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aus der Heimat kommt, versandt; hierher strömt Alles zusammen, was der Handel in den weit verstreuten Factoreien aufgespeichert hat, hier löschen die ankommenden Schiffe ihre Ladung, hier werden sie mit den Schätzen Africas befrachtet. Auf einer sandigen, sterilen Landzunge, deren eine Seite in bedenklicher Weise von den atlantischen Fluten bespült wird, deren andere gegen einen ruhigen und tiefen Altwasserarm (englisch „Creek“) des Congo abfällt, erheben sich die weit ausgedehnten Wohnhäuser und Magazine des holländischen Handels-Emporiums. Sie sind aus' Holz gebaut, einstöckig, mit sichtbarem Dachstuhl und Fensteröffnungen, die durch Holzladen verschlossen werden können; Dach und Wände sind aussen weiss getüncht und blenden das Auge in der strahlenden Sonne, aber im Innern "ist es luftig und kühl. Ganz anders erscheinen die Wohnstätten jener Hunderte von Schwarzen, die im Dienste des holländischen Hauses stehen und die sämmtlich innerhalb des Etablissements untergebracht sind. Die Flütten erheben sich in mehreren von einander getrennten Gruppen, durch diese Trennung schon äusserlich die verschiedene Herkunft der Insassen andeutend; man könnte sie mit vergrösserten Kartenhäusern vergleichen. Aus den langen Schäften des Papyrus zusammengefügt, erheben sich die Wände etwa zu Mannshöhe; ein Dach aus Palmfiedern bedeckt sie; das einst saftige Grün des verwendeten Baumaterials ist. längst in ein düsteres Braun übergegangen, und da die Hütten, entgegen dem Brauche in den Dörfern, dicht neben einander stehen und weder Strauch noch Baum ihre nächste Umgebung ziert, so ist der Anblick wenig erheiternd. Eine aufmerksame Betrachtung der verschiedenen Schwarzen lehrt bald, dass die Arbeiter-Bevölkerung Bananas aus allen Theilen Africas bunt zusammengewürfelt ist. In schneidenden Gegensatz zu allen übrigen stellen sich die Kruneger; ihr herkulischer Körperbau, ihr Gesichtsausdruck, ihre Sprache, ihre Sitten und insbesondere ihr nationales Selbstbewusstsein zeichnet sie vor Allem vor jener Classe von Negern aus, die man Crumanos nennt. Während die Kruneger sich meist nur auf anderthalb Jahre engagiren lassen und dafür bestimmte Bezahlung erhalten, sind die Crumanos lebenslänglich gebunden, werden gekleidet und genährt, haben aber ändern Lohn nicht zu erwarten; sie stammen meist aus Gegenden, die südlich des Congo liegen, verrichten die niedrigsten Dienste, und auf ihren Gesichtern drückt sich häufig der Stumpfsinn der unterdrückten Kaste aus. Neben diesen giebt es noch freie Arbeiter, häufig sehr intelligente Leute, die das Handwerk von Tischlern und Schiffszimmerern betreiben. Zu diesen liefert das nordwestlieh von Banana gelegene Kabinda das stärkste Contingent. Ein kleines Völkchen für sich bilden die sogenannten Muleks. Das Wort ist der Sprache der Eingeborenen entnommen. Es werden darunter die schwarzen Jungen verstanden, von denen jeder Weisse sich einen zur persönlichen Bedienung hält. Sie sind häufig von vornehmer Familie, warten bei Tisch mit grösser Geschicklichkeit auf und können, wenn sie gut gezogen sind, von grossem Nutzen sein. Aber oft macht man mit den besten die traurigsten Erfahrungen; in dem Augenblicke, wo sie am lautesten auf ihre Treue und Anhänglichkeit schwören, bestehlen sie den Herrn oder laufen davon. Wir hatten bereits in Europa Beziehungen mit den Chefs der „Afrikaanschen Handels-Vereeniging“, den Herren Kerdyk undPincoffs in Rotterdam, angeknüpft, waren mit warmen Empfehlungen an den Hauptagenten in Banana versehen worden und verdankten diesem Umstande eine zuvorkommende Aufnahme. Man vertauscht wol zu allen Zeiten gern die enge Cabine auf schwankendem Schiffe mit einem geräumigen Zimmer auf festem Lande. Nach der Einförmigkeit der langen Seefahrt bemächtigt sich des Reisenden eine Art von Beobachtungshunger, den ich für meinen Theil zunächst an dem bunten Bilde des Lebens in Banana zu befriedigen suchte. Noch hält die Nacht die Bewegung zurück. Es ist kühl, denn wir sind im Winter der Südhemisphäre. Zerrissene Wolken ziehen unter funkelnden Sternen her, und die mit Feuchtigkeit übersättigte Atmosphäre bedeckt die schlummernde Erde mit Thau. Die Feuer der mit der Wache betrauten Kruneger verlöschen, die frierenden Männer kehren zu ihren Hütten zurück, es wird Tag Und noch ehe der erste Sonnenstrahl uns erreicht, beginnt das Leben. Aus der vereinzelt inmitten des Haupthofes sich erhebenden Küche steigt der Rauch auf, auf der Schiffswerft, die längs des Creek sich hinzieht, sieht man europäische Schiffszimmerer'im Verein mit schwarzen Ge- hülfen an die Arbeit gehn, aus der Böttcherei, wo die Fässer für das Palmöl zusammengeschlagen werden, tönt einförmiges Klopfen zu uns herüber, aber ein weit intensiverer Lärm deutet uns an, dass an irgend einer Stelle das weibliche Geschlecht gehört zu werden wünscht. Wir wenden uns dorthin und sehen auf der Veranda, die eines der Magazine umgiebt, einen weissen Mann stehen, der mit grösster Ruhe auf die Menge zu seinen Füssen hinabsieht; ein sauber gekleideter Schwarzer, mit faltigem Lendenschurz, einer enganschliessenden Jacke aus Tricot und einer kleinen Mütze steht hinter ihm in dem eben geöffneten Vorrathsraum, um die Waaren hinauszureichen, und ein lebhafter Tauschhandel beginnt. Der Markt ist eröffnet, d. h. der Markt


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