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tomen der ausgesprochensten Cholera im letzten Stadium, wie ich sie oft während des österreichischen Krieges in den Lazarethen zu Brünn zu beobachten Gelegenheit hatte, fehlte kein einziges. Uebrigens kam dieser Patient gegen jede Erwartung mit dem Leben davon und genas danach von seinen Fieberanfällen überhaupt überraschend schnell, gleich als ob dabei der Körper sich von all dem lange beherbergten Gifte befreit hätte. Die häufigsten schweren Fälle bilden aber solche, welche mit copiösen Entleerungen von Blutfarbstoff im Harne ähnlich wie beim gelben Fieber einhergehen. (S. Deutsche militair-ärztliche Zeitschrift 1877 p. 487. Febris remittens haemorrhagica.) — Wenn damit im Grossen und Ganzen ein Bild des Auftretens africanischer Fieber gegeben ist, so bleibt noch der Zustand zu erwähnen, der sich bei allen viel an Fieber Leidenden allmählich herausbildet, und den wir unter dem Namen „Kachexie“ zusammenfassen. Sie thut sich durch erdfahle, graugrünliche Hautfarbe, blasse Lippen und Schleimhäute, Abmagerung, Gemüthsverstimmung, Anschwellungen der Füsse, erschwerte Verdauung und andere unverkennbare Symptome tiefster Ernährungsstörung kund, welche, wenn nicht bald und gründlich eingegriffen wird, den Betroffenen unvermeidlich dem Grabe zuführen. — Die Hautkrankheiten, welche nach Zahl und Häufigkeit ihres Auftretens die zweite Rolle einnehmen, sind zwar unangenehmer als an sich gefährlich, können aber durch ihre auf die Dauer peinigenden Reize die Disposition zu schweren Allgemeinerkrankungen schaffen. Als einfachste Erscheinung ist die durch directe Einwirkung der Sonnenstrahlen bedingte Hautröthung zu erwähnen, welche zwar leicht durch genügend schützende Bedeckungen und Vorsicht vermieden werden kann, aber namentlich von Neuankömmlingen nicht vermieden wird. Schon auf dem Schiffe, auf welchem, sobald die heisse Zone erreicht wird, ein über das Hinterdeck zeltartig gespanntes Segel die Passagiere zu schützen bestimmt ist, macht man unangenehme Erfahrungen, wenn man über Bord gelehnt dem Wogenspiel zuschaut, oder die das Schiff zeitweise begleitenden Delphine und Seevögel beobachtet. Wer sich daran nicht genügen lässt und, wie ich zu sehen Gelegenheit hatte, auf Jagdtouren in der Mittagshitze Brust und Arme frei lässt, um der kühlenden Luft besseren Zutritt zu gewähren 8 nur Einer von uns vermochte dies leider ungestraft zu thuen — darf sich freilich nicht wundern, wenn die Verbrennung intensiver wird, Blasen entstehen und die ganze Oberhaut der betroffenen Stellen sich ablöst. In wie wunderbar hohem Grade aber dennoch die Natur sich in einzelnen Ausnahmefallen zu accommodiren vermag, hatte ich in Kikombo einmal zu sehen Gelegenheit. • Dort kam ein Europäer in einem kleinen Fahrzeuge ohne jede Kopfbedeckung und ohne Schuhwerk, überhaupt nur auf das Nothdürftigste bekleidet, das Meer an der Küste entlang gefahren und' hatte sich so stundenlang der Sonne ohne Folgen ausgesetzt. Er habe überhaupt keinen Hut, hiess es, und lebe wie ein Neger. Seine Haut war allerdings mächtig gebräunt und seine Erscheinung derartig, dass jeder Neger vor ihm den Vorzug verdiente. Auch in Cabo Lombo sah ich ein Individuum, das, heruntergekommen wie jener, seiner Constitution unendlich viel bieten dürfte. Wie lange Beide es noch getrieben haben, ist mir unbekannt geblieben, doch hatten sie schon eine Reihe von Jahren in solcher Weise ohne Schaden gelebt, als ich sie sah. Ein anderes, von Allen, die heisse Gegenden bereist haben, wolgekanntes Leiden ist der „rothe Hund“, prickly heat, Hitzpickeln, das namentlich zur Regenzeit auftritt, wenn wegen des grösseren Wassergehaltes 'der Atmosphäre die Verdunstung weniger schnell vor sich geht, und die Haut sehr durch das auf ihr haftende salzige Secret vorzüglich an den mit Kleidern bedeckten Stellen gereizt wird. Es erscheinen dann zahlreiche stecknadelkopfgrosse Knötchen auf rothem Grunde, die ein peinigendes Juckgefühl bedingen, durch dessen Befriedigung der entzündliche Zustand natürlich vermehrt wird. Bei allen Gelegenheiten, welche das Blut in höherem Grade den Capillaren zuführen, als beim Niesen, Erschrecken, Bewegen, Essen, Trinken und dergleichen empfindet man dann ein schmerzhaftes Stechen, wie von unendlich vielen Nadelspitzen, und so kann das Uebel durch das damit verbundene Unbehagen und die daraus entspringende Schlaflosigkeit den Körper in hohem Grade herunterbringen. Diese Entzündung der Schweissfollikel hat den Meisten von uns sehr zu schaffen gemacht, da in den Regenzeiten fast Niemand ganz verschont blieb, wenn auch der Eine mehr, der Andere weniger zu leiden hatte, je nach der Cur, welche er sich verordnete. Wer in Seebädern Heil suchte, hatte — den einen unverwüstlichen Gefährten ausgenommen — bald keine freie Stelle am ganzen Körper; wer Waschungen recht oft und reichlich zur Kühlung anwenden zu müssen meinte, sah das Leiden gleichfalls eher zu- als abnehmen. Aehnlich ergieng es auch mit Perubalsam, und nur wer ein trockenes reizloses Verhalten mit Bepudern der ergriffenen Stellen beobachtete, sah nach und nach das Uebel schwinden. Es giebt nämlich ohne Frage keine eigensinnigeren und schwerer zu behandelnden Patienten als Reisende. Das beste ist immer, sie, wo es irgend geht, in ihrem Ideengange zu belassen, denn wenn solche harte Köpfe sich einmal etwas zurecht gelegt haben, so bringen die Vernunftgründe der ganzen Welt sie zu keiner fentgegengesetzten Ueberzeugung. Als Beleg hierfür kann ich folgende curiose Geschichte anführen. Ich wurde zu einem älteren Herren an der Küste gerufen, der im Fieber lag und mir nun haarklein auseinanderzusetzen versuchte, dass er einen Kloss im Magen habe, von dem die eine Hälfte schon in das Blut übergegangen sei und die andere nun schnell entfernt werden müsse, zu welchem Zwecke ich ihm Baldriantropfen geben möchte. Solche Dinge sind nicht wunderbar in Gegenden, wo Jeder sein eigener Arzt ist und sich nicht nur selbst, sondern auch andere, namentlich seine Leute, nach alten Ueberlieferungen behandelt. Hat er Jahre hindurch mit einer gewissen Zahl von Mitteln gewirthschaftet, ohne gerade direct geschadet zu haben, so kommt er naturgemäss zu der Ansicht, ein ganz vortrefflicher Heilkünstler zu sein. Bemerkenswerth ist ferner,. dass durch Mosquitostiche leicht Anlass zu ausgedehnten Hautleiden gegeben werden kann, namentlich wenn nach unmässigem Kratzen Staub und andere Unreinlichkeiten. sich, in die von der Oberhaut ent- L o a n g o . I I . ' .12


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