gemacht, ohne Aussicht im Lager Nahrung zu finden. Langsam nur zogen wir heimwärts, immer noch hoffend, dass uns das Jagdglück günstig sein würde, aber vergebens, Dieser Abend sah uns verdriesslich am Lagerfeuer gegenüber sitzen und nachdenklich in die zusammengeschobenen Gluten starren. Je weniger wir sprachen, um so emsiger tauschten die Gruppen an den anderen Feuern ihre Erfahrungen aus. Die mitgewesenen Ruderer wurden nicht müde, den Zurückgebliebenen alle Details des Jagdausfluges zu schildern. Bald grunzten sie oder schnaubten, bald sprangen sie gesticulirend herum, um die Bewegungen der Verwundeten wiederzugeben. Freilich sie hatten die Sorgen nicht, die uns drückten, und bauten zuversichtlich darauf, dass wir Rath schaffen würden. Wirklich hätten wir nicht nöthig gehabt, uns mit trüben Zukunftsideen schliesslich hinter die Mosquitonetze zurück zu ziehen. Die Jagd war besser ausgefallen, als wir dachten, denn am ändern Morgen brachte uns derselbe Fischer die Nachricht, dass ein todtes Mvubu auf dem Wasser treibe, dass abör auch viele Neger bereits beschäftigt wären, eszu zerstückeln. Wie diese Nachricht uns elektrisirte, brauche ich nicht zu beschreiben; wol nie wieder haben wir in gleicher Schnelligkeit eine solche Strecke zurückgelegt, wie die, welche uns vom Schauplatz der Jagd trennte. Da sahen wir denn allerdings von Weitem nichts Erfreuliches: Das Wasser war buchstäblich von kleinen und grossen Canoes besät und um den todten Körper wimmelte es, wie wenn Fische sich um einen Köder drängen. Je näher wir kamen um so stiller wurde das vorher ohrbetäubende Geschrei der Marodeure und ein Canoe, das eine Hinterextremität glücklich ausgeschält hatte, suchte das Weite zu gewinnen, wurde aber eingeholt und zurückgebracht. Viel hatte man dem Koloss nicht anhaben können, die Messer waren durch die enorme Haut nicht durchgedrungen, und man sah nur an den zurückgebliebenen Spuren, wie viel ohnmächtige Versuche unternommen worden waren. Nun ordnete sich ein wahrer Triumphzug, indem kein Canoe Zurückbleiben wollte, sondern jedes ein Stück Fleisch zu gewinnen hoffte. Ja kurz vor dem Lager kam auch der Portugiese von allen Sclaven im grössten Canoe gerudert uns entgegen und feuerte am vorderen Ende stehend Freudenschüsse gen Himmel ab. Bald fanden sich auch die Häuptlinge der umliegenden Dörfer, von deren Existenz wir bisher keine Ahnung gehabt hatten, ein und beanspruchten der Eine den Kopf für den Erdgeist der Gegend, der Andere einen Schenkel, der Dritte einen weiteren Theil als Brauch des Landes. Es wurde indess Allen die Antwort, dass die Fetische nur Ansprüche auf von Negern erlegte Beute, nicht aber an den weissen Mann hätten. Wenn jene hungrig wären, möchten sie selber hingehen und ihnen was schiessen, von uns hätten sie Nichts zu verlangen. Höchstens wollten wir aus Gutmüthigkeit freiwillig von dem Fleische unter sie vertheilen, auch den Häuptlingen ein Geschenk an Stoffen machen, damit sie uns stets rechtzeitig. Nachricht zukommen Hessen, wenn sich wiederum Flusspferde zeigten. So geschah es denn auch, und zufrieden zogen Alle von dannen, uns in freudigster Stimmung bei dem nunmehrigen Ueberflusse zurücklassend. Nicht lange dauerte es, so konnten wir auch ein zweites vollständiges Skelet von einem alten Thiere auf schnell hergerichteten Rosten unter Beihülfe des Feuers trocknen. Daneben hatten wir noch ein ausgetragenes Junges präparirt und einen wenige Wochen alten Foetus in Spiritus conservirt, die nun auf Versendung in das Berliner Museum warteten. Bei der. sich vermehrenden Gelegenheit, dieser Jagd öbzuliegen, machten .wir mancherlei Erfahrungen, die uns später sehr zu Statten kamen: Einmal erkannten wir als die günstigste Methode, die Flusspferde im Wasser selbst aufzusuchen; denn die vielfach cursirenden Erzählungen, dass dieselben Canoes angegriffen und umgestürzt haben sollten, erwiesen sich als Fabeln. Es kann wol Vorkommen, dass ein verwundetes Thier, durch den Schmerz angestachelt, sich selbst in unheilvolle Nähe des Schützen wagt, wenn es im Wasser umherrast, oder dass es, dem nachsetzenden Verfolger entfliehend, zufällig gerade unter dem Fahrzeuge auftaucht; absichtlich aber nähert es sich gewiss niemals, wie die Schnelligkeit bewies, mit der es stets zu entkommen sich bemühte. Im Allgemeinen ist nur zu bedauern, dass diese Ungethüme sich -so wenig ihrer Kraft bewusst sind und scheu und furchtsam entfliehen, wenn sie die ihnen drohende Gefahr zu begreifen angefangen haben. Der Anstand Abends auf dem Lande an den sehr kenntlichen Austrittsstellen ist ganz unsicher, da die Thiere einen eigentlichen regelmässigen Wechsel- nicht benutzen, sondern an beliebigen, gerade bequem erscheinenden Stilen an’s Ufer steigen; dafür sprechen die zahlreichen, allenthalben sichtbaren Spuren; denn wenn die Thiere auch in ziemlichen Mengen Vorkommen, so würden sie, da sie in Familien zu sieben bis neun Stück beisammen leben, bei regelmässigem Wechsel doch nur wenige Ausstiege nöthig haben. Machte es schon die enorme Futtermasse, die zu ihrer Erhaltung nothwendig ist, von vorn herein wahrscheinlich, dass sie den Weidegrund vielfach wechseln, so zeigten uns einige vergebliche Nachtwachen noch deutlicher, dass in keiner Weise sicher auf ihr Erscheinen zu rechnen sei. Die Neger, welche es überhaupt nicht für rathsam erachten, sich auf einen Kampf Loango. II,
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