Bevölkerung angesiedelt, und am Ostende breiten sich die Neger mit ihren viereckigen grasgedeckten Lehmhütten aus. Der erste günstige Eindruck, den Loanda auf einen längere Zeit der Civilisation entwöhnten Europäer macht, wird indessen schon nach wenigen Gängen durch die Stadt, namentlich zur Zeit der Ebbe, bedeutend abgeschwächt. Die an den Strand geschafften Abfälle der Haushaltungen erfüllen namentlich in dem sich nach dem Fort Penedo erstreckenden Theile, von dem zurückgezogenen Wasser blossgelegt, die Atmosphäre mit fürchterlichen Dünsten; dazu kommt die drückende Hitze in den Strassen, in deren glühendem Sande der Fuss bei jedem Schritte fast bis an die Knöchel einsinkt. Die Hauptstrassen sind jedoch gepflastert, und wenn man ihre Breite, ihre Bepflanzung beiderseits mit prächtig roth blühenden Akazien, indischem Pfeffer, Tamarinden und Kokospalmen, die Anlage von freien Plätzen, den begonnenen Bau eines Quais in Betracht zieht, so muss man zugeben, dass die Stadt in ferner Zukunft späteren Generationen ein angenehmer Aufenthaltsort werden kann. Viele Häuser bestehen nur aus dem Erdgeschoss, andere und nicht wenige haben ein erstes Stockwerk. Dank den Deportirten, welche noch immer allmonatlich auf Regierungsschiffen anlangen und das Land überschwemmen, sind die Häuser gut gebaut und die Zimmer häufig mit künstlerisch, ausgeführten Malereien geschmückt, da unter der Masse nutzlosen Gesindels sich immer einige tüchtige Hände und. Köpfe befinden, auf deren freiwillige Uebersiedelung nach dem fernen Lande man vergebens gewartet haben würde. Die Fenster sind grossentheils mit Scheiben versehen gewesen, zahlreiche Lücken suchen indessen den Beweis zu liefern, wie wenig nothwendig sie für das Klima sind. Ebenso wenig wie man die zerbrochenen durch neue zu ersetzen sich beeilt, denkt man daran, sie überhaupt zu reir nigen; denn Sauberkeit vermisst man gleich sehr in den Häusern wie in den Strassen, zweifellos deshalb, weil die weisse Frau noch in so geringer Zahl vertreten ist. In höchst unangenehmer Weise machen sich die Mulatten und Neger durch ihre, äussere Erscheinung und ihr Wesen bemerkbar, indem die Reicheren durch eine lächerlich ausgesuchte Eleganz der Kleidung und arrogantes Auftreten den Unterschied der Farbe auszugleichen suchen; der gewöhnliche Neger trägt auch hier noch nur das Tuch um die Hüfte und ausserdem eine Jacke und eine Mütze oder Strohhut. Bei den Frauen sind lange, bis auf die Füsse herabgehende, über der Brust verschlungene, farbige Untergewänder und darüber grosse schwarze Tücher Sitte, die den Kopf kapuzenartig bedecken, während ein Zipfel malerisch über die entgegengesetzte Schulter geschlagen wird. Beiden Geschlechtern scheint Beschäftigung ein gleich wenig gefühltes Bedürfniss zu sein: die Männer sieht man entweder .auf den Plätzen in der Sonne Hegen und in ihrer LieblingssteUung dem Himmel den Rücken kehren, oder die „Machila“ tragen, gewis- sermassen eine Kutsche en miniature, die, anstatt auf Rädern zu gehen, oben an einer Stange befestigt ist und selbst bei kleinen Besorgungen derfi fast nie gehenden Weissen als Transportmittel dient. Die Weiber sitzen entweder an den Strassen vor irgendwelchen Handelsartikeln und warten auf Käufer oder verdienen sich die geringe Münze für ihre Bedürfnisse durch Besorgen von Wäsche. Männer und Weiber aber vollführen stets, sie mögen beschäftigt sein oder nicht, einen so entsetzfichen Lärm durch ihre lauttönenden, nimmer ruhenden Stimmen, dass selbst das Ohr eines Grossstädters sich nicht daran gewöhnt und die neunte Stunde herbeisehnt, wo sich ausser den bei Europäern engagirten Leuten kein Schwarzer mehr auf der Strasse sehen lassen darf. Die Wachsamkeit der Posten geht so weit, dass auch jeder Weisse nach dieser Zeit angerufen wird und nur nach der Antwort „gut Freund“ passiren darf. Loanda ist der Hauptstapelplatz für den Handel, der auch hier ein Tauschhandel ist und, seitdem eine regelmässige Dampfschiffverbindung hergestellt ist, die Hauptposten von Caffee, Gummi, Wachs, Oel und Elfenbein vom Kuansa bezieht. Hier beschränkt sich der Verkehr jedoch meist auf das die Ansiedelungen tragende nördliche Ufer, während das südliche wegen des feindlichen Benehmens der Eingeborenen gemieden wird. Ein regelrechter Anbau von Kaffee und Zucker hat erst seit etwa zwölf Jahren begonnen, verspricht jedoch bei der zunehmenden Ausdehnung und dem wachsenden Verständniss der Bewohner für die Vortheile der systematisch betriebenen Cultur von weitgehendstem Einfluss auf die Verhältnisse der Gegend zu werden. Das Leben ist ausserordentlich kostspielig, namentlich wird europäische Waare mit enorm hohen Preisen bezahlt, was der nach Aussage der Kaufleute über 300/o des oft willkürlich abgeschätzten Werthes betragende Zoll für alle Artikel genügend erklärt. Das Steueramt ist in Folge dessen in einer kaum glaublichen Weise verhasst, und wenn ich auch geneigt bin, die Behauptung, dass aus den geöffneten Kisten mit heimatlichen Genussmitteln stets ein Theil in die Haushaltungen der Officianten verschwinde, für Uebertreibung zu halten, so lässt sich doch nicht leugnen, dass der schleppende, den Handel und Privatverkehr gleich störende Geschäfts
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