den dort getroffenen Dispositionen gerecht zu werden, und weil wir selbst noch hofften, dass Menschen und Thiere sich bis zu dem auf Anfang Juni festgesetzten Termin hinreichend erholt und eingelebt haben würden, trafen wir alle Vorbereitungen zum Marsche, obwol wir uns innerlich gestehen mussten, dass wir weiter vom Ziele entfernt seien denn je. Um die Muthlosigkeit nicht aufkommen zu lassen, wurde auf allen Seiten der Eifer verdoppelt: es sollte, es musste gehen! Jeder versuchte die Hoffnungen des Ändern zu wecken und liess sich gegen seine Ueberzeugung von der Möglichkeit des Gelingens überreden; aber dennoch halfen alle Anstrengungen Nichts, war alles Gegenstämmen vergeblich: unaufhaltsam trieben uns die Ereignisse von einer Enttäuschung zur ändern. Von den Ochsen war einer auf der Ueberfahrt zu Grunde gegangen, ohne dass die Todesursache festgestellt werden konnte. Man brachte das wolweislich abgezogene Fell zum Beweise, dass er wirklich vorhanden gewesen sei, und überliess es uns in völligem Gleich- muth, mit der unabänderlichen Thatsache fertig zu werden. Ob wir nun glaubten, dass das Fell schon in Loanda statt des Ochsen an Bord gekommen oder dass unterwegs der Appetit der Neger auf frisches Fleisch erwacht sei und das Opfer gefordert habe, oder dass wirklich Krankheit die Ursache des Todes gewesen sei, was gieng das die Ueberbringer an? Wir mussten froh sein, elf stattliche Thiere den Strand gewinnen zu sehen. Bei ruhiger Ueberlegung war der Verlust auch zu verschmerzen, ,da bei gelungenem Versuch später doch mehrfach weitere Transporte, der Expedition Ersatz zuführen mussten. Vorläufig freuten wir uns, wie das frisch vom Quellenthale geholte Futter den Ankömmlingen behagte, und wie' wolig sie in dem neu erbauten Stalle nach der langen, angreifenden Fahrt die Glieder streckten. Zwei Tage lang durften sie ruhen, dann wurde zur Ablichtung geschritten, die für Lehrer und Schüler gleich viel Schwierigkeiten bot. Zuerst wurden die Hornspitzen abgesägt, um die Gefahr für die Bepackungsmannschaft bei der sich herausstellenden grossen Wildheit der Thiere zu mindern; dann wurden die Nasensepta durchbohrt, um eiserne Ringe, die unter grossen Schwierigkeiten erst geschmiedet werden mussten, anbringen zu können, an denen sie später mit Stricken geführt werden sollten. Sättel der einfachsten, praktischsten Form wurden erdacht, construirt, verworfen, endlich geprobt und aufgeschnallt, Lasten improvisirt und aufgeladen. Weit entfernt, Misserfolge zu beklagen, sahen wir diese als selbstverständlich an und benutzten sie zu neuen verbesserten Versuchen; wogen ja doch die Vortheile, welche der Expedition aus dem Gelingen des Experimentes erwuchsen , die aufgewendete Mühe und Zeit hundertfach auf. Endlich zog das erste Thier mit seiner Bepackung in vollster Ruhe aus und brachte sie Abends ohne jede Verschiebung wieder heim, stolz als hätte es Theil an dem Triumphe, den Ausdauer und Beharrlichkeit feierte; Aller Augen auf dem Gehöfte, waren ihm gespannt bei seinem Auszuge gefolgt, alle Herzen schlugen freudig und hoffnungsvoll bei seinem Einzuge; es war, als hätte ein bedeutendes Ereigniss stattgefunden. Bei Tisch beherrschte das Thema über die glücklich überwundenen Schwierigkeiten die Unterhaltung, und in immer kühneren Bildern malte sich die geschäftige Phantasie bald den Abmarsch mit den Trägern an der Spitze und den hinterher geführten reich beladenen Ochsen in allen Einzelnheiten aus. Dem ersten folgte der zweite, dem zweiten der dritte und so fort. Wenn durch Herrn Lindners Bemühung und erfinderischen Geist wieder ein Sattel und Packgeräth fertig gemacht worden war, so wurde ein neues Thier in Dienst gestellt, bis endlich zum allgemeinen Jubel die ganze Herde für zweckentsprechend durchgebildet gelten konnte. Dabei lief natürlich nicht jede Probe günstig wie die erste ab, oft genug musste das Packzeug einzeln auf der Weide in fürchterlichem Zustande aufgelesen werden, oft genug sass es bei der Heimkehr statt auf dem Rücken unter dem Bauche des Thieres, oft genug war alle Mühe, dasselbe von Neuem aufzusatteln, vergeblich, da es sich legte und durch kein Zureden oder Schlagen sich bewegen liess, wieder aufzustehen. Hierdurch und durch eine gewisse Abmagerung und zunehmende Mattigkeit der Thiere wurde die Freude allmählich gedämpft, und es begann die Ahnung in uns aufzudämmern, dass sie bald ganz aufhören würde: Die' dysenterischen Erscheinungen, die nun hervortraten, wurden zweifellos durch das Futter hervorgerufen, da die schilfartigen Gräser zu wenig Nährkraft besassen und den Verdauungscanal reizten;'doch war es fraglich, ob eine durchgreifende Aenderung der Kost würde durchgeführt werden können und ob sie noch Hülfe brächte. Die Thiere hatten selbst darauf hingewiesen, was ihnen fehlte, indem sie vom Weidewege ausbrachen und in den Maniokoder Maisplantagen der Eingeborenen nach kräftigem Futter suchten; und wenn diese Art der Selbsthülfe wegen der dadurch hervorgerufenen Misshelligkeiten und Aergernisse auch auf das Energischste gehindert werden musste, so wurde doch täglich eine zwar wegen des auch in den Dörfern herrschenden Mangels nicht reichliche, aber genügend erscheinende Extrafütterung eingeleitet, und ausserdem durch
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