Gambongo, wie die Neger ihn nennen, gelegen, ist von etwa iooEuro- päern bewohnt und steht unter einem portugiesischen Chef. Das Ter* rain ist durchaus bergig, die Dörfer sind gewöhnlich auf den Spitzen der Höhen angelegt und liessen den Beschauer, der die reinlichen Papyrushütten I.oangos kannte, kein günstiges Urtheil für ihre Bewohner fassen. Die viereckigen Hütten sind aus den Blättern der Oelpalme, mehr noch der Kokospalme derartig gebaut, dass die Rippen mit den Stammenden in der Erde stecken, während die Fiederblätter unter einander verflochten werden; über Mannshöhe sind sie eingeknickt und in der Mitte des umfriedigten Raumes an einer etwa zwei und einen halben Meter hohen Stange befestigt, so dass sie zugleich Wände und Dach bilden. Letzteres ist gewöhnlich noch mit binsenartigen Gräsern unordentlich bedeckt, und das durch eine doppelte Blattreihe gebildete Fachwerk der Seiten mit Lehm ausgefüllt. Einen freundlicheren Anblick als solche Hüttencomplexe bilden die sorgsamer aus Felsstücken viereckig aufgethürmten Steinhügel der Begräbnissstätten, die so zahlreich sind, dass fast jede grössere Sippe einen eigenen Platz zu benutzen scheint, während der Dorfherrscher mitten im Dorfe Ruhe findet. Die Eingeborenen machen einen verkümmerten Eindruck; kleiner als die Loangoneger, zeigen sie nicht die Muskelbildung und elegante Form jener; und die Unsicherheit der Existenz hat den gänzlichen Mangel selbstbewusster Haltung zur Folge gehabt; gegenseitige Fehden und gegenseitiger Verkauf sind hier an der Tagesordnung. Der Boden, der, wie der Mangel jeglichen Baumwuchses zeigt, wenig ertragsfähig ist, wird kaum bestellt-, und Mangel und Elend schaut aus jeder Hütte, aus jeder Erscheinung. Die Frauen namentlich sind äusserst gracil gebaut und tragen durch die Sitte, ein Stück Messingdraht durch die Nasenscheidewand zu ziehen, dessen Enden mannigfach gewunden auf die Oberlippe herabhängen, in keiner Weise zur Hebung ihrer Schönheit bei. Der Ger sichtsausdruck ist meist intelligent und hat etwas Wildes, das Haar wird lang und je nach dem Geschmacke der Einzelnen in der wunderlichsten Art in unendlich viele Zöpfe geflochten und arrangirt getragen, zeigt auch keine schwarze, sondern eine mehr fahle, bräunliche Farbe. So macht Alles an ihnen den Eindruck der Vernachlässigung und der V erkommenheit. Sie lehen wie andere Küstenvölker grossentheils vom Fischfänge, weniger von der Jagd, bei der sie sich neben dem Steinschlossgewehre auch des Bogens, der Pfeile und einer kleinen Keule bedienen. Ihre Fahrzeuge beim Fischfang sind aus Ambatschholz (Herminiera elaphroxylon), das an den Flussläufen wächst und ein so geringes specifisches Gewicht hat, dass es sich korkähnlich auf dem Wasser hält; sie haben die Form von etwas breiten, in der Mitte quer durchsägten Booten, da armstarke Aeste an einander gelegt und nach vorn gebogen zusammengebunden werden, während die hintere Seite ganz offen bleibt. Das Wasser hat also von überall her Zutritt. Der Boden wird von einer doppelten Lage gebildet und ist noch' mit einem aus Palmrippen hergestellten Geflechte bedeckt; das Ganze ist leicht transportirbar und wird nicht nur auf Flüssen, sondern, so wunderbar es auch scheint, weit in’s Meer hinein benutzt. Ohne auf die Sitten und Gebräuche der Bewohner näher einzugehen, was dem eigentlichen Zweck des Werkes, der Beschreibung des Loango-Landes, fern liegt, glaube ich doch das anführen zu müssen, was zur Charakterisirung der Elemente gehört, aus denen wir unser Trägermaterial zu formiren gezwungen waren. Nur dann wird die Zeitdauer, welche zur Heranbildung einer brauchbaren Co- lonne erforderlich war, und die dabei aufgewendete Mühe verständlich werden. Die Bewohner der Bezirke von Arimba, Thunda, Sellez und Assango, aus denen die bezüglichen Leute gezogen wurden, gelten allgemein für Cannibalen und suchen sich die nöthigen Opfer theils durch Kriege, die stets Mann gegen Mann geführt werden, theils durch Beschuldigung von Zauberkünsten zu verschaffen; durch jene Kampfessitte, welche allein zu Gefangenen verhelfen kann, wird eine bei Negern ganz ungewöhnliche Tapferkeit und Furchtlosigkeit herausgebildet, die wir später mehrfach zu erproben Gelegenheit hatten, während bei dem natürlichen Drange der Selbsterhaltung die oft systematisch betriebenen Anklagen wegen Zauberei eine grosse Zahl der niedrigsten Charaktereigenschaften erweckt und genährt haben. Auch sie sehen unerwartete Begebenheiten, Unglücksfälle, Krankheiten oder Tod nicht als Folgen erklärlicher Ursachen, sondern als Wirkungen von Zauberkräften an, deren Urheber sie natürlich unschädlich machen müssen; die Auffindung der Schuldigen ist die Pflicht der dort Kimbanda genannten Leute. Die Taktik, welche sie dabei verfolgen, ist eine sehr verschiedene: In einzelnen Fällen wird dem eben Verstorbenen eine Perlenschnur um die Stirn gebunden und ihm dann unter lautloser Stille der zur Feierlichkeit Herbeigeeilten die Frage vorgelegt, ob er selbst ausgehen wolle, den Schuldigen zu fangen; der Kimbanda fingirt, gespannt auf die Antwort zu lauschen, und erklärt dann den Willen des Todten. Lautet der Ausspruch bejahend, so tragen .Verwandte die Leiche im Dorfe und in den umliegenden Ortschaften kreuz und quer umher, bis sie vor einer
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