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hatte die geringste Artenzahl aufzuweisen, während sich die in der Nähe der Flussmündungen liegenden Strecken reichhaltiger zeigten. Das ist auch natürlich, da nicht nur Vertreter aus dem Hochwaldgebiet dem Flusslaufe folgen und sich bis zur Mündung verfliegen, sondern bei diesen Riesenströmen sogar Gäste von der ändern Küste mitgebracht werden. In dieser Zone fällt namentlich das Heer der Finken und Webervögel auf, von denen letztere in Scharen auf Oel- palmen oder anderen günstig gelegenen Bäumen ihre künstlichen Nester anbauen, die dann wie unendlich viele grosse Früchte vom Winde geschaukelt herabhängen. Das Material dazu gewinnen sie aus den Fiederblättern der immensen Blattwedel, die sie immerfort flatternd mit den Schnäbeln einfeilen, dann das untere Stück fassen, in schmalem Streifen lostrennen und damit eilig davonfliegen. Es ist kaum glaublich, in wie kurzer Zeit ganze Palmen völlig geplündert G y p o h ie r a x a n g o le n s is . werden, so dass sie ein unschönes, besenartiges Ansehen erhalten. Von Finken fällt vor Allen der Hausspatz (Passer Swainsoni)' auf, dem der ewige Sommer mit einem helleren, eleganteren Kleide zugleich eine melodischere Stimme verlieh, als wir sie bei seinem nordischen Verwandten vernehmen. Neben ihm sind die Feuerfinken im prächtigsten Roth, die Schmetterlingsfinken im reinsten Himmelblau und die langschwänzigen Wittwen im schwarzweissen oder schwefelgelben Hochzeitskleide ein wunderschöner Schmuck der Landschaft. Ferner ist hier die Familie der Würger mit ihren kräftigen, volltönenden Stimmen zahlreich, ebenso die metallisch schimmernden kleinen Honigsauger, die Bartvögel, Fliegenschnäpper und schwalbengleichen Bienenfresser und die Eisvögel vom riesengrossen Ceryle Sharpii bis zum zwerghaften Alcedo cristata. Die Leichtschnäbler öder Nashornvögel sind noch selten; es kommen nur zwei Arten (Buceros melanoleucus und fistulator) vor, während der angolensische Adler in beliebig vielen Exemplaren zu erlangen ist. Das dritte Gebiet und zugleich das reichste ist der Hochwald- gürtel, in dem wir uns augenblicklich befanden: Während hier am frühen Morgen Flüge auf Flüge von schwatzenden Graupapageien vorüberziehen, dann glockenartige Töne oder signalartiges Pfeifen fast melancholisch von beiden Ufern ineinander klingen und nach und nach verhallen, erwacht allmählich die ganze Vogel weit und singt jubelnd dem neuen Tage entgegen. Später laufen die verschiedenen Schnepfen und Wasserläufer, eifrig mit den langen Schnäbeln nach Würmern suchend, an den schlammigen Ufern hin und her. Edelreiher, die gewöhnlichen Arten überragend, wechseln mit dem wollhalsigen Storch (Ciconia episcopus) ab, der den Hütten bauenden Umbervogel (Scopus umbretta) friedlich neben sich duldet. Das Nest des letzteren stellt nämlich einen runden, kugelartigen Bau vor, der i'/2 Meter in der Länge, 1 Meter in der Breite und ebenso viel in der Höhe misst; es B u c e ro s a tr a tu s . liegt meist auf Baumstumpfen oder GabelzWeigen in geringer Entfernung über dem Wasser, besteht aus dürren Zweigen, trockenen Gräsern und Laub und besitzt im unteren Drittel eine etwa handgrosse runde Eingangsöffnung. Steht die Sonne hoch am Himmel, so sieht man fast nur noch Flussschwalben dem Fange nachgehen oder Trauerfliegenfänger (Musci- capa lugens) aus überhängendem Gebüsch blitzartig Vorkommen und wieder verschwinden. Gegen vier Uhr beginnt neues Leben: Wieder beginnt der laute Ruf der blauen, schön behaubten, grösseren Fruchtfresser und der gurrende der kleineren Helmkukuke (Corythaix persa), die dann in stolzer Haltung vertrauensvoll der Antwort lauschen. Der Schreiadler (Haliaetos vocifer) sucht einzeln auf hoher Warte weithin ragender Aeste schon vor 6 Uhr seinen Schlafplatz auf, und der Schlangenhalsvogel (Plotus Levaillanti) besetzt in Masse abgestorbene besonders günstig liegende Bäume. Dann zieht der Riesennashorn- vogel (Buceros atratus) mit rauschendem Flügelschlage paarweise


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