82 Die wilde Dattelpalme. Lianen. sie für die Vegetation .der Ufer .ein Charakterbaum wird. Die rothen Fruchttrauben erinnern an die Fruchtstände der Dattelpalme; und bilden bei der Häufigkeit ihres Auftretens einen lebhaften Cöiitrast gegen das helle Grün der Krone; der schlanke, geschwungene Stamm, der häufig schräg aufsteigt und sich zum Wasser überneigt, die fern gefiederten, graciösen Wedel entsprechen ganz den Vorstellungen der Heimat von diesem, den Tropen so häufig beneideten Baum. Daneben erhebt sich dann häufig die viel stattlicher und ernster aussehende Oelpalme auf geradem, starkem Stamme mit kräftig dunkelgrüner Krone. Vereinzelt zwischen Palmen und dichtem Gesträuch tritt ein Bombax (Silk-cotton tree, Wollbaum) heraus, aber der eigentliche Wald wird von Bäumen gebildet, die weniger durch Höhe als durch den Umfang ihrer Krone ausgezeichnet sind. An viele von ihnen tritt der Kampf um’s Dasein heran, den die zahllos wuchernden Lianen lautlos und unerbittlich führen; je. nach der Stütze, welche diese lebensbegierigen Schlinggewächse an den Baumen finden, bilden sie üppige Polster, zarte Schleier oder mächtige Säulen. Wilder Wein und Farne . erinnern an die Heimat, und das dichte, zum Wasser niederreichende Strauchwerk, das sich . in allen Flüssen dieser Gegend wiederholt, würde man für ein Lindengebüsch halten, ' wenn nicht seine grosse, gelbe Baumwollenblüte .diese. Täuschung verhinderte; die Botaniker haben ihm den bezeichnenden Namen Hibiscus tiliaceus gegeben. Die herrschende Wasserpflanze ist der Papyrus, von den Negern Libubu genannt; seine dreikantigen Schafte erreichen bis vierfache Mannshöhe und sind an ihrer Spitze von dem graciösen Köpfchen der Blütendolde gekrönt. Ausserdem sah ich Exemplare der Pistia in grösser Zahl auf dem Flusse treiben, einer schwimmenden Pflanze, die ganz das Aussehen kleiner .Salatköpfe zeigt, aber starre,, parallel geriefte Blätter hat; sie kamen sämmtlich aus dem Nfubu, dem einzigen, der Erwähnung werthen Nebenflüsse des Tschiloango.. 1 _ Die Aufnahme des, Flusses von dem schwanken, tactmässig be-' wegten Canoe aus nahm alle meine Zeit in Anspruch; denn jede der rasch auf einander folgenden Krümmungen verlangte eine Ablesung des Compasses und der Uhr, sowie das Niederschreiben der.Zahlen. Deshalb war Jagd eine verbotene Frucht, so verlockend der grosse Reichthum, wenigstens an Vögeln, sie auch erscheinen Hess. Flusspferde sieht man nicht, nicht einmal ihre Spurep. am lehmigen Ufer, Krokodile sind selten, und nur einmal trabte ein kleines Exemplar davon längs dem Ufer hin. Die Dörfer bleiben hinter dem Uferwald versteckt oder liegen noch weiter zurück; aber vereinzelt stehende Ein Handels-Canoe. Loango und Lukulu. 83 Hütten erblickt man häufig hart am Wasser. In ihnen wird Palmöl bereitet, verpackt und in die thalwärts fahrenden Canoes verladen; denn Palmöl und Palmnusskerne sind hier die - ausschliesslichen Handelsproducte. - Wir begegneten mehrfach den beladenen Canoes, die flussabwärts zur Factorei des Weissen zogen, der Eigenthümer hinten am Steuer und seine Sclaven mit dem Rudern beschäftigt; ein Holzklotz glimmt in einer mit Erde gefüllten Schale im Grunde des Fahrzeugs und dient zum gelegentlichen Rösten einer Banane, eines Stückchen Maniok oder zum Anzünden der- Pfeife; denn die Ba- fiotej auch die Frauen, lieben das Tabakrauchen und cultiviren die Tabakpflanze in ihren Dörfern. Die stearinartige Masse des Palmöls wird in Blätter eingewickelt und in sogenannten Muteten wol verpackt und verschnürt. Die Muteten sind lange Tragkörbe, hergestellt durch das Zusammenflechten zweier' parallel gelegter Palmwedel; die beiden Rippen mit den einander zugewandten Fiedern bilden den Boden .und die äusseren Fiedern die Seitenwände, All und jede Last, zu Wasser und zu Lande, wird auf diese Weise von den Eingeborenen weggeschafft. Die Verpackung ist den Verhältnissen durchaus angemessen, denn mit der langen, wenig Raum in Anspruch nehmenden Muteta schlüpft der Träger leicht durch das Dickicht, und bei der grossen Kunst, mit welcher die Neger Blätter zum- Umwickeln und Pflanzenbast oder Ranken zum Zusammenbinden verwenden, bleibt die Waare gegen Regen und gegen Zerbrechen geschützt. Unsre Fahrt gieng glücklich von Statten, nur hatten wir mehrmals strömenden Regen auszuhalten, der immer als Fieberbringer zu fürchten ist, wenn es an Gelegenheit fehlt, die Kleider bald zu wechseln. Wir hatten Insono, das bereits oberhalb der Mangrove-Zone liegt, noch vor dem grauenden Morgen verlassen und befanden uns gegen drei Uhr Nachmittags an der charakteristischen Stelle des Zusammenflusses von Loango und Lukulu. Die Wasserfläche bildet hier ein “Ti indem die genannten beiden Flüsse fast in derselben geraden Linie auf einander Zuströmen, sich zu einem kleinen See stauen und dann rechtwinklig als Tschiloango abfliessen. Wir schwenkten rechts in den Lukulu ein und betraten um vier Uhr das rechte Ufer an einer gelichteten Stelle. Der Himmel hieng voller Wolken, durch welche die Sonne mit besonderer Glut äuf unsere feuchten Kleider brannte. Vor uns lag ein flaches, trostloses, sumpfiges Land, welches die letzten Regen in einer grossen Zahl von Wasserlachen verrieth; dahinter stieg die Hügel wand an, über die der Weg zum Plateau und
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