Die Insel des Shr. Reis. machen sich, namentlich des Nachts, durch ihr Geschrei weithin bemerkbar. Eine grosse Barre ist der Mündung vorgelagert und bietet der Flussschiffahrt ein bis jetzt nicht überwundenes Hinderniss. Von dem rechten Ufer in der Nähe der Mündung hat der Strom seit dem Jahre 1868 so viel weggespült, dass ein Theil des Landes, auf dem einst Factoreien standen, sich jetzt unter Wasser befindet. Die vielen kleinen Inseln des unteren Laufes sind unbewohnt, mit Mangrove bewachsen und der Ueberschwemmung des Hochwassers ausgesetzt. Auch der grossen Factorei-Insel droht diese Gefahr zuweilen. Hier ist die Mangrove aber stark gelichtet; Culturanpflanzungen sind an ihre Stelle getreten, namentlich Mango- und Limonenbäume. Die letzteren habe ich häufig auch fern von der Küste angetroffen, meist in vereinzelten Exemplaren; die Früchte liefern nicht allein eine äusserst schätzbare Zuthat zu Speisen, sondern auch ein vortreffliches Mittel zur raschen Herstellung einer wirksamen Chininlösung. Bananen vegetiren nur kümmerlich auf dem sandigen Boden der Insel, besser gedeihen die Oelpalmen und der Garten bringt vortrefflichen Kohl, aussergewöhnlich grosse Radieschen und schmackhaften Salat hervor. Die Insel könnte als kleines Paradies gelten, wenn ihre Lage eine gesündere wäre. Es ist mir trotz reichlicher Nahrung niemals gelungen, mich daselbst zu erholen, wenn ich von grossen Anstrengungen erschöpft dorthin zurückkehrte. Zu den Zeiten der Könige erstreckte sich das Loangoreich nördlich über den Kuilu, bis zum Numbiiluss (40 südlicher Breite); der Grenzdistrict hiess Tschilunga. Der jetzt herrschende Sprachgebrauch bedient sich der Namen Loango und Tschilunga, um das- linke Ufer des1 K uiiu von dem rechten zu unterscheiden. Am Kuilu übt Fürst Mpambo die'Oberhoheit aus, ein echter Loangoprinz, denn er wäre seiner Herkunft nach berechtigt, den Königsthron des alten Loango- reiches einzunehmen. Am sechsundzwanzigsten October trat ich die Fahrt stromaufwärts an. Da auffallend wenig Regen gefallen war,.so war die Strömung nicht heftig, und konnte die Strecke bis zur Factorei Mayombe mit zwölf, Rudern in fünfzehn Stunden zurückgelegt werden. Es war noch Nacht, als wir abstiessen und die breite Wasserfläche durchschnitten ; Mangrovebestände erhoben sich zu beiden Seiten als dichte, dunkle Massen, einige wenige Sterne leuchteten von dem wolkenzerrissenen Himmel herab, schwer fiel die Feuchtigkeit hernieder, unthätig und erwartungsvoll schaute ich hinaus in die Finsterniss. Gegen fünf Uhr liess sich, das erste Tagesgrauen wahrnehmen, die Ruderer nahmen ihren Gesang wieder auf, ein Volk grauer Pa- Der untere Kuilulauf. 95 pageien flog mit lautem Geschrei quer über den FluSs, .die Nacht wich dem Tage, und alle düsteren Träumereien .verschwanden .vor der neu beginnenden Thätigkeit. Die kleinen Mangroveinseln lagen bereits hinter uns, aber die Ufer waren noch weiter auseinander getreten;. die breite Fläche des Stromes erschien wie mit Oel übergossen, kein Windhauch kräuselte ihren glatten Spiegel. Als die Grenze der Mangrove überschritten war, nahm die Landschaft . allmählich den Charakter an, den sie für die nächsten zehn Stunden beibehielt: die Ufer sind niedrig, bleiben aber durch das dichte Gesträuch des Hibiscus tiliaceus oder , stark duftenden Jasmins und dazwischen geschlungener Ipomoea-Winden unzugänglich, nur hier und da wird dieses grüne Polster von den braunen Pfaden unterbrochen, die an den Fluss führen. Unmittelbar hinter der Uferböschung erhebt sich der Hochwald, ernst und majestätisch und um SO; eindrucksvoller, je weiter das Fahrzeug yordringt. Das Wasser fliesst ruhig und fast träge dahin, und nur in den Canälen zwischen den Inseln und dem Ufer sieht man es ...lebhafter strömen. Grosse Bäume, die das Alter knickte oder das unterwaschene Ufer nicht mehr zu halten vermochte, sind von oben heruntergetrieben und haben sich in der Mitte des Flusses auf irgend einer Untiefe verankert, mit ihrem Geäst über die Oberfläche hervorsehend; andere liegen, fast wie sie gefallen sind, und reichen vom Ufer aus unter das Wasser hin. Sie sind der Fahrt nicht hinderlich; Gefahr aber droht von eben überfluteten Sandbänken oder von Stämmen, die das trübe, bräunliche Wasser dem Auge des Steuermanns verbirgt. Dieser pflegt meist sein Fahrwasser zu kennen; bald hält das Canoe die rechte, bald die linke Seite des Stromes, selten die Mitte, weil man noch immer die Hippopotamen fürchtet. Wasserpflanzen oder Rohrdickichte treten gar nicht auf, nur einmal bemerkte ich Papyrus, häufig dagegen den prächtigen Pandanus mjt der Schilfrosettenkrone und dem, in stützende Wurzeln noch über dem Wasser sich zertheilenden Stamme. Die Palmeninsel Tschintombi bezeichnet den Beginn des Hochwaldes, dann folgen die Inseln Tschisulu, Tschin- gombe und Tschibebe; sie ragen alle wenig aus dem Wasser hervor und sind reich an Oel- und Weinpalmen. Eingeborene schlagen daselbst zeitweilig ihr Quartier auf, hauptsächlich um Oel .zu gewinnen und um der Fischerei obzuliegen. Letztere wird erfolgreich dadurch betrieben, dass man mit dünnen Stäben Räume absteckt, welche den Fischen nur während der Flussstauung eine ungehinderte Communication mit dem übrigen, Wasser gestatten. Oberhalb der Tsphibebe-Insel hat der Fluss, seipe grösste Breite,:sechs-,bis,sieben
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