¡ S I Die Lagune von Tschissambo. ó5 schon nach wenigen Schritten steigt einer der Neger ein; dagegen protestiren die ändern, indem sie selbst einsteigen. Dadurch aber wird das Canoe wiederum so belastet, dass es in dem noch immer seichten Wasser festsitzt, und neuer Streit darüber beginnt, wer und wieviele nun aussteigen sollen. Neues Aussteigen, neues Schieben, neues Einsteigen, neues Festsitzen; so geht unglaublich viel Zeit verloren, bis man endlich mit allen seinen Negern wirklich schwimmt und in nordnordöstlicher Richtung der Mitte der Lagune zusteuert. Gleich zur Linken befindet sich der Abfluss, der sich dicht bei Massabe mit dem Luemmefluss vereinigt und der selbst wieder aus einer Reihe von Lagunen besteht. Die Lagune von Tschissambo gleicht einem norddeutschen "Waldsoe; das Wasser sieht schwarz aus wie das der Spree; es ist brakig, aber die Neger trinken es. Die Ufer steigen sanft an, einzelne höhere Hügel, die wenige hundert Fuss nie überschreiten, wechseln mit Savanen und waldigen Böschungen. Das Wasserbecken ist elliptisch, die grösste Breite misst zwei und eine halbe Seemeile, die grösste Länge drei Seemeilen. Die zurückzulegende Strecke war also nicht gross, obgleich wir die Lagune in ihrer ganzen Länge zu durchschneiden hatten. Trotz der nur andert- halbstündigen Fahrt zeigten sich die Leute, welche im Stande sind sechs Stunden hinter einander zu rudern,, viel lässiger als auf der Tschiloangofahrt. Das kam hauptsächlich daher, dass jetzt der Herr fehlte, und dass die Neger ähnlich von mir dachten wie Soldaten von dem General einer fremdländischen Armee, nämlich, dass er ihnen eigentlich gar Nichts zu befehlen habe. Dies hielt mich indessen nicht ab, sie anzutreiben. Das AATort „kuila“, d. h. rudern, hatte ich bereits ausderFiotesprache aufgeschnappt, ebenso einige der beliebtesten portugiesischen Scheltwörter; in wechselnder Folge, mit dem nöthigen Muth ausgesprochen, verfehlten Sie ihre Wirkung nicht, die noch durch Anschlägen der Hand an die Wandung des Canoes erhöht wurde. Die Art und Weise des Ruderns fand ich analog der bereits beobachteten: die Neger sassen auf den Rändern des Canoes etwa fünf auf jeder Seite und setzten ihre kurzen Handruder im Tacte ein; hinten' befanden sich die beiden Steuermänner auf gemeinsamer Bank. Da die Leute sich freier fühlten, so entwickelte sich auch ihr Gesang freier; sein rhythmisches Einerlei erhielt durch den improvisirten Text stets neues Leben. Das Ganze stellte sich als eine Art von Recitativ dar. Einer der Leute begann im singenden Ton eine Geschichte zu erzählen, die an bestimmten Absätzen von dem Chor in conventioneller Weise aufgenommen wurde. Zuweilen liess sich nur ein murmelndes Piano vernehmen, zu ändern Zeiten aber, L o a n g o . I . 5
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