zeigt, genügt nicht der in der Heimat übliche Umsatz eines kleineren Procentsatzes von Nahrung in Wärme, sondern wir müssen viel neue Wärmeerzeuger zuführen, um den Ansprüchen der Ausgabe zu genügen. So kommt es denn, dass wir in äquatorialen Gegenden ■ unsern Appetit stets in hohem Grade rege finden und ebenso die Eingeborenen eine sehr lebendige Verdauung bethätigen sehen. Dies ist eine unumstössliche Thatsache, mag man auch bezüglich der Erklärung anderer Meinung sein; nur muss man sich hüten, das Verhalten der Individuen in subtropischen Gegenden mit dem in der Aequatorialzone -zu verwechseln. Es ist bekannt, dass in jenen Ländern im Allgemeinen eine grosse Mässigkeit und geringes Be- dürfniss zur Nahrungsaufnahme herrscht. Dort wird aber auch weder durch Strahlung, noch Leitung, noch Verdunstung Wärme abgegeben, es besteht ein harmonisches Gleichgewicht zwischen der Aussen- und Innentemperatur, und wo keine Ausgaben sind, werden natürlich auch keine Einnahmen nöthig; bei gewöhnlich geringer Muskelarbeit bleiben nur die durch den Selbstverbrauch im Körper zerfallenen Zellen zu ersetzen, wozu geringe Quantitäten von Gewebs- bildnem gehören. Je mehr wir uns aber von diesen Gegenden entfernen, je grösser die Differenz der Eigenwärme und der Temperatur des umgebenden Mediums ist, um so mehr muss der Körper kämpfen, um sich in ihm zu erhalten und die- einmal durch Strahlung und Leitung, das andere Mal durch Verdunstung bedingten Aus- gaben zu ersetzen, bis am Pol und am Aequatör glbichmässig der Höhepunct erreicht wird. Für die Arbeit, nun, welche der Haut unbestreitbar in den Tropen zufällt, ist eine Veränderung ihrer Textur unerlässlich. Mit der Hypersecretion muss eine Hypertrophie der Organe Hand in Hand gehen, indem sowol die Schweiss- als die Talgdrüsen eine Vergrösserung verlangen und bei dem steten Drängen des Blutes nach aussen sich die Capillaren ebenfalls erweitern; der Stoffwechsel überhaupt wird ein lebendigerer, so dass die Epidermis- schuppen schneller abgestossen und schneller ersetzt werden müssen. Diese Veränderung der Haut ist eines der Hauptmomente, die wir unter dem Begriffe Acclimatisation zusammenfassen; und da jene eben nur allmählich eintreten kann, so lernen wir schon daraus, dass auch zur Acclimatisation vor Allem Zeit gehört, und dass sie ebensowenig übereilt als plötzlich erwartet werden darf. Wenn wir nun eine ungehinderte Verdunstung von der Körperoberfläche für eine Hauptbedingung zur Existenz im heissen Klima ansehen und doch zu gleicher Zeit dem Luftstrom nicht in derselben Weise freien Zutritt zu ihr gestatten können wie der Neger, weil unsere zartere, nervenreichere Haut Schutz gegen die directen Sonnenstrahlen und die schädlichen Wirkungen eines raschen Wechsels der Temperatur verlangt, so müssen wir wenigstens dafür sorgen, dass die nöthigen Bedeckungen zugleich zweckentsprechend sind und so wenig als -möglich belästigen; die erste und hauptsächlichste Bedingung ist daher die Porosität und Durchlässigkeit ihres Gewebes. Nach den von uns gemachten Erfahrungen, die ich später von allen competenten Stimmen, d. h. von Aerzten, die jahrelang in tropischen Gegenden gearbeitet hatten, bestätigt gefunden habe, giebt es nur einen passenden Stoff, der direct auf der Haut getragen werden sollte, die weisse Baumwolle, nicht aber Wolle, wie vielfach noch angenommen wird: Die Baumwolle in Form loser, maschiger Unterjacken giebt auch durchnässt noch für durchtretende Luft Raum und verliert die aufgenommene Flüssigkeit langsam und gleichmässig; sie ist leicht, reizt die Haut nicht und lässt sich mühelos von den Theilen, mit denen sie sich imprägnirt hat, reinigen, ohne die Form und das Gefüge zu ändern. Wolle dagegen, namentlich als Flanell, verstopft allmählich, wenn sie sich vollgesogen hat, ihre Poren so vollständig, dass die Luft fast hermetisch abgeschlossen wird; in Folge dessen hindert sie den Wärmeabfluss und hitzt unerträglich; durch die grosse Menge des aufgenommenen Secrets wird sie schwer und reizt durch ihre Textur die Haut, wenn sie zusammengeschrumpft und durch Aufnahme von Salzen aus dem Körper und in der Nähe der Küste auch aus der Luft ein brettartiges, hartes Gefüge angenommen hat. Wer längere Zeit Wolle direct auf dem Körper getragen hat, ohne dass er in ihr zu einem Gefühl des Behagens hat kommen können, ist wie neu geboren, wenn er sie schliesslich mit der Baumwolle vertauscht; er begreift nicht, wie die Vorurtheile einzelner Reisenden sich immer noch erhalten können, wie die neu Hinausziehenden sich immer wieder in der für die Verhältnisse unpassendsten Weise ausrüsten, trotzdem an Ort und Stelle die Zuträglichkeit dieses Materials lange erkannt ist, und es keinem Menschen einfällt, einen ändern Stoff zu tragen. Man mag über diesen Punct schliesslich denken, wie man will, dass die Wolle sehr reizt wird Niemand bestreiten können; ich habe beträchtliche Hautkrankheiten durch sie entstehen und nur nach ihrer Entfernung schwinden sehen, und die Beobachtungen anderer Aerzte an anderen Orten stimmen mit den meinigen überein. In Gegenden, die durch dahinter gelagerte Gebirge, durch kalte Luftströme, die von schneebedeckten Gipfeln herabkommen, an bedeutenden Temperaturschwankungen leiden, mögen über die Baumwolle getragene wollene Stoffe schützen; es ist jedoch, nochmals gesagt, meine
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