Beschaffenheit des Strandes. 41 auch sehr nöthig ist. Denn das Tipojatragen ist eine grosse Kunst, die dem geübten Schwächeren den Vortheil über den ungeübten Stärkeren giebt. Die Schnelligkeit des Fortkommens hängt daher sehr von der Güte der Träger ab und in zweiter Linie von der Beschaffenheit des Strandes. Bei Ebbestand ist dieselbe am günstigsten, weil der breite Saum durchtränkten Sandes eine glatte, feste Ebene bietet; um die Zeit der Flut aber wird diese von Neuem unter Wasser gesetzt, und es bleibt nur der lockere Sand frei, in dem die Träger kaum von der Stelle kommen und sich schweissgebadet vorwärts schleppen. Die Tipojastange wird abwechselnd auf die eine oder andere Schulter und auf den Kopf gelegt; durch kurzen Zuruf avertirt der stärkere Hintermann den schwächeren Vorderträger zum Wechseln. Mit sechs Leuten kann man nicht wol mehr als sechs Wegestunden machen; will man schnell vorwTärts kommen, so muss man durch vorausgesandte Boten in den Factoreien Relais bestellen. Immerhin darf man per Stunde auf nicht mehr als drei bis vier Seemeilen rechnen, bei kurzen Reisen aber kann man deren fünf bis sechs machen. • Ich hatte vortreffliche Leute, so dass die Reise schnell von Statten gieng. Aber ich musste mir doch schon nach kurzer Zeit sagen, dass es für den Reisenden, der beobachten will, kein ungünstigeres Beförderungsmittel giebt als die Tipoja. Man liegt darin wie in einem offenen Sarge, ist weder im Stande zu schreiben, noch die Compass- nadel abzulesen, weil die stossende Bewegung den Körper unausgesetzt auf und nieder schüttelt; man kann nicht rückwärtsblicken, die zunächstliegenden Dinge bleiben verdeckt, das Sammeln naturhistorischer Gegenstände ist eben so unmöglich wie das Entwerfen eines Itine- rars. Ich verliess daher bei dieser ersten Reise sowie bei allen folgenden, bei denen ich mich einer Tipoja bedienen musste, dieselbe sehr bald und legte den grösseren Theil des Weges zu Fuss zurück. Ein Thaleinschnitt, der sich gegen das Meer öffnet, änderte nach wenigen Stunden die monotone Scenerie. Die kahlen, von heftigen Regen ausgewaschenen, vielfach zerklüfteten Steilabfälle hörten auf, und mit dem Verlassen des Strandes betraten wir eine parkartige Landschaft. Von einer erdrückenden Fülle tropischer Vegetation liess sich zunächst auch hier Nichts wahmehmen. Aus dunkelgrünem Gebüsch sah ich das gebleichte Geäst der blätterlosen Adansonia digitata (Affenbrodbaum, Baobab) hervorragen; zwischen den Waldinseln-des welligen Terrains dehnten sich Flächen aus, die mit den geknickten Halmen vertrockneten Grases bestanden waren, und deren braungraue Töne das ernste Bild der Landschaft nicht heiterer
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