Hütte stehen bleiben und vorgeben, der Todte halte sie fest und lasse sie nicht weiter, da er hier den Gesuchten gefunden habe. Dann dringen sie ein, rauben Alles, was sie finden, verbrennen die Hütte und überliefern den Besitzer gebunden dem Soba, dem Dorfherrscher; das übrige lebende und todte Inventar wird ihr Eigenthum. — In anderen Fällen begeben sich die Verwandten oder sonst interessirte Personen zu einem entfernt wohnenden Kimbanda, tragen den. Fall vor und lassen sich von ihm Irgendeinen als der Urheberschaft des Unglücks verdächtig bezeichnen; von hier gehen sie zu einem zweiten und von diesem zu einem dritten mit demselben Anliegen, für dessen Gewährung sie nicht unerhebliche Beträge entrichten. Nennen alle drei denselben Schuldigen, so wird er als der Zauberei dringend verdächtig in Ketten gelegt, während andernfalls die Procedur bis zu einem erwünschten Resultate fortgesetzt wird. Ein Gottesgericht hat nun die Schuld oder Unschuld zu erweisen: Die Partei des- Klägers sowol wie die des Verklagten bittet einen oder auch mehrere Kimbanda, zu einem bestimmten Tage, an welchem das Urtheil stattfinden soll, zu erscheinen. Das hierzu gebräuchliche Gift ist nicht wie in Loango die gepulverte Binde eines Baumes (Erythrophloeum gui- neense), sondern ein schweres, vielleicht mineralisches Pulver, das im Wasser untersinken soll, dessen Natur festzustellen aber nicht gelang. Meist wird es in einer längsdurchschnittenen Banane gereicht, von der beide Theile je eine Hälfte zu verzehren hahen, wobei der Kimbanda das solange unter dem Fingernagel verborgene Gift der einen oder anderen mittheilt und sich dann schleunigst entfernt; dem Unglücklichen schwillt in kurzer Zeit die Zunge an, die Augen quellen hervor, das Gesicht turgescirt, während der Andere zum Zeichen, dass er völlig wol ist, ausspuckt und sich mit seinem Anhänge des Ueberführten, seiner Sclaven und Güter bemächtigt; nach mannigfacher Peinigung wird dieser gewöhnlich dem Soba eines entfernten Dorfes verkauft, um dort getödtet und verzehrt zu werden. , Solcher Art war die Bevölkerung, aus deren Mitte unsere Träger genommen werden mussten und zum Theil genommen waren. Am 22. December Abends machte ich mich mit Herrn Prazeres, welcher von Herrn Dr. Güssfeldt den Auftrag angenommen hatte, ihm hundert Leute zu stellen, auf den Weg nach Kikombo, um die erste Hälfte derselben zu mustern. Es war eine herrliche Mondscheinnacht, und der Weg bergauf, bergab, zu beiden Seiten mannshohe Aloen, die in dem trügerischen Lichte wie verhängte Statuen aussahen, dann die prachtvolle Fahrt auf dem hie und da sehr seichten Kikombofluss, Alles dies haftet fest in meiner Erinnerung. Senhor Prazeres benutzte die Zeit bis zum anderen Morgen sehr wol, um mir die Leute in möglichst vortheilhaftem Lichte zu zeigen; sie hatten nicht nur baden, sondern auch die Haut mit Oel abreiben müssen, und Jedem schmückte ein wenn auch nicht dauerhaftes, so doch neues Tuch die Hüften. Er hätte sich die Mühe, mich durch kaufmännisch erlaubte Mittel blenden zu wollen, sparen können, da ich mit medicinisch geschultem Auge dennoch die Mängel und Gebrechen sah, wenn ich sie auch nicht alle rügte, weil ich seit meiner Ankunft eingesehen hatte, dass eine fertige Trägercolonne, die man nur überzuführen brauchte, um dann mit ihr sofort in das Innere aufzubrechen, ein Phantasiegebilde sei, und dass wir im besten Fallé nur ein bildungsfähiges Material zu erwerben hoffen dürften. So erkannte ich denn auch die Schwachen und Elenden als brauchbar an, wenn nur ihr Bau den Anforderungen entsprach, da Ruhe und Pflege in Tschintschotscho ihnen die fehlende Rundung mit der Zeit geben mussten, und schied nur die mit organischen Fehlern oder ansteckenden Krankheiten, namentlich der Augen, Behafteten aus; leider war die ganze Musterung, wie sich später herausstellte, überhaupt bedeutungslos, da ich nach meiner Rückkehr auf der Station manche abgewiesenen Leute dennoch vorfand, während ich gerade einige vergeblich suchte; die am besten entwickelt gewesen waren. Dagegen konnte Nichts geschehen; man war im Grossen und Ganzen auf den guten Willen und die Ehrlichkeit des Contrahenten angewiesen, Eigenschaften, auf die besonders in Africa schlecht zu rechnen ist, wo Gelderwerb als alleiniges Ziel und jede schmälernde Gewissenhaftigkeit für Thorheit gilt. Man wusste, dass wir die Leute brauchten, und schickte sie richtig in der ausbedungenen Zahl; der Begriff der Qualität war sehr dehnbar; man wusste, dass an ein Zurückschicken bei der Entfernung und unter den obwaltenden Verhältnissen gar nicht gedacht werden konnte. Im Uebrigen ergaben die späteren Erfahrungen, dass das engagirte Personal durchaus nicht so schlecht war, als es- anfangs schien, und es muss zugegeben werden, dass wahrscheinlich Niemand die sehr schwierige Angelegenheit hätte besser abwickeln können als Herr Prazeres. Wir rechneten natürlich auf einen ziemlich hohen Procentsatz von ausfallenden Kräften und brachten ihn von vorn herein in Abzug. Nachdem ich noch über die Lieferung von 30 Ziegen, die bei dem Vormarsch in’s Innere als Proviant mitgenommen werden sollten, verhandelt hatte, trat ich am 24. December Mittags die Rückreise in einem kleinen Lastboote an, dessen Bord wegen der aus Ziegelsteinen bestehenden Ladung nur 24 Ctm. über dem Wasserspiegel heryor
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