fast regenlosen Jahre hatte die anhaltende Dürre seine Thätigkeit beeinträchtigt; nun, wo er mit den Verhältnissen vertraut geworden, aus dem vollen Schoose der Natur hätte schöpfen können, war er fern in wiederum Ungünstiger Lage bei der Angola-Expeditiön, wo er sich gewiss ohne Utensilien, ohne Raum und krank nach den früheren günstigen Verhältnissen bei uns zurücksehnte. Auf zoologischem Gebiete aber wurden die stetigen Bemühungen von bestem Erfolge gekrönt; die ohne Ermüdung immer von Neuem unter den Eingeborenen ausgestreuten Samen Hessen allmählich befriedigende Früchte reifen. Was wurde nicht Alles gebracht und gesammelt, wie manche eigenthümliche Scene dabei erlebt! Deutlich erinnere ich mich noch, wie uns manchmal Abends ein aus der Ferne kommendes Getöse aufhorchen Hess, wie es näher rückend, die Brandung übertönend mehr und mehr anschwoU, bis sich schliesslich eine schreiende, johlende Menge von Negern in unser Gehöft wälzte; die in ihrer Mitte eine beim Eierlegen am Strande überraschte ungeheure Seeschildkröte (Chelonia mydas) an einer Stange trugen und sie vor der Thür des Hauses niederlegten. Trotz des ungewissen Lichtes einer Laterne Hessen sich die vor Freude über den bevorstehenden Genuss von Rum leuchtenden Augen wol erkennen, und während des eigenthümlichen Handels spielte sich eine so ergötzliche Scene ab, wie nur africanisches Leben sie zu bieten vermag. Neben jener riesigen Bewohnerin der Meere wurden oft die prächtig gezeichneten und an Schild und Rand wie durch Künstlerhand reich und meisterhaft verzierten gelben Landschildkröten (Cynixis erosaj und die einfach schwarzen Sumpfbewohner (Sternotherus derbianus) zum Kauf angeboten, während farbenwechselnde Chamaeleons, insec- tenvertilgende Echsen, von den kleinsten bis zu dem sieben Fuss langen Monitor saurus, und mannigfaltige Batrachier in Menge erschienen und die von allen Factoreien beigesteuerten Glasflaschen so schnell füllten, dass kaum Spiritus genug zur Conservirung vorhanden war und der gebrauchte durch Destillation immer schnell für den sich mehrenden Reichthum wieder nutzbar gemacht werden musste. Von Schlangen wurden namentlich giftige in überraschend grösser Anzahl gebracht, vor Allem die berüchtigte Vipera rhinoceros, so dass es Wunder nehmen musste, dass so wenig oder gar keine Todesfälle durch Schlangenbiss zu verzeichnen waren. In der ganzen Zeit unseres Aufenthaltes hörten wir nur einmal von einem solchen und hatten den Verlust zweier Thiere aus gleicher Ursache zu beklagen. Ausserdem wurde mir noch ein eben gebissener Neger zugeführt, an dessen einem Fussrücken ich zwei i */a cm- von einander abstehende, von kleinen spitzen Zähnchen herrührende Wunden fand, doch war es nicht möglich aufzuklären, ob diese von einer wirklich giftigen Schlange herrührten, und ob der als Gegengift bis zur Berauschung gereichte Alkohol seine als specifisch gerühmte Wirkung wirklich bewährte. Neben einer hellbraunen Art mit dunkelbrauner rhombischer Zeichnung (Causus rhombeatus) wurde häufig eine ganz schwarze (Atractaspis irregularis) gefunden. Als ganz besonders giftig und gefährlich wurde uns die vor noch nicht langer Zeit entdeckte Baumschlange (Dendraspis Jamesonii) und die wegen ihres Speiens berüchtigte Brillenschlange (Naja haje) gebracht, auch gleich bei letzterer erklärt, dass das einzige gegen ihr Gift bewährte Mittel Frauenmilch sei, die man auf die getroffenen Stellen streichen müsse. Von ungiftigen Exemplaren interessirte besonders eine Art wegen ihrer im Schlunde sitzenden Zähne und wegen ihrer uns sehr beeinträchtigenden Nahrung, die ihr bei den Flolländern den Namen „Eierfreter“ (Dasypeltis palmarum und fasciolata) eingetragen hat. Man hält es, wenn man diese relativ kleinen Schlangen sieht, kaum für möglich, dass sie ganze Hühnereier zu verschlingen im Stande sind, die dann unmittelbar hinter dem Kopfe eine grosse Geschwulst bilden und wahrscheinlich von den Schlundzähnen dort angebohrt werden. Natürlich hüteten wir uns wol, das stets vergebliche Forschen nach Eiern unsererseits ihr aUein zur Last zu legen, sondern wussten, dass denselben nebenher noch Ratten, unsere zahmen Affen und Papageien sowie Neger mit gleichem Eifer und gleichem Geschick nachstellten. Einst gab auch die Behauptung der Eingeborenen, der aHe Europäer beipflichteten, dass eine Schlange mit zwei Köpfen existire, die unter der Erde lebe und schwer zu erlangen sei, lange Zeit zu rathen; jede Andeutung, dass ein solches Thier undenkbar wäre, wurde auf das Heftigste bekämpft und immer nur wiederholt, dass ich mich schon noch von der Wahrheit überzeugen würde, wenn ich erst einmal die Kinsengalele in Händen hätte. Wie gross war also die Spannung, als endlich ein Neger mit ihr erschien, und wie gross die Enttäuschung, als sich statt des Wunderthieres eine einfache Blindschleiche (Feylinia Curvori) entpuppte. Auch von Fischen gieng manches interessante Exemplar ein. Geradezu drollig war die Beobachtung des Kletterfisches (Periophthal- mus Koehlreuteri), welcher die wunderbare Eigenschaft hat, mittelst seiner Brustflossen an den Wurzeln und Zweigen des Mangrovegebüsches emporzuklettern, sich auch auf der Erde leicht fortzubewegen, ja sogar froschartige Sprünge zu machen. Die Negerkinder
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