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fleischigen Früchte der Oelpalme in unermesslicher Fülle liefern. Die Europäer kaufen das Oel meist aus zweiter Hand, und da es immer in sehr unreinem Zustande gebracht wird (oft absichtlich verfälscht), so findet sich auf jedem Hulk ein grösser Raum, in welchem das als feste Masse angelangte Oel in eisernen Kesseln ütjer Feuer zerlassen und dann geprüft wird. Ein anderer, viel kleinerer Raum ist der „Shop“, ein Mittelding zwischen einem Kramladen und einer Jahrmarktsbude, wo all die vielen Herrlichkeiten des Tauschhandels auf- gestellt sind, und wohin der eingeborene Kaufmann behufs Abschlusses eines Handels geführt wird. Da die Mode in Afnca eine nicht minder grosse Rolle spielt als in Europa, so hängt sehr viel davon ab, namentlich dass in den Mustern und Farben der Zeuge der Geschmack des Negers richtig getroffen werde. In einem solchen Kramlager sind die mannigfachsten Dinge ausgestellt: Zeuge, Rum, Gewehre und Pulver, Messer und irdenes Geschirr spielen die Hauptrolle. Die Wohnungen für die weiSsen Händler sind auf Deck aus Bretterverschlägen errichtet. Es ist luftig und kühl daselbst, und wenn der Europäer den Sinn für Ordnung und Schicklichkeit nicht verloren hat, so sind diese Aufenthaltsorte durchaus nicht ohne Comfort. Ich konnte mir einen Einblick der angenehmsten Art nach dieser Richtung verschaffen, indem ich einer Einladung des Consul Hopkins folgte, des Südafrica-Reisenden, den das Geschick eine Zeit läng in die Aequatorial-Gegenden verschlagen hatte. Doch sind derartige Beispiele ungeschwächter Energie, wissenschaftlicher Beschäftigung und heiterer Lebensanschauung selten, und im Allgemeinen führen die Weissen ein beklagenswerthes Leben. Ausserhalb der Tagesstunden, wo der Handel sie in Anspruch nimmt, bleiben sie meist unthätig; sie erschlaffen allmählich, werden melancholisch und nicht wenige suchen dann in starken Getränken einen vergiftenden Trost. Es ist die Schattenseite der Hulks, dass die räumliche Beschränkung den Insassen zum halben Gefangenen macht; — gewiss sind die so Beengten mehr zu beklagen, als zu verurtheilen. In Bonny war uns endlich Gelegenheit gegeben, an Land zu gehen. Ich besuchte das als Bonnytown bekannte Negerdorf, wo mich Alles in ursprünglicher Naturwüchsigkeit anlächelte, wo dem Blicke fremdartig war, was ihm begegnete. Es wird den meisten Reisenden ähnlich ergehen, wenn sich mit einem Schlage eine neue Welt vor iljnen aufthut; sie werden anfänglich schlecht, aber mit um so innigerer Theilnahme beobachten, weil nicht allein ihr Auge und ihr Verstand thätig sind, sondern auch ihre Seele mitempfindet. Die Strassen von Bonnytown sind gewunden und ausserordentlich schmal, so dass kaum für zwei Menschen Platz bleibt. Die Häuser sind aus Lehm aufgeführt, der durch senkrecht aufgestellte Doppelgitter von Palmenrippen die nöthige Festigkeit erhält. Auf unentwirrbaren Pfaden gelangt man endlich zum Schädelhause, in welchem sich Hunderte von Schädeln aufgehäuft finden. Im südäquatorialen Africa giebt es derartige Ansammlungen von Menschenschädeln nicht, wol aber, wie wir später noch sehen werden, solche von Thierschädeln. Den Europäer, der die Alpen kennt und die dortigen Schädelhäuser gesehen hat, wird der Anblick in Bonnytown weniger erschrecken als der Gedanke des barbarischen Ursprungs. Man sagt, der Einfluss der Missionare in Bonny habe der weiteren Uebung der wilden Sitte Einhalt gethan, aber vielleicht wird sie nur an anderer Stelle fortgesetzt. Eine Missionsstation existirt in einiger Entfernung von dem Orte; sie wird von eingeborenen Missionaren verwaltet; man findet eine Kirche, eine Schule und ein Wohnhaus. Meine Wissbegierde trieb mich dahin und wurde entsprechend belohnt. Der Missionar und seine Gattin, obwol beide schwarz, empfingen mich nach allen Regeln der Kunst in ihrem Besuchszimmer, und die Sache wickelte sich so steif ab, wie bei uns eine Visite auf dem Theater. Es herrschte überall die grösste Sauberkeit, und der Aufenthalt im Hause war um so angenehmer, als draussen die stechende Mittagssonne über den sumpfigen Bänken und Pfützen des Ufers stand und eine fieberbrütende Treibhaus-Atmosphäre erzeugte. In der Nähe der Ortschaft fehlte es nicht an den bekannten Culturen von Yams, Maniok und Bananen. Ein Uferwald, nur durch einen schmalen Strich freien Terrains vom Flusse getrennt, machte mir einen überwältigenden Eindruck. Denn hier wurde ich zum ersten Male in jene ungeahnte Fülle und Mannigfaltigkeit tropischer Vegetation eingeführt, die ihren Ursprung vornehmlich den gewaltig wuchernden Schlinggewächsen verdankt. Auf den Schultern eines Negers passirte ich die Wasserlachen des schmalen, schlüpfrigen Pfades und gelangte von Neuem nach Bonnytown. Ich schlenderte noch lange in den gewundenen Strassen und auf dem grossen Vorplatze der Ortschaft umher, ohne irgendwie belästigt zu werden.. Die Eingeborenen (Männer wie Frauen sind nur mit einem Schurz bekleidet) näherten sich zuweilen zutraulich, indem sie die Hand reichten und beim Zurückziehen mit dem Finger schnalzten. Das häufige Auftreten der hellen, röthlich gelben Hautfarbe, namentlich vieler Weiber, fiel mir auf; auch habe ich später nie wieder einen so weiten Spielraum in der Nüance eines und desselben Stammes beobachtet.


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