für Lebensmittel, denn Handelsproducte werden überhaupt nicht in Banana eingekauft. Dass es sich nur um Lebensmittel handelt, beweist schon das Uebergewicht der Frauen über die Männer. Die Bodenerzeugnisse, die zum Verkauf angeboten werden, sind Maniokknollen und deren Zubereitungen, Bananen, Erdnüsse, süsse Bataten, Pfefferschötchen (Capsicum), Tomaten; ferner werden eine Anzahl magerer Hühner, ein entsprechendes Quantum von Eiern, Hammel mit glattem Haar und frisch gefangene Fische gebracht. Die Preise stehen im Grossen und Ganzen fest, und das Geschäft würde glatter gehn, wenn nicht die Zahlung zu Recriminationen Anlass gäbe; denn das gemünzte Geld ist unbekannt, und jeder Betrag wird in Tauschartikeln entrichtet. Diese werden natürlich häufig bemäkelt, aber meist ohne Erfolg. Die Weiber kauern in ein dünnes baumwollenes Tuch gehüllt auf der Erde, unter sich eifern sie in der Sprache der Eingeborenen, ihren- Klagen gegen die Weissen machen sie in Negerportugiesisch Luft. Neben ihnen liegt der lange, aus Palmenzweigen zusammengeflochtene Tragkorb, den sie auf dem Kopf herbeigeschleppt haben; darin befinden sich die Provisionen, aber auch stets leere Flaschen, die zur Aufnahme Von Branntwein dienen. Alle kleinen Beträge werden in Rum ausgezahlt. Allmählich verläuft sich die Schar, und die aufgekauften Vorräthe wandern zumTheil in die grosse Küche, theils werden sie vertheilt, wenn die Schwarzen ihre Rationen erhalten. Aber das, was. hier eingekauft ist, reicht bei weitem nicht aus, um die vielen Münder (unter ihnen fehlt es auch nicht an „bouches inútiles“) zu befriedigen, welche in Banana um Brod schreien. Für die Schwarzen lässt man aus Süden her, aus Angola, Benguella und Mossa- medes getrocknete Fische und das Mehl der Maniokwurzeln kommen, für die Weissen müssen die Schiffe grosse Vorräthe an Conserven aus Europa Bringen. Noch während ich meine Beobachtungen auf dem Markt niache, die Bewegungen und den Gesichtsausdruck der Eingeborenen studire, mich bemühe, die Laute ihrer Sprache aufzufassen, und feststelle, dass diese Schwarzen eigentlich nur bronzefarbig sind, werde ich durch einen Anblick abgezogen, der mich mit Mitleid erfüllt: eine Reihe-von acht oder zehn Schwarzen geht langsam über den Hof; ein eiserner Ring ist Jedem um den Hals gelegt, eine schwere eiserne Kette verbindet sie miteinander. Ein Jeder dieser Unglücklichen trägt einen Besen in der Hand; sie halten an und beginnen den Hof zu reinigen und zwar mit einer Langsamkeit und Würde, die nicht ganz zu dem niedrigen Amt passt. Das fette und behagliche Aussehen der Kettenträger contrastirt ein wenig mit meinem Mitleid, und die eingezogenen Erkundigungen belehren mich, dass letzteres auch ganz und gar nicht am Platze ist. Die schwarzen Sünder in der Kette büssen irgend ein Vergehen ab, das man selbst bei uns mit Gefängniss bestrafen würde: Diebstahl, Auflehnung gegen die Obrigkeit oder Desertion. Hier tragen sie ihr Gefängniss in Form von Ring und Kette mit sich herum und da sie vermöge dieser Aneinanderreihung nur zu wenigen Diensten verwandt werden können, führen sie ein weniger angestrengtes Leben als sonst und leiden auch nicht unter der dumpfen Luft eines Gefängnisses. Die europäischen Beamten des Hauses haben in der Frühe um sieben Uhr sich bei der Arbeit versammelt; die Ordnung in diesem grossen Organismus wird streng gehandhabt, und die, welche müssig umhersitzen, sind nur als Gäste anwesend. Indessen weiss ich nicht viel mit letzteren anzufangen, weil sie zufällig sämmtlich Portugiesen sind, und ich dieser Sprache noch nicht mächtig bin. Mit Mühe und Noth bin ich im Stande, dem mir zuertheilten Mulek einige wenige Befehle zu geben, verstehe aber nie, was er mir sagt, und setze meinen Rundgang allein fort. Das regste Leben entwickelt sich am Ufer des Creek, welches einem Hafenquai gleicht. Der Ankerplatz übertrifft durch seine geschützte Lage die meisten Rheden der westafricanischen Küste und steht mit den besten (Freetown, Gabun, St. Paul de Loanda) in gleichem Range. Das Fahrwasser ist so tief, dass selbst Schiffe grossen Tonnengehalts direct vom Lande aus, ohne Vermittlung von Booten, befrachtet werden können. Hier sieht man Fahrzeuge der verschiedensten Art, Barkschiffe und Briggs für grosse Fahrt und eine Anzahl von Schoonern, Kuttern und Launches, die zwischen Banana und den africanischen Factoreien hin und her gehen. Die „Normandy“, ein Dampfer, welcher viermal im Jahre die Reise von Rotterdam nach Banana macht, wird erwartet, aber ein kleinerer Dampfer, der „Noordcaper“ ist gerade von seiner Küstenreise zurückgekehrt und bringt, was einige der Haupt- factoreien in jüngster Zeit an Producten eingehandelt haben. Nicht ohne Eifer, aber auch nicht ohne Lärmen, Schreien und Singen sind die Schwarzen beim Löschen und Laden thätig; Mann hinter Mann kommen oder gehen 'sie mit schwerer Last auf Rücken und Kopf, häufig sich gegenseitig anfeuernd. Sie sind nur mit einem einfachen Lendentuch aus leichtem Baumwollenzeug bekleidet, ohne deshalb nackt zu erscheinen. Ein Farbiger hat eben vor dem "Weissen den Vorzug, dass er auch mit Wenigem noch immer leidlich angezogen aussieht. Ein Gang durch die Magazine verschaffte mir den besten Ueber- blick über die Producte, welche auf dem Küstenstrich zwischen dem Loango. I. 3
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