vorüber und der Graupapagei wie am Morgen in volkreichen Flügen bei nimmer stockender Unterhaltung heimwärts. Bricht das Dunkel herein, so lässt ein widerliches Geschrei noch verspätete Ibis (I. caffrensis) erkennen, und die tiefen Guttural töne des Sporenkukuks (Centropus Anselli) hallen schaurig durch die Dämmerung, bis schliesslich Alles verstummt, und nur die Cicade den lichtscheuen, leicht beschwingten Jägern der Nacht, den schwer erreichbaren Eulen, das Signal giebt, dass ihr Reich begonnen hat. So bietet der Hochwaldgürtel einen unbeschreiblichen Reiz, einen mächtigen Zauber; aber wehe dem, der sich unachtsam in ihm verliert! Dann wird ihm zur Qual, was erst so hoch entzückte, und er entbehrte gern alle Reize für wenige Tropfen Wasser, den lechzenden Gaumen zu netzen. Das lernte ich kennen, als ich bei einem Ausfluge am frühen Morgen den Compass einzustecken vergass. Die Leute hatten nämlich eines Abends Schweine gespürt und durch diese Nachricht das ganze Lager in angenehme Aufregung versetzt. Jeder nahm sich vor, am Morgen sein Heil in der Auffindung derselben zu versuchen und putzte sein Gewehr noch einmal so emsig als sonst, suchte die verstecktesten Rostflecke auf und legte das Zeug in Ordnung neben sich hin. Wie aber so oft einer grösseren Erregung eine um so beträchtlichere Abkühlung folgt, so war es auch hier. Beim Erwachen sah ich sämmtliche Schwarze im tiefsten ruhigsten Schlafe herumliegen und erhob mich halb ärgerlich, halb erfreut, weil ich hoffte, vielleicht mit Beute triumphirend heimkehren zu können, nahm die Büchse zur Hand und schlug mich, die von den Jägern angedeutete Richtung im Auge behaltend, in das Dickicht. Je nach der Zugänglichkeit benutzte ich die freieren Stellen zum Vorwärtskommen oder arbeitete mich mühsam durch, wenn nach dem durch die Bäume schimmernden Licht günstiges Terrain vorzuliegen schien. Ich mochte etwa anderthalb Stünden gegangen sein, als ich zufällig den Schlüssel zum Vorrathskasten in der Tasche fühlte und mir sagen musste, dass in Folge dessen weder der Gefährte zu einem Imbiss kommen, noch die Leute ihre spärliche Ration erhalten konnten. Ich lenkte meine Schritte • sogleich heimwärts und war bereits eine geraume Zeit gewandert, als ich mir nicht verhehlen konnte, dass ich auf falschem Wege sei. In meiner Unruhe am Morgen, und da ich überhaupt nicht beabsichtigte, lange auszubleiben, hatte ich den Compass beizustecken vergessen, und so war denn, da noch dazu Wolken die Sonne hinter einem gleichmässig grauen Schleier verbargen, an ein Orientiren nicht zu denken. Ich konnte mich nur meinem Instinct überlassen, der nach dieser Seite hin gerade sehr mangelhaft ausgebildet ist und mich, wie ich kaum anders erwartete, die richtige Route verfehlen liess. Ich mar- schirte, so weit das Gestrüpp dies zuliess, rüstig fort, überkletterte gefallene Baumriesen, durchschnitt im Wege hängende Lianen und bahnte mir, mit, der Büchse das Gewirr niederdrückend, einen Weg durch die starren Ranken der „Mansombe“. Diese entsetzliche Plage des Jägers wuchert wie zu seinem Hohne überall in üppigster Fülle. Nicht nur, dass sie durch geräuschvolles Zusammenschlagen der harten Blätter beim Durchwinden jedes lebende AVesen weithin verscheucht, sie hindert auch derartig jede freie Bewegung, dass man in ihr das Grauen des Schwimmers empfindet, der sich plötzlich Schlingpflanzen um seine elastischen Glieder legen fühlt. Es überkam mich daher fast eine Regung der Dankbarkeit gegen den dickhäutigen Beherrscher der Flüsse und Sümpfe, als ich mich in seine labyrinthischen Wechsel retten konnte, die mich nach einer Seite sicher zum Wasser führen mussten. Diese Gänge konnte ich vielfach nur passiren, indem ich auf allen Vieren kroch und die Büchse vor mir herschob. Wenn mir in solch einem Augenblick einer jener Kolosse auf einem gemüthlichen Spaziergange zur Weide begegnet wäre oder gar eine Familie! Wie würden sie erstaunt inne gehalten haben und ich auch, denn in dieser Situation wäre mir ein so unvermuthetes Jagdglück durchaus nicht erwünscht gewesen! . Wirklich gelangte ich nach einiger Zeit an den Fluss. Zur Rechten sah ich in der Ferne eine Insel liegen, die mir bekannt vorkam; dort musste das Lager sein. Am Wasser entlang zu gehen war leider ganz unmöglich, ich konnte mich nur zurück in die eben verlassenen Thierpfade begeben, sonst war Alles undurchdringlich. Sobald es gieng, musste ich versuchen, in der bezüglichen Richtung durchzubrechen. Endlich gelang es. Eine Stunde mochte verflossen sein, als ich mich wieder vor ähnlichen Pfaden befand, welche mich nach einiger Zeit in meine eigene Spur zurück und schliesslich wieder an den Fluss brachten. Es war Mittag. Ich trank in langen Zügen, denn die Hitze des Fiebers hatte sich zu der des Tages gesellt, und wenn ich mich auch im Ganzen kräftig fühlte, so hatte mich doch'Schon geraume Zeit heftiger Durst gequält. Wenn ich nur die einzuschlagende Richtung aus der Strömung hätte erkennen können! Aber machte denn eben jetzt Ebbe oder Flut ihren verspäteten Einfluss geltend, floss das Wasser dem See zu oder zum Kuilu ab? Ich beschloss von neuem der Insel zuzumarschiren und noch besser darauf zu achten, dass ich
27f 32-1
To see the actual publication please follow the link above