die Tüchtigkeit unserer Leute zeigte und sie enger mit uns verband, während unser Ansehen durch die entfaltete Macht so befestigt wurde, dass wir uns nun auf alle Zeiten vor Erpressungsversuchen oder irgendwelchen Rechtsverhandlungen sicher fühlen durften. ' Es gewährte eine eigene Genugthuung, wenn man in diesem Gefühl der Erstarkung nach aussen einen Blick auf die nunmehr vollendete Station warf und sich die Zeit der Gründung derselben in das Gedächtniss zurückrief: damals hatte ein ziemlich schadhaftes Wohnhaus und eine eben solche Küche bestanden; beide waren den Verhältnissen entsprechend umgewandelt und nahmen sich nun stattlich aus. Daneben war ein zweites Wohnhaus mit festen Magazinen, ein Waschhaus, Skeletir- und Trockenhaus für Sammlungen nebst Pulvermagazin erbaut worden. Südlich dehnte sich ein gepflegter Garten für den täglichen Bedarf, nördlich reihten sich fünfundvierzig Hütten in geraden Linien mit breiten, dazwischen liegenden Strassen aneinander, während abseits ein grösser überdachter Kaum theils als gemeinschaftliche Küche und Arbeitsplatz bei Regen, theils als Laza- reth diente. Rund herum, jenseits der festen Umzäunung, dehnten sich, fast so weit das Auge reichte, die mit Mais, Maniok und Erdnüssen bepflanzten Felder aus, reiche Ernte versprechend. In den Ställen befanden sich Ziegen, Hühner und Enten in gutem Zustande; am Strande lag ein neues grosses Canoe, mit dem, sobald ein Fischnetz fertig gestellt war, Versuche gemacht werden sollten, den täglichen Fleischbedarf zu beschaffen. Alle diese weitsehenden Vorbereitungen waren in der Absicht getroffen worden, dass im Falle einer ungünstigen Antwort aus Europa der Platz mit dem gesammten Material von Gegenständen und Leuten später unter anderer Hand noch gedeihliche Frucht tragen möchte. Die Antwort auf unsere Eingabe traf am 26. Februar ein und lautete dahin, dass die Station aufzulösen sei. Unser Plan, von Neuem in Banga am unteren Kuilu, also nicht weit von der Küste, jedoch in günstigerer Lage als bisher eine Station anzulegen, um von dort aus erst schrittweise vorzugehen, hatte unter den augenblicklichen Verhältnissen nicht gebilligt werden können. Das Missgeschick, welches die Expedition andauernd begleitete, hatte das Vertrauen auf ausgiebige Erfolge in weiten Kreisen erschüttert. Den grossartigen Leistungen anderer Nationen gegenüber, die gerade in diese Zeit fielen, brauchte man auffälligere Resultate, um das Interesse wach zu erhalten und die nöthigen Summen zur Bestreitung der bedeutenden Kosten zusammenzubringen. Eine in der Nähe der Küste angelegte neue Station könnte demnach, meinte man, den Intentionen der Gesellschaft nicht entsprechen; da sich jedoch das Material der Träger so ausgezeichnet bewährt habe, so gestatte man, dass ein Mitglied der Expedition, Dr. Pfechuel-Loesehe, mit circa 30 Leuten einen Vorstoss in das Innere versuche. Dies \vurde nach reiflicher Erwägung aller Verhältnisse abgelehnt, da unter den auferlegten Bedingungen nach unserer Ueberzeugung grosse räumliche Erfolge, wie man sie in der Heimat verlangte, nicht zu erzielen waren: wir haben oben schon auseinandergesetzt, dass wir nur das etappenweise Vordringen für vortheilhaft halten; und somit wurde denn zur Auflösung der Station geschritten. Als den Leuten die Alternative gestellt wurde, entweder auf unserem Grund und Boden im Besitze sämmtlicher Plantagen und Baulichkeiten zu bleiben, oder Jeder mit einem gewissen Quantum an Zeug und anderem nöthigen Besitz versehen nach ihrer ursprünglichen Heimat zurücktransportirt zu werden, entschieden sie sich einstimmig dahin, zu bleiben, und arbeiteten unverdrossen auf ihrem baldigen Eigenthum fort. In kurzer Zeit jedoch machte sich eine andere Stimmung geltend. Einmal konnten sich die beiden bisherigen Aufseher über das Recht des Aeltesten in dem nun zu begründenden Dorfe nicht einigen, bildeten jeder eine Partei und haderten unter einander. Dann aber scheuten sich die Eingeborenen der Umgegend und vielleicht auch die Weissen, ein so anerkannt kriegerisches und durchgebildetes fremdes Element mitten unter sich Wurzel fassen zu lassen, und arbeiteten in ihrer Weise sehr wirksam daran, dieses zu hintertreiben. Nach einiger Zeit kam der erste Anführer kleinlaut zu mir und setzte auseinander, dass er nach unserem Fortgange in kürzester Frist von den anderen Negern würde getödtet werden, nicht offen durch Waffen, sondern indem er der Hexerei oder irgend eines Vergehens würde angeklagt und verurtheilt werden. Die Neger der Umgegend seien sehr schlechte Menschen; das hätten sie wieder bewiesen, indem sie schon jetzt zweien von mir entlassenen Leuten die geschenkten Flinten abgenommen hätten. Ebenso würde es ihnen Allen, gehen, man würde sie unter falschen Vorspiegelungen einzeln in die verschiedenen Dörfer locken und, wenn sie genügend zersplittert wären, zu Sclaven machen, die reiche Besitzung aber an sich reissen. — Der andere Führer sprach sich in ähnlicher Weise aus und versicherte, sie würden alle gern bleiben, sähen aber nicht ab, wie sie bestehen sollten; und ebenso erklärte die darauf zusammengerufene Mannschaft, unter den obwaltenden Umständen lieber in die Heimat zurückkehren zu wollen. Als ihr Entschluss sich nach einer kurzen Bedenkzeit, die ich
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