führten (Hebra und Kaposi); dem entgegen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Wenigstens ein Europäerfuss das Vorhandensein durch ein unerträgliches Jucken unmittelbar merkt, und dass dem sofortigen Herausheben sich weder Schwierigkeiten entgegenstellen, noch unangenehme Zustände folgen, namentlich dann nicht, wenn man die Stelle nach der kleinen Operation mit Höllenstein oder Perubalsam behandelt oder mit rothem Präcipitatpulver bestreut, dem 25 Theile Mehl beigesetzt sind; ich bin deshalb, nach allen Erfahrungen, die nicht nur am Menschen, sondern auch in grösser Zahl bei den Affen, vorzüglich den anthropomorphen, gemacht wurden, derUeberzeugung, dass die Entfernung der eingebohrten Thierchen mittelst Nadel oder Messer, sobald ihre Anwesenheit erkannt ist, eingeleitet werden muss, und kann zum Trost aller derer, welche ähnlich inficirte Gegenden bereisen wollen, anführen, dass man sich bei einiger Aufmerksamkeit und Vorsicht ziemlich frei von dieser Plage halten kann, und dass die kleine zur Eliminirung nöthige Operation nicht nur keinen Schmerz, sondern wegen der Verminderung des Juckens eher ein wolthuendes Gefühl verursacht. Noch war dieses Uebel im Bestehen, als zum Uebermass auch die. Pocken unter den Trägern ausbrachen. Die Krankheit hatte in den Jahren 1873 und 1874 die ganze Küste vom 40—6° S. B. verheert und sich weit in’s Innere hinein fortgesetzt, schien aber völlig erloschen, da schon lange kein Fall mehr vorgekommen war, als vierzehn Tage nach Ankunft der Träger erst zwei und bald sechs an Pocken erkrankten und zwei davon starben. Glücklicherweise hatte ich bei Beschaffung meiner Ausrüstung an die Möglichkeit eines- solchen Falles gedacht und Lymphe mitgenommen. Die sofort bei der ganzen Mannschaft und den Bediensteten des Hauses durchgehends erfolgreich angestellte Impfung ergab das brillante Resultat, dass von Stunde an kein weiterer Erkrankungsfall vorkam. Nachdem diese Calamität überwunden war, machte sich endlich bei den Trägern unter steter Pflege nach und nach eine Zunahme der Kräfte bemerklich; aber leider durften wir darüber nicht trium- phiren, da sie die wieder gewonnene Beweglichkeit und Elasticität. nur dazu benutzten, sich unserer Aufsicht zu entziehen; fast wöchentlich hatten wir Verluste durch Fluchtversuche zu verzeichnen. Oft missglückten sie zwar, weil die Bewohner der Umgegend gegen einen für solche Fälle bereits feststehenden Lohn die ilüchtlinge zurückbrachten; mehrfach aber gelang es einigen, zu entkommen, und die nicht zu verkennende Absicht, sich trotz aller Pflege und Sorgfalt aus dem Bereiche unserer Macht zu bringen, musste uns gewiss aufs Aeusserste reizen und niederdrücken. Wohin sollte das schliesslich führen? Wenn ich jetzt vorurtheilsfrei Und objectiv auf jene Periode zurücksehe, so erscheint die ganze Entwickelung in anderem Lichte und durchaus natürlich; die Sache konnte gar nicht anders verlaufen, als es geschah. Oder war es etwa nicht verständlich, dass Leute, die nicht aus freiem Willen, sondern durch ihre Angehörigen gezwungen ihrer Heimat entrückt waren und von dem ungewohnten Klima, den andersartigen Verhältnissen überhaupt zu leiden hatten, von vorn herein keine Zuneigung zu uns hatten? dass sie aus Furcht vor dem Unbekannten, dem durch die Sage mit Schrecknissen fürchterlicher Art angefüllten Innern, lieber den relativ günstigeren Verhältnissen, in denen sie lebten, entsagten, zumal es nicht an Verlockungen fehlte, sich eine behagliche Existenz in den umliegenden Dörfern zu gründen? Den Eingeborenen Loangos, die unsere Zwecke nicht verstehen konnten, sondern in der Mehrzahl niemals auf hörten, uns als ein ihre Freiheit und Unabhängigkeit bedrohendes Element anzusehen, musste die Zusammenziehung einer so formidablen Macht, wie wir sie der Zahl nach vorstellten, durchaus bedenklich erscheinen. Wer stand ihnen denn dafür, dass wir ihr Land damit verlassen und sie nicht zu ihrem Schaden gebrauchen würden? Es war also gewissermassen die Pflicht der Selbsterhaltung, die sie trieb, unsere Ideen und Pläne nach Möglichkeit zu kreuzen und die Leute uns durch falsche Vorspiegelungen abspänstig zu machen. Wenn sie dann auch, einen Theil der Flüchtlinge, um den Schein der Schuld von sich abzuwälzen und nebenher dabei zu verdienen, wieder zurückbrachten, so waren sie doch sicher, dass die Zersetzung immer mehr um sich griff, und dass uns die Hände gebunden wurden. Sie ahnten es ebenso wenig wie wir, dass die Zeit den Verführten dennoch die Augen öffnen, dass gemeinsam bestandene Gefahren das Band der Zusammengehörigkeit zwischen ihnen und uns knüpfen würden. Damals konnte aber davon die Rede nicht sein; die aus den verschiedensten Gegenden gesammelten, einander und uns fremden Leute konnten unmöglich sich gleich zu einem festen Gefüge verbinden. Wenn wir nach Jahren, wo wir ruhig vom Schreibtisch her das Ganze überblicken und Anfang und Ende vor uns haben, mit Leichtigkeit den Gang der Entwickelung verstehen, so betrachten wir die Sache anders wie damals, als wir unter der Wucht widriger Verhältnisse litten: Wir sahen mit erschreckender Deutlichkeit, dass wir vom Ziele abtrieben, anstatt ihm näher zu kommen, und glaubten die eigenen Kräfte immer mehr anspannen zu müssen, um uns dennoch
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