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64 Ein Marsch durch’s Land. Der europäische Handel hat von dem schmalen Küstenstrich aus seine Fühlhörner, namentlich längs der Flussläufe, schüchtern ausgestreckt, jeden Augenblick gewärtig, sie wieder einziehn zu müssen. Zur Zeit meiner Ankunft gab es mehrere von Weissen oder Mulatten besetzte, vorgeschobene Posten, über die hinaus man noch ohne grosse Mühe bis zu den Wohnsitzen derjenigen schwarzen Händler Vordringen konnte, die mit jenen Europäern in directer Handelsverbindung stehn. Ich brach in der F'rühe des achtundzwanzigsten September mit meinen Leuten auf und durchschritt das Hügelland zwischen der Küste und der einige Stunden nördlich davon gelegenen Lagune von Tschissambo. Der Weg führt durch Savanen, hebt und senkt sich innerhalb einer Höhendifferenz von siebzig Metern in ununterbrochenem Wechsel, so dass ebene Strecken kaum Vorkommen. Eigentliche Wälder werden nicht passirt, wol aber sieht man von den Rücken der Hügelzüge zuweilen auf die Laubdächer der Thalwälder hinab, die für diese Gegend so charakteristisch sind. Ein Busch, den man durchschreiten muss, zeigt mehr strauchartigen Habitus, weil hochstämmige Bäume selten sind. Der Boden ist trocken und das blaugrüne Laub contrastirt mit den lichteren Färbungen der Schlinggewächse. Von einer kleinen Anhöhe ■ aus sieht man auf eine zum Meer sich öffnende Thalsenkung, die mit kleinen Gruppen von Fächerpalmen bestanden ist. Rechts und links vom Wege liegen einige elende Dörfer, und man durchschneidet ein Dorf des Mambuku von Nsönyo, des zweithöchsten im Range unter den steuererhebendep Grossen von Tschintschotscho; Nach zweistündigem Marsch steigt man über ein grünes Vorland zur Lagune hinab, deren breiter Wasserspiegel von unten entgegenschimmert. Es herrscht feierliche Stille ringsum; ein Volk Reiher ist das einzige, was diese unterbricht. Am Ufer der Lagune aber wird es wieder lebendig. Der Agent der Factorei von Tschissambo hat seine Neger mit dem Canoe über die Lagune geschickt, um mich an der verabredeten Stelle abzuholen. Sie langen nach mir an und wollen nicht aus dem Canoe in’s seichte Wasser steigen, um es näher dem Ufer zu bringen. Unter lautem Schreien sucht ein Jeder die sämmtlichen übrigen Gefährten zu diesem Opfer zu überreden, bis endlich Alle aussteigen und das Fahrzeug bis auf zwanzig Schritt gegen das Land schieben. Sorgfältig werde ich von zweien meiner Leute durch den morastigen Boden getragen und nehme im Canoe Platz, das auf beiden Seiten von den im Wasser stehenden Schwarzen umgeben ist. Einer sucht den Ändern von vorzeitigem Einsteigen abzuhalten, und lebhaft dis- putirend steuern sie mit dem Fahrzeug dem tieferen Wasser zu,


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