nicht mit seinen Erklärungen. Seine Worte waren mir meist unverständlich, aber wir halfen beide durch Zeichen nach. Zuletzt gelangten wir in den Garten. Hier sah ich ein buntes Gemisch von europäischer, africanischer und americanischer Gemüse- und Obstflora. Zwischen Erdnüssen, süssen Bataten und Sträuchern von Capsicum - Pfeifer fanden sich Salat, Kohl, Radieschen, Rüben. Hie und da wuchs ein Kaffeestrauch, und neben Cajü- (Anacardium occidentale), dichtbelaubten Mango- und milchsaftführenden Melonenbäumen (Carica pa- paya) erhoben sich mit Früchten beladene Orangenbäume, eine Spe- cialität für Vista und Kabinda. Die Fortsetzung der Reise führte mich am folgenden Tage in zwei Stunden am Strande hin nach Yaba, einer in der Nähe des Meeres gelegenen Factorei. Auf dem Wege beobachtete ich zum ersten Mal das Auftreten der für die Loangoküste charakteristischen Hyphaene güineensis; diese graciöse Fächerpalme tritt entweder vereinzelt auf, oder noch häufiger bildet sie lichte Haine, die sich in geringer Breite parallel jem Strande hinziehn. Von hier aus gieng ich, die Küste verlassend, landeinwärts durch Savanen, mit ihren wechselnden Beständen von Oelpalmen, Adansonien, verfilzten Gebüschen und Grasdickungen nach Kabinda, das an der schönen Bucht gleichen Namens liegt. Da die sechsstündige Reise erst um zehn Uhr Nachts ihr Ende erreichte, so musste ein grösser Theil derselben in der Dunkelheit ausgeführt «'erden, und die ersten kleinen Reisebeschwerden, freilich der unschuldigsten Art, stellten sich ein. Wo der schmale Pfad dichtes Buschwerk oder saftiges, hohes Schilfgras durch- schnitt, legte die Tipoja die grünen Wogen auseinander wie ein Schiff, welches die See theilt, während die mit dem durchdringenden Schweisse der angestrengten Träger sich benetzenden Zweige auf meinem Gesichte zusammenschlugen. Mehrfach mussten Bäche und stehende Gewässer passirt werden, eine umständliche und dem Neuling gefährlich erscheinende Operation. Einer der Leute geht voran und sucht die Furt, dann folgt die Hängematte unter ängstlichem Hin- und Herreden ihrer beiden Träger. Fällt das Ufer, wie dies häufig geschieht, einige Fuss steil ab, so ist der erste Schritt, den der Vorderträger thut, um das Wasser zu erreichen, ein kleines Ereigniss. Nun liegt die Tipoja stark geneigt, und der Reisende, dessen Füsse sich über dem Wasser befinden, dessen Kopf noch über dem Steilufer schwebt, hat Mühe sich zu halten; erst wenn der hintere Träger denselben gefährlichen Schritt in’s Wasser gethan hat, wird die horizontale Lage wieder erreicht. Der Wasserspiegel streift fast die Hängematte; die beiden Träger tasten vorsichtig auf dem schlüpfrigen oder schlammigen Grund weiter, bis das gegenüberliegende Steilufer erreicht ist. Der vordere Mann erklimmt dasselbe mühsam, der hintere steht noch im Sumpf, meine Füsse schweben hoch oben in der Luft, der Kopf berührt fast das Wasser, und mit Fassung sehe ich noch im letzten Moment einem unfreiwilligen Bade entgegen. Besonders hülflos erschien ich mir da, wo das Wasser den Trägern bis an die Brust reichte. Sie legten alsdann die Tipojastange auf den Kopf während ich mich mit Beinen und Armen daran festklammerte, und gleichzeitig von einem der Reserveleute im Rücken unterstützt wurde. Eine unvorsichtige Bewegung meinerseits konnte die Träger zu Fall bringen, die kaum von der Stelle kamen und in der dunklen Nacht Nichts sehen konnten. Mos- quitos kamen in hellsummenden Scharen herbei und benutzten meine Wehrlosigkeit, mich ungestört und ungestraft zu zerstechen. Die sumpfigen Wasser hauchten ihre gefährlichen Miasmen aus, die feuchte Atmosphäre durchtränkte die Kleider mit Thau, und alle Bedingungen für ein Fieber schienen erfüllt. Doch blieb ich vorläufig1 noch verschont davon, erreichte heiteren Sinnes die Bai von Kabinda und schlug mein Quartier bei einem jovialen, alten Sclavenhändler auf, der Alles that, was er mir an den Augen absehen konnte. Von dieser berüchtigten Classe von Leuten ist nur noch eine kleine Zahl an der Küste vorhanden; sie treiben jetzt ausschliesslich legitimen Handel und erscheinen häufig so gutmüthig und wolwollend, dass man Mühe hat, sie mit ihrer Vergangenheit in Einklang zu bringen. Von allen Orts- oder Landschaftsnamen war der Name Kabinda in Europa wol der bekannteste. Portugal hatte gehofft,'die Loangoküste mit in den Bereich seiner westafricanischen Colonien ziehen zu können; es glaubte den ersten Schritt hierzu gethan zu haben, indem es sich die beiden Herrscher, welche das Gebiet von Kabinda theilen, durch Beweise von Gunst verpflichtete. Diese Politik wäre gewiss durchaus weise gewesen, wenn die Machtverhältnisse jener beiden Herrscher, wie sie der portugiesischen Regierung in offenbar übertriebenen Berichten dargestellt waren, der Wirklichkeit entsprochen hätten. Aber die alten Zeiten waren längst vorbei, wo die Loangoküste mächtige Negerkönigreiche umsäumte, nördlich vom Flusse Tschiloango (50 12' s. Br.) das Königreich Loango, südlich davon das Königreich Kakongo mit dem Vorland von Ngoyo oder Kabinda. Die Tradition hat das Andenken an die Zeit der Könige freilich bewahrt, ihr geheiligtes Blut wird noch heute in den streng geschiedenen, mit Vorrechten überschütteten Nachkommen verehrt, und eine Anzahl starr festgehaltener, vererbbarer Würdentitel giebt Zeugniss von der einstigen Organisation der nun in Trümmer gefallenen Reiche. Trotz
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