tigkeit entgegenstehen, sind daher theilweise unüberwindlich. Alles, was der Reisende thun kann,, ist, die Uhr, den Compass und das Aneroid möglichst oft abzulesen, um wenigstens den Zug des Weges und seine Niveauveränderungen zu erhalten. Dieses an sich rohe Verfahren wird durch die von Zeit zu Zeit eingeschalteten astronomischen Beobachtungen sehr brauchbar, und man empfindet es doppelt schwer, dass der trübe Himmel, der über den feuchten Wäldern Mayombes lagert, die Anwendung des letztgenannten Hülfsmittels nur ausnahmsweise zulässt. Die Dörfer der Bayombe unterscheiden sich in ihrer Bauart zwar nicht wesentlich von denen der Bavili (Küstenbewohner), dennoch machen sie einen ändern Eindruck; ich glaube, dass die eigenthüm- liche Lage inmitten, des Waldes das wesentlich Bedingende für sie ist. Die Hütten (Tschimbeks) sind auch hier von rechteckigem Grundriss, und Rundbauten kommen niemals vor. Der durch Verlängerung des Daches entstehende Vorplatz fehlt fast nie einem Tschimbek, und dadurch wird der Eindruck einer gewissen Behaglichkeit hervorgebracht. Andrerseits aber geht den Wohnstätten das saubere Ansehen ab, das in den wolgehaltenen Dörfern der Küstenbewohner so oft erfreut. Nicht immer werden Papyrusschafte für die Wände, noch auch Schindeln aus Palmfiedern für die Dächer benutzt; man greift auch zu dem leichter zu beschaffenden Material der grossblättrigen Schattengewächse des heimatlichen Waldes. Das bereits erwähnte, von niedrigen Pfählen getragene Dach, die Sombra der Portugiesen, gewissermassen eine Hütte ohne Wände, spielt hier eine grosse Rolle, und wo ich die Gastfreundschaft eines Dorfherrn in Anspruch nehmen musste, wurde mir eine Sombra eingeräumt. Die Wohnstätten stehen immer auf künstlich erhöhtem Boden, so dass ipan, auch bei dem stärksten Regen, vor unliebsamer Ueberschwemmung'geschützt bleibt. Selten hat ein Dorf mehr als zwanzig bis dreissig Hütten, die ohne bestimmte Anordnung, oft in weiten Zwischenräumen stehen, aber meist in der Mitte einen grösseren Raum frei lassen. Die Anlage eines neuen Dorfes ist mit grossen Schwierigkeiten und dem Aufwand vieler Arbeit verknüpft. Das Umhauen der Bäume geschieht mit einfachen Faschinenmessern und beansprucht deshalb sehr lange Zeit. Ein so zugerichteter Platz ist fast undurchdringlich, er bildet ein wüstes Durcheinander von Stämmen, vertrocknenden Baumkronen und stehengebliebenem Gebüsch, das schliesslich der Gewalt des Feuers weicht. Ich hatte einmal den prächtigen Anblick einer solchen Feuersbrunst, die in der Nähe eines abzubrechenden Dorfes wüthete. Die Gefahr des Waldbrandes ist dabei ganz ausgeschlossen, denn, der Wald schützt sich selbst durch seine Feuchtigkeit.’ Abergläubische Furcht vor unbekannten Uebeln, die das längere Verweilen in dem alten Wohnsitze ihnen bereiten würde, können allein die Eingeborenen zu der kolossalen Arbeit des Ausrodens bewegen. In derselben Weise wie für die Dörfer, muss auch für die Maniok-Culturen der Platz geschaffen werden. Man kann daraus abnehinen, dass der Ackerbau sich auf Hervorbringung der allernothwendigsten Vorräthe beschränkt, und welche Zustände der Noth eintreten müssen, wenn mangelnde Regen — im Gebirge freilich eine Seltenheit — eine Missernte zur Folge haben. Daher spielt denn die Banane hier eine viel grössere Rolle als im Küstengebiet, und fast jedes Dorf verräth sich, noch ehe es sichtbar wird, durch kleine Bestände dieser unschätzbaren Baumstauden. Nur selten kann man sich Yams oder süsse Bataten, häufiger Erdnüsse verschaffen. Die Hausthiere sind dieselben wie an der Küste: Hühner und Ziegen, während stattliche Enten und glatthaarige Schafe zum Leidwesen des Reisenden kaum gesehen werden. Schweine sind nur in einzelnen Dörfern, dann freilich meist in grösserer Zahl anzutreffen. Sie versehen in noch höherem Masse als die Hunde in den Städten des Orients das Amt der öffentlichen Strassenreinigung und fressen mit Begierde den widerlichsten Unrath. Man sagt, dass wo Schweine sind, sich keine Schlangen aufhalten; mit welchem Recht, lasse ich dahingestellt. Ein Bild des Elends und der Beharrlichkeit bieten die kleinen gelben Hunde, die in allen Bayombe-Dörfern umherlaufen. Meist sieht man sie mit der Nase über dem Boden hin- schnüflfelnd die kärgliche Nahrung suchen; sie müssen überaus zäher Natur sein, dass sie nicht nur ihr Dasein auf der Grenze des Ve’r- hungerns so lange fristen, sondern auch für eine reichliche Nachkommenschaft sorgen können, der dasselbe Schicksal bevorsteht. Nur die zur Jagd gebrauchten Hunde sind in besserer Verfassung und scheinen sich einiger Sorgfalt von Seiten ihrer Herren zu erfreuen. Der Eindruck, den die äussere Erscheinung der Bayombe-Neger macht, ist wenig vertrauenerweckend, ja geradezu abstossend. Ich spreche nicht von dem ersten Eindruck, der bei keinem direct aus der Heimat kommenden Europäer für die Beurtheilung der Schwarzen massgebend ist, sondern von dem Bilde, das sich mir nach langem und wiederholtem Aufenthalt im Lande eingeprägt hat. Anfänglich wird kaum ein Europäer an dem Anblick eines Negers Gefallen haben und findet sie wol alle gleich hässlich; nach einiger Zeit lässt er Unterschiede gelten und sagt sich in der einen oder ändern Form, dass der Mann für einen Neger so übel nicht ist. Aber erst, wenn
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