nehmungen ganzer Nationen durch das unvorbereitete Ableben ihrer Sendboten schon im Keime ersticken. Es drängt sich uns unwillkürlich die Frage auf, ob dagegen nicht angekämpft werden kann, da wir doch sehen, welche Fortschritte in den letzten Decennien eine planmässig durchgeführte Gesundheitspflege gemacht hat, da wir doch wissen, dass bei uns durch Erkennen und Forträumen schädlicher Momente ganze Gegenden. ihren verderblichen Charakter verlieren, übel berüchtigte Städte die hohe Procentzahl der Sterblichkeit mindern, und nach neuen Regeln erbaute Häuser ihren Insassen anerkannte Garantieen für eine dauerhafte Gesundheit bieten. Sollten denn die Erfahrungen und Lehren, die in der Heimat gewonnen wurden, nicht auch für die verwerthet werden können, welche sie auf Jahre verlassen, um in der Ferne die unsicheren Pfade des Forschers zu wandeln? Es ist dies ohne Zweifel möglich und erfordert Nichts, als dass die schnell emporblühende Wissenschaft nach dieser Seite hin ausgebaut werde, und da ich es für die Pflicht jedes Einzelnen halte, zu diesem Werke nach Kräften beizutragen, so sollen hier die von uns gemachten Erfahrungen zusammengestellt werden. Wenn wir die Verhältnisse in’s Auge fassen, unter welchen die in heisse Gegenden versetzten Europäer leiden, so werden wir natur- gemäss zunächst die erhöhte Temperatur zu berücksichtigen haben und untersuchen müssen, wie sie auf den Körper wirkt, und wie dieser dagegen reagirt; welche Mittel er an wendet, um sich ihr zu accommodireif, und auf welche AVeise wir sein Pestreben unterstützen müssen, um ihm die Erreichung seines Zweckes zu erleichtern. Indem die Strahlen der Sonne den Körper direct treffen, haben sie einmal die mechanische Wirkung, der Verbrennung, dann aber führen sie dem Körper, der an sich schon Wärme erzeugt, immer neue Wärmemengen zu, so dass er der ungehinderten Anhäufung bald würde erliegen müssen; er schützt sich daher gegen jene durch Bedeckung, gegen diese durch Verdunstung, die er ununterbrochen bei Tag und Nacht durch die kleinen Organe der Haut, die Schweiss- drüschen, einleitet und fortführt. Dies ist die wichtigste Arbeit, die der Körper während seines ganzen Aufenthaltes in den Tropen zu leisten hat, und die bisher bei Weitem nicht richtig erkannt und gewürdigt worden ist. Wir finden es natürlich, dass ein Mensch im hohen Norden, da er durch Strahlung und Leitung an die eisige Aussentemperatur viel Wärme abgiebt, sich durch geeignete Kleidung vor dem Verlust schützt und sich durch dieselbe dicht am Körper eine Luftschicht schafft, die ihn gewissermassen in die Heimatstemperatur zurückversetzt und nicht wechselt, dass er, um den immerhin grossen Wärmeausfall zu ersetzen, von innen durch reichliche Nahrung stets neue Wärme erzeugt. Dagegen scheint es unseren alltäglichen Erfahrungen bei warmen Tagen in der Heimat zu widersprechen, dass er unter dem Aequator gerade ebenso viel Wärme durch Verdunstung abgiebt und sie durch ebenso viel Einnahmen wieder ersetzen muss. Und doch ist dies ebenso natürlich. Wenn wir bei uns gelegentlich eine hohe Temperatur drückend empfinden und uns leidend, angegriffen fühlen, so erklärt das sich leicht: Unsere Kleidung ist für solche Fälle durchaus unzweckmässig, viel zu dicht und undurchlässig, während zugleich in geschlossenen Käumen oder in den Strassen die Luft stagnirt und nicht in immer neuem Wechsel vorübergeführt wird. So staut der Körper allmählich Wärme in sich an und vermag, selbst angenommen, dass die Flaut der nöthigen Mehrleistung entsprechen könnte, trotz aller Anstrengung den Ausgleich mit der Aussentemperatur nicht herbeizuführen, weil die transpirirte Menge Flüssigkeit sich nicht in gasförmigen Zustand verwandelt, sondern am Körper haftet oder die Bedeckungen imbibirt; wir empfinden dann die Hitze in uns bald als etwas Unerträgliches, und da wir sie nach aussen nicht abgeben können, versuchen wir, sie durch möglichst viel niedrig temperirte Flüssigkeit von innen her zu mindern. Hierdurch erreichen wir gewöhnlich nur, dass der Magen jegliche Arbeit, die er sonst etwa noch zu leisten im Stande gewesen wäre, versagt und sich gegen jegliche weitere Aufnahme von Nahrung unlustig zeigt. Jedermann muss aber zugeben, dass ein solches Verhalten des Körpers etwas Krankhaftes an sich trägt, dass er sich bei solchen Gelegenheiten in einem Ausnahmezustände befindet, der unmöglich andauern kann; denn wie lange sollte er bei fast absoluter Appetitlosigkeit und mangelndem Ersatz der ausgegebenen Kräfte bestehen können? Ein gleiches Verhalten in den Tropen bei dauernd hoher Temperatur wäre ein Unding; wir reagiren auch in Wirklichkeit dort anders auf die Hitze als hier, so lange nämlich die Verdunstung ungehindert von Statten geht, und der Körper gesund bleibt. Wenn wir uns dabei die That- sache in das Gedächtniss zurückrufen, dass jeder Gramm Wasser 6oo Wärmeeinheiten gebraucht, .Um in gasförmigen Zustand überzugehen, begreifen wir, wie viel Wärme dem Körper entzogen wird, um die bei Tag und bei Nacht ausgeschiedene enorme Wassermenge verdunsten zu lassen. Um dies zu erreichen, um gewissermassen eine kühlere Luftschicht dicht um uns zu erzeugen, welche die Haut trotz der heissen, glühenden Aussentemperatur der zufühlenden Hand kühl
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