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pflegen sie mittelst kleiner Bogen und Pfeile zu schiessen und haben darin eine solche Geschicklichkeit, dass sie jedem Wunsche nach Mehrbedarf nachkommen. Hat man eine grössere Zahl dieser etwa 12 bis 14 cm. langen Thierchen mit grossen, seitwärts aus dem Kopfe hervorragenden Augen vor sich, so kann kaum etwas Eigenthümlicheres gedacht werden, als sie mit hastender Eile die Flucht ergreifen zu sehen, da das seltsame Schauspiel dem Begriff, den wir mit einem Fische zu verbinden gewöhnt sind, so absolut widerspricht. Andere begehrenswerthe und gern genommene Arten waren der Schlammoder Lungenfisch (Prptopterus spec?) und der vierzahnige Hautfisch (Tetrodon guttifer). Ersterer lebt in Teichen und ist von aalartiger Gestalt, indem er statt der Brust- und Bauchflossen lange fadenförmige fleischige Anhänge zeigt; trocknet das Wasser ein, so bleibt er in dem sich fest um ihn herum legenden Schlamme' stecken und versinkt in Lethargie, bis neue Regen ihn in neu entstehenden Teichen zu neuem Leben wecken. Der letztere, ein Meerfisch, hat keine Schuppen, sondern eine chagrinartige mit weissen Tüpfeln bedeckte Haut, die er am Bauche kugelig aufzublasen vermag. Hierdurch und fast noch mehr durch die verwachsenen mit Schmelz überzogenen Ober- und Zwischenkiefer, die sowol oben wie unten in der Mitte durch eine Furche getrennt sind, so dass sie vier grossen Zähnen gleichen, bieten diese Thiere einen höchst wunderbaren Anblick. Von den Negern wurden sie auch bei sonst totalem Misserfolge des Fischzuges gern abgegeben, da ihr Fleisch intensiv giftig ist und nicht genossen werden kann. Diese Eigenschaft wohnt übrigens nicht diesem allein, sondern der ganzen Familie der Gymnodonten inne; es sei noch erwähnt, dass sich nach etwaigem Genüsse solchen Fleisches concentrirter Essig in grösser Menge als Gegenmittel bewährt hat. Allgemeine Aufregung erregte öfter ein zu den Heringen gehöriger Fisch (Pellona africana), der sich hin und wieder in grossen Schulen an der Küste zeigte; doch gelang es nur einmal, grosse Mengen dieser Thiere zu fangen und ganze Haufen davon am Strande aufzuschichten. Da der Appetit nach stark gewürzten und gesalzenen Speisen in den Tropen stets sehr rege ist, so wurde zu verschiedenen Malen die Zubereitung derselben mit Salz oder Salzlösung versucht, ohne dass es gelungen wäre, einen Hering nach europäischem Begriffe zu erhalten. Der Genuss blieb ein zweifelhafter, da sich gewöhnlich in der Nähe der Gräte ein verfänglicher Fäulnissgeruch be- merklich machte. Ich bin daher überzeugt, dass das Einpökeln in heissen Gegenden ohne Zusatz von Salpeter nicht gelingen kann, und dass man nicht versäumen sollte, sich Quantitäten davon zu solchen Zwecken mitzunehmen. In ähnlicher Weise genügt zur Conservirung von Thierhäuten auch die concentrirteste Salzlösung nicht, sondern es muss nebenher Alaun mitbenutzt und daher zu jeder grösseren Tour mitgenommen werden. Die Fische alle anzugeben, welche durch ihre Form auffielen, würde zu weit führen, doch können wir mit ihnen nicht auch zugleich das Meer verlassen, ohne des häufigen Vorkommens eines Seesäugethieres, des Delphins, zu gedenken, der gewöhnlich in grösserer Zahl, reihenweise hinter einander, nicht adlzu weit von der Küste vorüberzieht und durch Auf- und Niedertauchen ein eigenthümliches Spiel treibt, wobei der Körper ein schnell kommendes und schwindendes Kreissegment über dem Wasser bildet. Leider scheiterten alle Anstrengungen, eins oder einige dieser Thiere zu erlangen, deren Fleisch überdies für die Ernährung unserer Leute sehr willkommen gewesen wäre; wenn auch manche Kugel ihr Ziel erreichte, so entkam die erhoffte Beute doch stets, weil die Verwundung nicht eine sofort tödtende war. Schliesslich versuchte Dr. Pechuel- Loesche, ob sich durch directe Jagd mit der Harpune kein besserer Erfolg erzielen liesse, machte aber nur die Erfahrung, dass solche Unternehmungen im schwanken Canoe und nahe der Brandung schwieriger als im sichern Boote auf offenem Meere auszuführen seien. Als nämlich die begleitenden Neger sich neugierig alle nach derselben Seite wandten, schlug das Fahrzeug um, und wir hätten leicht in Trauer versetzt werden können, wenn unser Gefährte nicht Geistesgegenwart und Meisterschaft im Schwimmen genug besessen hätte, nicht nur sich selbst zu retten, sondern sogar Harpune und Büchse in den Händen zu behalten, bis das Canoe wieder umgedreht und vom Wasser entleert war. Die' Jagd wirkt in solchen Fällen so elektri- sirend auf den Neger, dass er seine gewöhnliche Vorsicht und auch Rücksicht auf den Weissen vergisst; daher ergieng es mir selbst auf einem Flusse ganz ähnlich. Auch hier wollten sie sich im augenblicklichen Eifer versichern, ob das getroffene Thier gefallen sei, wobei natürlich das schwanke Fährzeug das Gleichgewicht verlor und wir alle kopfüber in’s Wasser stürzten. Das nasse Bad machte Jenen wenig Kummer, sondern war ihnen als plötzliche Erfrischung eher angenehm; doch werde ich nie die verdutzten, höchste Bestürzung ausdrückenden Mienen vergessen, die meine unfreiwillige Theilnahme ihren Gesichtern aufprägte. Da ich jedoch gute Miene zum bösen Spiel machte, gewann das Vergnügen über das ihrer Meinung nach herrliche Abenteuer schnell die Oberhand, so dass sie in befriedigter Schalkhaftigkeit die Ufer von ausgelassenem Gelächter wiedertönen bessern


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