ihnen gewährte, nicht änderte, musste ich mit schwerem Herzen an denVerkauf der Station und den Transport der Leute denken. Beides war so einfach nicht. Die erste und wichtigste Frage war die, woher das Schiff zu beschaffen sei, das den Rücktransport übernehmen könne. An den englischen Postdampfer war nicht zu denken, da er nur bis St. Paulo de Loanda gieng, der dortigen Regierung aber die Last der Weiterbeförderung nicht aufgebürdet werden durfte. Wohin ich auch Boten an der Küste entlang bis nach Pontanegra sendete, nirgends erhielt ich günstige Antwort. Der Kutter des Einen war zu klein, so viele Personen aufzunehmen, der des Anderen überhaupt nicht im Stande, eine so weite Reise zu wagen, und ein dritter schon seit längerer Zeit verloren gegangen. Da war denn die Antwort des holländischen Hauses, an das ich mich gleichfalls gewandt hatte, eine um so angenehmere Nachricht, als der Hauptagent in Banana sich nicht nur erbot, den Dampfer sofort in See gehen zu lassen, sondern den Preis für die Ueberfahrt nur auf 50 £ . ■ normirte, d. h. gerade soviel, als ihm Unkosten für verbrauchte Kohlen dabei entstanden. Nachdem diese Sorge beseitigt war, handelte es sich darum, alles überflüssige Material der Expedition, das ohne besonderen Werth für Europa, grosse Frachtkosten bei der Mitnahme verursachen musste, möglichst hoch an Ort und Stelle zu verwerthen, das gute dagegen auszusondem und wasserdicht zu verpacken. Dann musste ferner ein gewisses Quantum an Stoffen und Rum als Abschiedsgabe für die verschiedenen Häuptlinge der Gegend angesammelt und nach gehöriger Abwägung der Würdigkeit vertheilt werden, während eine bei Weitem grössere Menge als Ausstattung für die Heimkehrenden bereit zu halten blieb. Besser und leichter, als wir Alle geglaubt hatten, Hessen sich die Geschäfte allmählich abwickeln, und diese Leichtigkeit gerade zeigte von Neuem, in welcher Weise wir an Ort und Stelle festen Fuss gefasst hatten; denn Geschäftsauflösungen werden im Allgemeinen an der Küste sehr gefürchtet, weil sie fast regelmässig zu Conflicten mit der Bevölkerung führen. Unsere Palaver aber, die wir selbst einberiefen, Hefen in jeder Weise glatt ab. Immer blieben wir Herren der Situation, gaben, was wir nach langer Gewohnheit für Recht erkannt hatten, und schickten die Betreffenden heim, wenn wir die Zeit dazu gekommen glaubten. So geschah es, dass die ganze Auflösung, für welche man in der Heimat eine bedeutende Summe zu bewilligen sich veranlasst gesehen hatte, fast gänzlich ohne Kosten bewerkstelligt werden konnte, da dieselben aus dem Erlös des Vorhandenen gedeckt wurden. Es war sogar noch ausserdem möglich, den Europäern, welchen die Expedition sich besonders verpflichtet glaubte, werthvolle Erinnerungen mit der Bitte zuzusenden, etwa späteren Sendboten deutscher Nation eine gleich liebenswürdige Unterstützung wie uns angedeihen zu lassen. Dann erst kam als Letztes und Schwerstes die Abgabe der Station an die Reihe. Da Niemand bei dem stockenden Handel die Absicht hegen konnte, neue Factoreien zu gründen, sondern im Gegentheil bald hier bald da bereits bestehende geschlossen wurden, so waren natürHch Reflectanten für unsere Besitzung nicht vorhanden, und ich war froh, als mir von dem früher in Tschintschotscho ansässig gewesenen Händler derselbe Preis von 50 £., den wir vor drei Jahren gezahlt hatten, für die so ungemein erweiterten Baulichkeiten geboten wurde. Jedoch musste ich seine Gründe für die niedrig bemessene Summe anerkennen; denn die Plantagen nützten ihm wirklich Nichts, da er nicht Leute genug hatte, sie zu behüten und bearbeiten zu lassen, und ebenso waren die weitläufigen Bauten für ihn zwecklos, da er nur ein Wohnhaus, das zugleich das Waarenmagazin barg, nöthig hatte. Er beabsichtigte, zu günstigerer Zeit dem anderen noch vorhandenen Händler Concurrenz zu machen, und dazu genügte ihm ein kleines Besitzthum, das er sogar unschwer von den Negern direct erwerben konnte. So schloss ich denn den Handel ab; reichte doch das Geld gerade hin, um die Leute mit einem holländischen Dampfer nach Novo Re- dondo zurückzuführen. Am 1. Mai erschien das dazu bestimmte Schiff „Banana“ in Landana, und die Einschiffung erfolgte glückHch trotz der sehr schweren Calema, trotzdem ein Boot umschlug, und alle Habseligkeiten der Insassen durchnässt wieder aus dem Meere gefischt werden mussten. Nachdem der Capitain noch das Ueberwei- sungsschreiben an die portugiesische Regierung an sich genommen, führte er die Leute frei, voU Hoffnung und Freude ihrer alten Heimat wieder zu. Auch wir waren am Endpuncte unserer Thätigkeit angelangt, und als alle Kisten mit den Sammlungen und werthvollen Utensilien wolverpackt und nach Landana vorausgeschafft waren, verliessen wir unser Gehöft, die gewesene deutsche Station. Ohne irgendwelche Störung von Seiten der Eingeborenen, welche wol weil ihnen eine grosse Einnahmequelle verloren gieng, im Gegentheil traurig umherstanden und uns vielfach Abschied nehmend noch eine Strecke weit begleiteten, begaben wir uns nach Landana, um uns anderen
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