betrieb in keiner Weise dazu angethan ist, das Ansehen des Amtes zu heben. Als wir z. B. an einem Sonnabend Nachmittag vier Uhr im Hafen ankamen, fiel es Niemand ein, das Gepäck der Passagiere noch an diesem Tage zu untersuchen. Ich musste froh sein, von dem schwarzen Zollaufseher die Erlaubniss zu erhalten, die nothwendigsten Toilettengegenstände aus dem Koffer mit an Land nehmen zu dürfen; da der folgende Tag ein Sonntag war, und kein Mensch in Loanda an Sonn- und Festtagen an Arbeit denkt, so kam ich selbstverständlich erst am Montag Vormittag in Besitz meines Gepäcks! Der Gesundheitszustand der Bevölkerung ist nach Aussage der Aerzte nicht schlecht, da die perniciösen Fieber in den letzten Jahren sehr nachgelassen haben; die Lage des Platzes würde an sich auch sehr günstig genannt werden können, wenn die oben erwähnte Unreinlichkeit auf den Strassen und am Strande nicht zu der Befürchtung Veranlassung gäbe, dass die von Zeit zu Zeit auftretenden Epi- demieen immer von Neuem wieder ausbrechen; dazu kommt, dass das Trinkwasser, das in den Tropen wegen des grossen Bedarfs eine noch grössere Bedeutung für die Gesundheit besitzt als in anderen Zonen, schwer zu beschaffen ist. Es muss in grossen Fässern theils vom Bengofluss, theils vom Kuansa geholt werden, da die wenigen tiefen Brunnen der Stadt mit Ausnahme eines einzigen ganz schlechtes Wässer geben. Dieser ist natürlich dauernd besetzt und bietet durch die Menge der ab- und zugehenden, in Gruppen gelagerten, schwatzenden oder schöpfenden Neger beiderlei Geschlechts einen höchst malerischen Anblick. Bei 19 7* Meter Umfang hat er eine Tiefe von 18% Metern, und dennoch bedeckt das Wasser nur den mittleren Theil des Grundes. Um Wafeser zu schöpfen, wirft man mit grossem Geschick Holzgefässe hinein, die an aus Gras geflochtenen Stricken befestigt sind; wer fehlt, muss lange Zeit warten, ehe die Reihe wieder an ihn kommt. Der Boden bei Loanda ist ein eisenschüssiger grober Sand von rothbrauner Farbe, unter dem sich ein leicht zerreibbarer weisser Sandstein befindet, welcher durch Regengüsse an einzelnen Stellen so zerrissen und zerklüftet ist, dass die Gegend ein unbeschreiblich wildes Aussehen erhält. Ueberhaupt hat sie einen durchaus anderen Charakter, als ihn die Umgebung von Tschintschotscho bietet. Von den dort Alles bedeckenden zehn, zwölf oder mehr Fuss hohen schilf- artigen Gräsern war hier keine Spur, ebensowenig hemmte Buschwald in irgend einer Weise die Aussicht. Das ganze Terrain war mit spärlichem niedrigen Grase bewachsen und mit einzelnen cactus- ähnlichen Euphorbienbäumen bestanden. Hier und da fand sich dorniges oder aus fleischigen, Milchsaft führenden Stengeln bestehendes Gestrüpp oder Aloen, die blüthenlos mit vertrockneten Blättern sich präsentirten und in ihrem traurigen Aufzuge durchaus nicht ver- muthen liessen, dass man sie in der Blüthenfülle mit prächtigen Candelabern vergleichen konnte. Kurz bevor ich Loanda verliess, war es mir interessant, einer Be- gräbnissfeierlichkeit beizuwohnen. Der hierbei von den Angehörigen zur Todtenmesse nach der Kirche getragene Sarg glich einem länglichen Koffer, gerade gross genug, die Todte, eine Mulattin, aufzunehmen und war reich mit Borden von Goldpapier verziert. Man stellte ihn geöffnet auf ein schwarz ausgeschlagenes, mit weissen Todtenköpfen bemaltes Gerüst und begann einen Gesang, der in seinen langgedehnten, schnarrenden, gequetschten Tönen kaum aus menschlichen Kehlen zu kommen schien. Glücklicherweise währte er nicht lange, dann wurde der Marsch nach dem Kirchhofe angetreten, doch blieben die Weiber nach und nach wehklagend und laut weinend zurück indem sie unter den Bäumen des Weges niederhockten. — Doch sind nicht alle Leichenbegängnisse so pomphaft. Später sah ich mehrfach Särge von wenigen Angehörigen ihrer Bestimmung im schnellsten Tempo zugeführt werden. Nachdem meine Geschäfte abgewickelt, die nöthigen Schritte beim portugiesischen Gouverneur gethan und Rücksprache mit dem englischen Consul genommen war, gieng ich am 13. December an Bord des portugiesischen Dampfers „Donna Antonia“, um meinen eigentlichen Bestimmungsort Novo Redondo zu erreichen. Er kam schon am ändern Tage in Sicht, und ich wurde nebst fünf Negern um 10 Uhr in ein kleines schwerfälliges Boot gesetzt, während der Dampfer nach Süden weiter gieng. Diese Methode der Passagierbeförderung mag durch die Verhältnisse geboten und für diese sehr bequem sein, für den Passagier ist sie aber nichts weniger als angenehm. Da man uns bei dem herrschenden Nebel zu weit nördlich abgesetzt hatte, und die Meeresströmung ausserdem nach Norden führte, brauchten wir, um sie bei völliger Windstille durch Rudern zu überwinden, ohne Speise und Trank, durch die glühend niederscheinende Sonne geschwächt, acht Stunden, ehe wir den Strand betreten konnten. Das Haus, das mich gastfreundlich aufnahm, war hinsichtlich der Reinlichkeit durchaus nicht einladend, namentlich hatte das Wasser, nach dem ich mich seit Mittag gesehnt, einen fauligen Geschmack und liess in jedem Glase eine Unzahl kleiner lustig darin herumtanzender Thier- chen erkennen. Novo Redondo an dem aus dem Cuvo kommenden Gunsa oder
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