbewaldeten Bergrücken zu erblicken. Ein Palaver von kurzer Dauer gestattete mir sehr bald, mich mit meinen eignen Angelegenheiten zu beschäftigen. Fast bedauerte ich, dass die Sterne klar am Himmel standen, denn nun musste ich, trotz aller Abspannung Alles auspacken, was für die astronomischen Beobachtungen nöthig war, die Laterne in Stand setzen, einen Platz aussuchen und den Horizont aufstellen. Als Alles beendet war, die Beobachtung mit dem Sextanten eben beginnen sollte,. war der ganze Himmel dick bezogen und blieb so. Ich hatte nur noch einzupacken, mit ebenso zerschlagenen Gliedern, wie ich ausgepackt hatte, um dann endlich den todtmüden Körper auf der Loangomatte auszustrecken und vom Schlaf neue Stärkung zu erhoffen. Am folgenden Morgen (am achten November) erhob ich mich vor Sonnenaufgang und hiess die Träger sich zurecht machen; das Zusammenpacken und Festschnüren der Lasten erfordert meist eine Stunde. In der Zwischenzeit muss Nduli, der Dolmetscher, den Thee in der besten aller Reise-Kochmaschinen, in einem mir verbliebenen preussischen Militärkochgeschirr bereiten und einige Bananen rösten. Dies bildet den Morgenimbiss, ohne den es sehr thöricht wäre, sich den Anstrengungen des Tages zu unterziehm Um sieben Uhr setzte sich unsre kleine Karawane von Neuem in Bewegung, durchschritt sogleich dem Tifundobach, und dann den Mansi, ein stattliches Flüsschen, mit klarem rauschendem Wasser, das den Kuilu oberhalb der Bumina-Katärakten erreicht. Das Terrain blieb in der ersten Stunde etwas freier und zeigte sich mit einigen Palmen, Blattgewächsen und Malvengesträuch bestanden, und dann erst begann wieder der eigentliche Wald. In diesem stiessen wir auf das klare Wasser des Mbi und marschirten eine halbe Stunde lang in seinem Bett, da es zu keiner Seite einen Weg gab. Ich musste bar- füssig auf den kleinen runden Kieseln gehn, eine Strafe, die derjenigen der Bastonade völlig gleichkommt; selbst die Neger mit ihrer elastisch-hornigen Fusssohle fangen an, auf solchem Boden vorsichtig zu treten, für mich waren mit dieser Art des Marschirens natürlich grosse Schmerzen verbunden. Nur kurze Zeit lang gab es wieder trocknen Pfad, dann, gelangten wir an ein System sumpfiger Zuflüsse, durch deren Morast wir uns hindurcharbeiteten. Hier herrschte eine ungesunde feuchtwarme Fieberluft, die ich bei dem schnellen Marschtempo in vollen Zijgen einathmen musste, und die für meinen recon- valescenten Zustand etwas sehr Bedrückendes hatte. Wir waren zwei und eine halbe Stunde von Konde aus marschirt, als wir uns plötzlich am Rande des Waldes fanden und nun eine Zeit lang an dessen Saum hingiengen. Seit meinem Eintritt in’s Gebirge hatte ich kein freies, unbewaldetes Terrain betreten und erfreute mich mehr, als man sich vorstellen kann, der Wolthat einer reineren Luft, eines trocknen reinlichen Pfades, ohne Wurzeln, ohne Fussschlingen, ohne Baumstämme über die hinweg geklettert werden musste, ohne Zweige die in’s Gesicht schlugen oder die Hände zerkratzten. Der Wald blieb zur Linken, während zur Rechten ein grüner Abhang an- L o a n g o . I , 8
27f 32-1
To see the actual publication please follow the link above