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Lindner meuchlerisch angeschossen. 89 gangsöffnung befand sich an der Aussenfläche in der Höhe des Gelenkes, von wo sich der Schusscarial in der Länge von' 12 cm. bis zum hintern Schulterblattrande erstreckte und das Geschoss dort festsitzend erkennen liess, so dass es durch einen 27? cm. langen Längsschnitt leicht entfernt werden konnte. Ein anderes Geschoss war an der Vorderseite durch das Hemd gegangen, in dem sich zwei Löcher befanden. Lindner hatte, als er eben im Begriff war, nach einem Vogel in einem Baumwipfel zu schiessen, das grinsende Gesicht eines ihm unbekannten Negers in einiger Entfernung auftauchen sehen, es aber natürlich nicht weiter beachtet, bis ihn der Schuss zu spät über die Absicht desselben belehrte und er, weil die Büchse dem getroffenen Arme entfiel, sein eigener Rächer nicht mehr sein konnte. Wer der Thäter war, und welche Motive seiner Handlung zu Grunde lagen, ob es ein persönlicher Racheact oder der Ausdruck eines gegen unsere Pläne gerichteten Complotes war, ist unerklärt geblieben. Damals mussten* wir nach Aeusserungen und Warnungen einiger vertrauter Neger letzteres annehmen und in um so grössere Spannung versetzt werden, als wir nicht ahnen konnten, welche weiteren Schritte diesem ersten folgen würden. Es ist ein eigenthümliches Gefühl, hinterlistiger Gewalt wehrlos gegenüberzustehen; die Wahrscheinlichkeit einer Gefahr auf allen Wegen und Ausflügen mit sich herumtragen zu müssen, ohne ihr entgegentreten zu können, wenn man nicht weiss, von wo und durch wen sie uns droht; so war es natürlich, 4ass die Stimmung auf der Station lange Zeit eine gedrückte blieb. Ausserdem war die Regenzeit ungewöhnlich früh hereingebrochen und dauerte mit bisher nicht gekannter Heftigkeit an; heftige Regengüsse strömten am Tage, noch mehr aber bei Nacht nieder und durchfeuchteten bis zu grösser Tiefe das Erdreich; sie waren dann stets von grandiosen elektrischen Entladungen begleitet, welche kategorisch jeder Ruhe ein Ende machten, auch wenn die allerbestimmteste Absicht, sich nicht stören zu lassen, vorhanden war. Die dauernd vom Boden aufsteigenden Dünste, verbunden mit der von oben wirkenden Hitze, verfehlten nicht, den Gesundheitszustand in hohem Masse zu alteriren. Auch wenn sich keine bestimmte Krankheit mit ausgesprochenen Symptomen herausbildete, war eine nervöse Gereiztheit, die häufig als Zahn- oder Kopfschmerz bestimmte Form annahm, eine durch Schlaf- und Appetitlosigkeit bedingte Abspannung bei fast Allen vorhanden; bei längerer Dauer der atmosphärischen Niederschläge liessen aber auch wirkliche, schwere Krankheiten nicht ayf sich warfen. Drei Hauptbeüienstete des Hauses, der


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