wenn sie sich selbst das Grab bereitet hat, einsieht, dass gegen Naturkräfte nicht anzukämpfen ist. Aber aus solchen einzelnen Fällen der Thorheit und Unvernunft darf man nicht den allgemeinen Satz ableiten wollen, dass kräftige Constitutionen überhaupt für klimatische Veränderungen weniger tauglich seien als schwächliche, und deshalb die eine in die andere umzu wandeln versuchen! Mir wenigstens bleibt es unverständlich, wie man glauben kann, den Körper durch systematische Schwächung, durch Verminderung seines kostbarsten Stoffes, des Blutes, widerstandsfähiger zu machen. Bezüglich der tropischen Erzeugnisse begegnet man vielfach dem Vorurtheile, dass man sich der mannigfachen köstlichen Früchte zu enthalten habe. Der Eine hält Orangen, der Andere Bananen, der Dritte Guaven oder Mangopflaumen für schädlich, und Jeder hat Beispiele bei der Hand, in welchen diese oder jene schlimme Folge nach ihrem Genüsse aufgetreten sei. Diese Behauptungen beruhen meist auf Einbildungen unklarer Köpfe, denen die Einsicht in den Zusammenhang von Ursache und Wirkung fehlt. Dass manche Leute nach Obstgenuss erkranken, ist nichts Ungewöhnliches, daran wird die Unmässigkeit Schuld sein; oder es lässt sich überhaupt der Beweis nicht führen, dass sie in Folge davon erkrankten, und beide Ereignisse reihten sich rein zufällig an einander. Ich bin demnach der Ueberzeugung, dass alle Früchte wegen ihrer erfrischenden Säuren sowol als wegen des reichen Wassergehaltes einen für die Tropen nothwendigen Theil der Ernährung bilden, und dass man sie nicht nur gemessen darf, sondern sich ihren Genuss so oft als möglich verschaffen soll. Gerade umgekehrt ist es mit manchen anderen schwer verdaulichen oder stark reizenden Nahrungsmitteln. Ich habe Reisende kennen gelernt, die sich mit wahrer Leidenschaft auf Maniok, Palmöl und einheimischen Pfeffer stürzten, nicht etwa, weil- ihnen die Gerichte in der verschiedensten Variation bezüglich dieser drei Ingredienzien besonders zusagten, sondern um sich rühmen zu können, wie schnell sie sich in die veränderte Lebensweise zu finden und zu acclimatisiren vermöchten. Wie würden wir wol eine Mutter nennen, die ihr sechsmonatliches Kind mit Fleisch und Gemüse füttert und sich dann wundert, wenn Verdauungsstörungen es an den Rand des Grabes bringen? Ebenso thöricht ist es zweifellos, wenn wir uns selbst mit ungewohnten Ingestis anfüllen, zu deren Verdauung eine allmähliche Gewöhnung unbedingt nothwendig ist. Der Magen lässt sich ebensowenig zwingen wie irgend ein anderes Organ, und vollbringt seine Arbeit am besten, wenn wir ihm mit unseren Verbesserungsmass- WaSsör, Alkohol. Pfeffer. töQ regeln fern bleiben. Deshalb muss man jede gewaltsame und plötzliche Accommodirung an die Negernahrung, so lange es möglich ist, entschieden widerrathen. Von Getränken ist das Wasser jedem anderen vorzuziehen, wrJbei man Quell- oder Flusswasser ohne jedes Bedenken sofort gemessen kann; um es wenigstens von den groben Unreinlichkeiten zu befreien, thut man gut, es vorher durch ein Tuch oder einen Filter irgend welcher Art laufen zu lassen. Die Gefahren, welche in einer grossen Stadt durch Aufnahme schädlicher Stoffe in das Grundwasser drohen, rechtfertigen zwar die Aufmerksamkeit, die wir in der Heimat überall dem Trinkwasser - zollen, aber nebenher haben sie bei Vielen ein Misstrauen gegen jedes Wasser überhaupt erregt. Ueberall sehen wir Mikrococcen und Bacterien, überall wittern wir unsichtbare Krankheitsträger, die uns jeden Tropfen vergällen; die Gefahren, welche uns durch Wassergenuss auf Reisen bedrohen, sind, selbst wenn wir es aus stagnirenden Tümpeln im Walde schöpfen; bei Weitem nicht so gross, als wir uns zu fürchten gewöhnt haben und geringer als die welche aus der Aufnahme ungenügender Quantitäten, oder ihnen als Antidota zu reichlich zugesetzter alkoholischer Substanzen entstehen. Weit davon entfernt, gegen den Genuss von Alkohol überhaupt zu sprechen, halte ich im Gegentheil denselben bei der dauernden Thätigkeit sämmtlicher Organe als ein in Form von Cognac, Gene vre oder Wein gereichtes Excitans für durchaus nothwendig; nur muss man sich vor Uebermass hüten. Leider ist aber dies in den meisten heissen Gegenden so wenig der Fall, dass ein grösser Procentsatz der Todesfälle unbedingt als Folge der Trunksucht angesehen werden muss. Indessen dagegen anzukämpfen, ist sehr schwer; wir werden es auch ferner ruhig mit ansehen müssen, dass Leute als Märtyrer gefeiert werden, die nur an ihren ungezügelten Leidenschaften zu Grunde giengen. Ebenso wie der Magen den Alkohol als Anregung in kleinen Dosen gut verträgt, verlangt er auch nach dem -einheimischen scharfen Gewürz, dem Pfeffer; aber auch hier ist vor Missbrauch zu warnen, damit mit der Zeit nicht statt des gewünschten leichten Reizes eine Erschlaffung der Magenwandungen eintritt, welche die Verdauungs- thätigkeit beeinträchtigt. Diesen Zustand fand ich bei vielen der mehrere Jahre an der Küste sesshaften Europäer, die dann durch oft und reichlich genommene Emetica oder noch gewöhnlicher Purgantia auf einem oder dem anderen Wege sich Erleichterung zu schaffen suchen, aber dadurch natürlich die betreffenden Organe in einen äusserst beklagenswerthen Zustand versetzen. Es kann daher nicht
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