saftiges, aus dem Quellenthal beschafftes Gras und Ruhe für die Hebung der Kräfte zu sorgen gesucht. Die neue Methode schien anzuschlagen, und schon hofften wir das Beste, als mich am 24. Februar Morgens die niederschlagende Kunde weckte, dass ein Ochse gefallen sei; indessen erhärtete die Untersuchung die Aussage eines Negers, dass ihn eine Schlange gebissen habe, da sich am rechten Hinterbein eine stark mit Blut unterlaufene Stelle unter dem Felle vorfand; so blieb noch immer Hoffnung, die Uebrigen zu erhalten, da hicht Krankheit, sondern ein unglücklicher Zufall uns den Verlust gebracht hatte. Bald aber fingen bei Einzelnen die dysenterischen Erscheinungen an überhand zu nehmen, und bald blieb die halbe Herde krank im Stalle. Für Wasser, Futter und Streu wurde in ausgiebigster Weise gesorgt, doch konnten wir nur kurze Zeit noch zwischen Furcht und Hoffnung schwanken, dann war es entschieden: Einen nach dem anderen sahen wir magerer, schwächer, hinfälliger werden, bis sie entweder im Stalle oder auf dem Felde vor Mattigkeit umsanken, um nicht wieder aufzustehen. Just Woche auf Woche war ein neuer Verlust zu verzeichnen, und was noch lebte, gieng dem sichern Grabe entgegen, in das zugleich endlose Mühe und eine vernichtete Hoffnung mit gebettet wurde. Woran lag es nun, dass in Landana, kaum zwei Stunden von uns entfernt, eine kleine Herde, um die sich Niemand kümmerte, die Morgens herausgelassen wurde und Abends von selbst wieder heimkehrte, in bestem Stande war und seit Jahren kräftig gedieh, während wir trotz aller Sorgfalt die unsere nicht zu erhalten vermochten? War das vorauszusehen gewesen oder sprach der Misserfolg nicht jeder Wahrscheinlichkeitsberechnung Hohn? Hätten andere Kräfte vielleicht bessere Resultate erzielt? Herr Professor Hartmann hat gefunden, dass wir aus Tschi- ntschotscho mehrere Exemplare der echten Tsetsefliege (Glossina mor- sitans) oder doch eine ihr täuschend ähnliche eingesandt haben; das Vorhandensein derselben trug jedoch schwerlich Schuld an dem Hinsterben unserer Thiere, denn die Erscheinungen der Krankheit wurden von Anfang bis zu dem traurigen Abschluss zu genau beobachtet: Es waren die Folgen des veränderten Klimas, der veränderten Kost, die sich nach Ueberführung der Thiere allmählich in so verderblicher Weise geltend machten, und die kein Mensch hätte vorhersehen können. Wir waren wieder um eine Erfahrung reicher, eine Erfahrung, wegen deren gewiss kein Billigdenkender dem Leiter der Expedition einen Vorwurf machen wird! Oder hätte er etwa bei der Schwierigkeit, Träger zu beschaffen, diesen Versuch mit den Lastochsen, die unserer Expedition so viel hätten nützen können, nicht machen sollen? Wir wussten jetzt, dass wir auch auf dieses Transportmittel nicht rechnen konnten. Aber nicht blos die Thiere litten unter den veränderten Lebensbedingungen, auch die Leute siechten auf dem fremden Boden und vermochten sich nicht zu erholen; einige davon waren schon auf der Ueberfahrt gestorben, andere trugen den unverkennbaren Keim des Todes in sich, Alle waren elend, matt und abgemagert und blieben es trotz der reichlichen Kost, die vertheilt, trotz der Ruhe, die ihnen vergönnt wurde. Ausser dem traten auch bei ihnen dysenterische Erscheinungen auf, deren Ursprung zum Theil ebenfalls in der veränderten Ernährung gesucht werden musste. In Novo Redondo nämlich besteht die Hauptkost aller Neger aus feinem Maismehl, das durch Zerstampfen der Körner mittelst dicker Stangen in grossen Holzmörsern gewonnen wird, in Loango aus Maniok, dessen Knollen man entweder roh oder in mannigfacher Weise zubereitet geniesst, und der den Magen in ungleich höherem Masse belastet, also bei geschwächten Individuen fast nothwendig zu Indispositionen führen muss. Daneben verursachten die Sandflöhe (Pulex penetrans), welche in wenigen Jahren zur Landplage geworden waren, ausnahmslos bei Allen Fussleiden, die bei Einigen geringfügig blieben, bei Anderen sich hochgradig entwickelten. Die gefährlichen Insecten vermehrten sich noch dadurch, dass die Neger sie nach dem Herausnehmen aus den Füssen nicht sammt den Eiersäcken vernichteten, sondern achtlos in den Sand warfen und so einer enormen Menge neuer Brut das Leben Hessen; das Uebel hatte um so schlimmere Folgen, je rathloser man ihm anfänglich gegenüberstand. Auf der Station musste die Mannschaft nunmehr Morgens und Abends Fussbäder von Holzasche nehmen, die in grossen Kesseln bereitet und so heiss als möglich angewendet wurden, während die heftiger Erkrankten verbunden wurden, was täglich mehrere Stunden in Anspruch nahm. Später wurden Einreibungen mit Palmöl erfolgreich gebraucht, auch hielten die Leute von Zeit zu Zeit die Füsse über die Feuer, so dass die noch äusserlich haftenden Insecten abfielen. Aber es dauertfe lange, ehe das Uebel durch eigene Sorgfalt jedes Einzelnen gemindert wurde. Man hat behauptet, dass nach erfolgter Einbohrung des In- sectes unter die Haut keinerlei abnorme Empfindung an Ort und Stelle vorhanden sei, und dass das Thier sich später leichter herausholen lasse als im Beginne, weil es sich während dieses Versuches tiefer einbohre und dabei die eingegrabenen Mandibeln leicht ab- rissen und durch Zurückbleiben zu Fnt?ündung und Verschwärung
27f 32-1
To see the actual publication please follow the link above