begrenzen, wie schon erwähnt, das eben beschriebene Gebiet, und die Station Tschintschotscho liegt auf dem ihre Mündungen verbindenden Küstenstrich. Selbstverständlich lagen frühere Vermessungen nicht vor, und es handelte sich hier, wie bei allen übrigen Reisen, um wissenschaftliche Pionierarbeit. Sogar in den Namen widersprechen sich die Karten. Der ursprüngliche und richtige Name des Flusses, der unter 5°i2',o südlicher Breite, 120 5',6 östlicher Länge von Greenwich in das atlantische Meer mündet, ist Loango Luse, so nennen ihn die Eingeborenen von Kakongo noch heute, während unter den meisten Händlern und den Loangoleuten der Name Tschiloango allein gebräuchlich ist, und die Wenigsten von ihnen wissen, was Loango Luse bedeutet. Der Name Kakongo aber, den einige Karten aufführen, ist weder Schwarzen noch Weissen bekannt und sollte von nun an verschwinden. Es giebt überhaupt keinen in’s Meer mündenden Fluss dieses Namens; der einzige, der darauf Anspruch machen könnte, weil er aus den Lagunen von Kakongo kommt, ist der bei Futila mündende Mbele. Fälschlicher Weise ist auch’ der bei Massabe mündende Luemmefluss als Loango Luse bezeichnet worden, wodurch die Verwirrung nur noch grösser wurde. Es lässt sich nicht verkennen, dass der Tschiloango (ebenso wie der Luemme) für die allgemeine geographische Betrachtung des ungeheuren Continents nur eine untergeordnete Bedeutung hat. Aber für den Handel an der Loangoküste und für die landschaftliche Physiognomie des Landes ist er bestimmend. Trotz der selten ganz ruhenden Differenzen zwischen den Weissen und dfen Bewohnern der Uferlandschaft, trotz des übermüthigen Auftretens der vielen, gerade dort in grösser Zahl vorhandenen privilegirten Prinzen, des Absperrens der Schiffahrt, des Wegstehlens beladener Canoes, des meuchlerischen Schiessens aus dem Dickicht hat sich schon vor Jahren eine grössere Zahl europäischer Factoreien einige Stunden oberhalb der Mündung angesiedelt und erhalten. Die natürlichen Verhältnisse waren eben zu günstige, als dass sie nicht doch ihr Recht behaupteten. Denn sowol die Producte des Inneren, für welche Nkondo der "Stapelplatz ist wie auch die aus der Landschaft Sunda kommenden (durch welche der Weg nach Boma am Congo führt) fanden in dem schiffbaren Flusse die am leichtesten passirbare Strasse zur Küste. Indessen blieb der Weg von den Factoreien flussaufwärts den Weissen versperrt, und ganz ausnahmsweise war es einigen wenigen portugiesischen Händlern gelungen, die Barriere zu durchbrechen. Im März 1874 aber lagen die Verhältnisse so günstig, dass ich davon Nutzen zu ziehen beschloss. Einer meiner portugiesischen Freunde, Shr. Saraiva, der in Insono am Flusse Tschiloango für das holländische Haus Handel treibt, war von den Bewohnern von Osobo aufgefordert worden, sich zur Schlichtung einer alten Streitigkeit dahin zu begeben, und wir hatten verabredet, die Flussfahrt gemeinsam zu unternehmen. Die Jahreszeit war nicht eben günstig, denn die Zeit der „grossen Regen“ war da und machte gerade während der Reise ihr Recht geltend. Bis zum Monat März 1874 hatten wir freilich mit den abnormsten Witterungsverhältnissen zu thun und litten unter einer Dürre, die in ihrer Weise höchst verderblich für meine späteren Unternehmungen wurde. Im Allgemeinen ist ja gerade die Regelmässigkeit in dem Ablauf der meteorologischen Erscheinungen für die Tropen charakteristisch; sie lässt sich leicht nach den Meridianständen skizziren, welche die Sonne zu verschiedenen Zeiten des Jahres einnimmt, und ich halte es für das allgemeine Verständniss geboten, hier eine solche Skizze für Loango einzuschieben. Alle Gebiete der Tropen haben das mit einander gemein, dass die Sonne zweimal im Jahre scheitelrecht steht. Die Zeiten aber, zu denen dies ein tritt, ändern sich mit der geographischen Breite. Der Fall, der uns hier’ interessirt, ist der des fünften Grades südlicher Breite. Für diesen lässt sich die folgende Tabelle aufstellen, welche in abgerundeten Zahlen angiebt, wie hoch die Mittagssonne zu gewissen Zeiten des Jahres über dem Horizont steht: Datum. April 26 Juni 21 August 16 October 5 December 21 März 8 April 26 Aenderung der Sonnenhöhe. Höhe der Sonne zur Mittagszeit. 7*°>5 } In 56 Tagen stetige Abnahme um 10°; } „ 56 „ „ Zunahme „ 10°; 6 i°>5 7‘ ° .5 i 90",o | 7i°,5 go°,o[ 7i°,5 1 4 9 7 , 77 . . 7 7 .. 4 9 7 , Zunahme Abnahme Zunahme Abnahme ■i8°, 5; 18°,5! i8°,5; i8°,5- Aus der Tabelle geht hervor, dass die Sonne zweimal scheitelrecht steht, am fünften October und am achten März, dass sie dreimal im Jahre die Höhe von 7i°,5 erreicht, am sechsundzwanzigsten April, sechszehnten August und einundzwanzigsten December, und einmal den tiefsten Stand von 61 “,5 am einundzwanzigsten Juni. Die kleinsten und grössten Werthe der Lufttemperatur fallen der Zeit nach nicht mit dem niedrigsten und höchsten Sonnenstände zusammen, sondern später als dieser; um wie viel, das hängt von der
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