sen, einige Wochen in der Gegend zu verweilen, um unsere Sammlungen durch Skelete dieser Kolosse zu bereichern. Wir schlugen unser Lager am linken Ufer einige Stunden aufwärts von der Mündung auf, doch schien es nicht, als ob das Gerücht sich bewahrheiten sollte und statt des verheissenen Ueberflusses begann sich Mangel fühlbar zu machen. Die geringen Vorräthe an Reis und getrockneten Fisch, mit welchen wir uns versehen hatten, waren bald verzehrt, und wenn auch unser Jäger Mavungo selten ohne zwei bis drei Affen, dem grössten Leckerbissen der Neger, von seinen Ausflügen zurückkehrte, wenn auch nebenher immer huf die Erbeutung mehrerer grossen Nashorn- und Schlangenhalsvögel gerechnet werden konnte, was war das für so viele hungrige Magen! Wir selbst hatten noch dazu einer Affenleber, die unser Koch mit Palmöl und Pfeffer nach seiner Meinung prächtig herrichtete, wenig Geschmack abgewonnen, fanden auch die von Graupapageien bereitete Bouillon ebenso fade als das Fleisch zähe und sehnten uns herzlich nach zuträglicher Speise. ' Der am jenseitigen Ufer in Mbuku hausende einsame Portugiese hatte das Wenige, das er selbst besass, mit uns getheilt und einige Maniokwurzeln nebst einem Huhn, das, noch bevor es in den Topf wanderte, ein Ei legte, gesandt, doch war uns damit, so sehr wir den guten Willen anerkannten, wenig geholfen. Er hatte das Wenige nur abgeben können, weil er uns . als Erlöser aus sehr kritischer Lage begrüsste, denn er fürchtete seit Wochen böse Anschläge der Neger auf sein Hab und Gut, vielleicht auch sein Leben und hatte in den letzten Nächten vor unserer Ankunft mit der Flinte im Arm kaum zu schlafen gewagt. Seinen Plan, bei dunkler Nacht sich dem Canoe anzuvertrauen und mit einigen getreuen Sclaven die Kuilumündung zu erreichen, hatte er bisher nicht auszuführen vermocht und war durch unsere unvermuthete Ankunft nunmehr in die Lage versetzt, seine Flucht gehörig vorbereiten und nach einiger Zeit glücklich ausführen zu können. Sein Ansehen war allerdings ein höchst geringes gewesen, und wir glaubten gern seinen Erzählungen über versuchte und gelungene Erpressungen von Seiten der Prinzessin Nkambisi. Waren wir doch Augenzeuge gewesen, wie sie in halb trunkenem Zustande im Bewusstsein ihrer Macht mit der Faust auf den Tisch schlagend mehr Rum gefordert hatte. Auch uns hatte sie in gleicher Weise anfangs mitzuspielen versucht, und es wäre mir vielleicht kaum gelungen, sie in ihre Schranken zurückzuweisen, da der aus dem Lande stammende und in anerzogener Furcht vor den Mächtigen zagende Dolmetscher meine eindringlichen Vorstellungen absichtlich falsch übersetzte, wenn nicht der oberste unserer Träger schliesslich zornig herangekommen und mich über die Doppelzüngigkeit aufgeklärt hätte. Da setzte ich ihr denn mit besserem Erfolge durch diesen ausr einander, wie wenig fürstlich ihr Benehmen mir erscheinen müsse, indem sie jedem Brauch entgegen ohne Geschenke bei uns erschienen sei, und wie sie sich in hohem Grade beeilen müsse, die fast verlorene Gunst des Weissen wieder zu erlangen. Um ihr indess zu zeigen, dass es ihr Schaden nicht sein würde, wenn sie sich bemühte, unsere Grossmuth zu wecken, schenkte ich ihr im Voraus ein Armband und ein Paar Ohrringe, hängte ihrem jüngsten Kinde ein Glaskreuz an röthem Sammetbande um, einem grösseren Knaben eine Messingkette und übergab dem ältesten, einem prächtigen Burschen von ca. 20 Jahren mit gewinnendem Gesichtsausdruck, ein Küchenmesser. Ausser diesen besass die Prinzessin Nkambisi noch eine ganze Reihe von Kindern, von denen die bereits erwachsenen Töchter eines grossen Rufes wegen ihrer Schönheit und ihres tadellosen Wuchses genossen. Allen diesen und ihr selbst versprachen wir grössere Geschenke, wenn fortan durch die Bewohner von Mbuku in auskömmlicher Weise für unseren Unterhalt würde gesorgt werden. Man sagte Alles zu und schien in hohem Grade befriedigt das Lager zu verlassen, doch warteten wir vergebens darauf, ein Canoe mit Nahrungsmitteln von drüben ab- stossen zu sehen. Es blieb eben Alles beim Alten, und unser Magen mahnte uns gewaltig, für die Befriedigung seiner Wünsche zu sorgen. Mit nicht geringer Freude vernahmen wir daher eines Morgens die Nachricht aus dem Munde eines Fischers, dass sich unweit unseres Lagers oberhalb im Flusse ein Mvubu, d. h. Hippopotamus, befände und dass er uns den Weg dorthin für entsprechende Belohnung wol zeigen würde. Natürlich wurde das Canoe sofort klar gemacht, ein Steuermann, sechs Ruderer nebst dem Führer hineingesetzt und in erwartungsvoller Spannung die Fahrt angetreten. Leider hatten wir in jüngster Zeit das Vertrauen nicht auf die Schusssicherheit unserer Büchsen, wol aber auf die Durchschlagskraft ihrer Kugeln etwas eingebüsst. Auf der Flussfahrt hatten wir mannigfach nach den neugierigen Nachzüglern von fliehenden Affenherden in den Baumwipfeln, nach Helm- und Umbervögeln geschossen, ohne die erhoffte Beute zu gewinnen. Wir hatten sogar einen angolensischen Adler herabstürzen sehen, und als wir landeten, um ihn aus dem Blattgewirr in Manneshöhe, wo er hängen geblieben war, zu holen, hatte er sich nach einigem Schütteln im Gezweige allmählich aufgerichtet und war dann, sich unerwartet hebend, mit ruhigem Flügel- sqhlage zum jenseitigen Ufer enteilt. All dies war sehr ärgerlich
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