Befundene von der empörten Menge niedergeschlagen, seine Gebeine werden verbrannt, die Asche in alle Winde verstreut. Die Bewohner zeigten sich freundlich und gestatteten gern, dass wir in ihre Hütten eintraten, wo dann wieder neue Fetische zu erblicken waren. Man erfreut sich aber wenig an dem Anblick der widerwärtigen, roth und weiss bemalten Holzpuppen, oder an den Anhäufungen schmutziger Lappen, kleiner Antilopenhörner, mit Harz und Erde verschmierter Schneckengehäuse, die einen Fetisch darstellen und den glücklichen Besitzer auf seinen Spaziergängen begleiten. Das Innere der Hütten sah im Uebrigen ziemlich kahl und unbehaglich aus. Auf dem tennenharten Lehmboden brannte meist ein Feuer, davor lag eine Matte, auch wol ein hölzernes Stuhlkopfkissen, selten einmal ein erhöhtes Lager. Viel angenehmer war es, die saubere Art zu betrachten, mit der ein junges Negerweib den Maniok für ihren Gebieter zubereitete. Denn das Kochen ist eine der drei Hauptpflichten, welche die verheiratete Frau zu erfüllen hat; die andre ist, das Feld zu bestellen, die dritte, dem Manne Kinder zu schenken. Ich sah nun, wie die durch mehrtägiges Liegen im Wasser wolgebleichteh Wurzelknollen in frische Bananenblätter gewickelt und so über dem Rande eines mit Wasser gefüllten Kochtopfs aufgepackt wurden, dass das Ganze wie ein grösser Kohlkopf aussah. Also nur die Dämpfe des kochenden Wassers dienten zur Garbereitung.' Den Feuerherd bildeten drei Thonklumpen, welche die schon erwähnten Termitenbauten der Savane liefern; sie sind so hart, dass die Neger auch ihre Messer daran schleifen. Wir hatten unsere Ankunft in Nkondo vorher melden lassen und wurden, obwol seither niemals Weisse bis dorthin gekommen waren, mit grösster Bereitwilligkeit aufgenommen. Es war ganz natürlich, dass ich aus solchem spielenden Vordringen günstige Schlüsse auf die Zukunft machte. Nkondo ist das grösste aller Dörfer, das ich je in Westafrica gesehn; es zählt dreihundertfünfzig bis vierhundert Hütten, von denen viele ein stattliches oder doch wenigstens sauberes Ansehn haben. Höchst überraschend aber war es mir, plötzlich vor einem aus Brettern gezimmerten, auf Holzpfählen ruhenden Hause zu stehn, das ganz nach dem Muster der eleganteren europäischen Factoreien, nur in kleineren Dimensionen, ausgeführt war. Die Prachtliebe des Prinzen Amaniama hatte diesen Bau durch einen schwarzen Zimmermann aus Kabinda aufführen lassen. Der Luxus erschien um so grösser, als das Haus von dem Eigenthümer nie bewohnt wurde, der sich in seiner nach Landessitte erbauten Hütte viel woler fühlte; aber auch in Africa ist Grössenwahn nichts Unbekanntes und hat in einigen, besonders vom Glück begünstigten Prinzen das Streben erzeugt, es den Weissen nachzuthun. Wir hatten jedenfalls den Vortheil von der Sache, da man uns in dem Hause einquartierte, wo es weder an Bettgestellen noch an Tischen und Bänken fehlte. Auch wurden wir bald nach der Ankunft mit einem Frühstück rega- lirt das Zeugniss von dem angeborenen Talent der Eingeborenen zum Kochen gab und die Art und Weise der einheimischen Speisezubereitung kennen lehrte. Natürlich spielte dabei das aus frisch zerstampften Früchten bereitete Palmöl und der Negerpfeffer (Capsicum) die Hauptrolle. Mit diesen Zuthaten wurden sowoR geräucherte Fische wie ein zerschnittenes Huhn wie auch die über einer Raspel zerkleinerten, jungen Maniokblätter gewürzt, während gedämpfter Maniok die Stelle des Brotes und der Kartoffeln vertrat. Dazu wurde uns Palmwein in reichlicher Menge vorgesetzt, ein Getränk, das frisch vom Baum kommend, süss und angenehm schmeckt, nach wenigen Stunden aber anfängt sauer und berauschend zu werden. Unsere Ankunft hatte selbstverständlich das ganze Dorf in Aufregung versetzt. In gewaltiger Escorte wurden wir durch dasselbe hindurchgeführt, und Prinz Amaniama gieng in seinem braunen Bedientenrock mit gelben Knöpfen stolz an unserer Seite und gab auf alle meine Fragen den ausgiebigsten Bescheid. Nkondo ist ein so grosses Dorf, dass es mehrere Prinzen und viele vornehme Neger unter seinen Bewohnern zählt. Der eigentliche Herrscher dieses Orts sowol wie der Umgebungen ist der alte Fürst Kokodo, Amaniamas Vater, der mit seinem jüngeren, einige Stunden entfernt wohnenden Bruder, dem Fürsten Ndindschi, sich in den Besitz der Landschaft Ndindschi theilt. Dieses Ndindschi (wonach Nkondo zur Unterscheidung von ändern Nkondos den Namen Nkondo Ndindschi erhalten hat) bildet eine Uebergangsprovinz vom eigentlichen Litoral zu dem ausgedehnten Waldgebirge Yombe oder Mayombe, von dem noch die Rede sein wird. Dorthin unternimmt Prinz Amaniama Handelszüge, die er um so leichter bewerkstelligen kann, als es ihm nicht an Leuten fehlt. Die Eingeborenen des Litorals dünken sich bereits mehr als die von Nkondo und nennen sie Bayombe oder Buschleute, was diese indess als eine grosse Beleidigung betrachten. Im Allgemeinen herrscht ja bei den Bewohnern der Landstriche, die sich mehr und mehr vom Meere entfernen, das Streben, auf jeden hinter ihnen, d. h. nach innen zu liegenden Stamm herabzublicken und dagegen zu protestiren, wenn man sie zu diesem zählt. Ein Bavili (Küstenneger) will kein Bayombe, ein Bayombe kein Bakunya, ein Bakunya kein Bayaka sein u. s. w. Man würde indess zu sehr falschen Vorstellungen gelangen,
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