Segler und farbenprangende Bienenfresser von allen Seiten herbei- eilen, um sich in die Menge der aufgescheuchten halbversengten In- secten zu theilen. Das Feuer ist dem Neger ein mächtiger Bundesgenosse, um der wuchernden Natur erfolgreich entgegenzutreten, dessen Hülfe er oft benutzt, wie man an den zu Zeiten allenthalben aufleuchtenden Bränden wahrnehmen kann. Wenige Tage nachdem die Station so glücklich dem Verderben entronnen war, am 19. August, traf ein neues Mitglied der Expedition, Dr. Pechuel-Loesche, bei uns ein und wirkte durch seine Frische und durch die Fülle seiner auf langjährigen Reisen gesammelten Erfahrungen derartig belebend auf unsere durch die letzten Misserfolge in einen Zustand der Erschlaffung versetzten Gemüther, dass wir uns von einem ängstlichen Traume erwacht wähnten und energischer denn je an die Ueberwindung der zahlreichen Widerwärtigkeiten giengen. Am 24. October kehrte auch Dr. Güssfeldt nach mehrmonatlicher Abwesenheit zurück, von den erlittenen Entbehrungen zwar beträchtlich geschwächt, aber in keiner Weise durch den unglücklichen Ausgang seines Vorstossversuches oder durch die mannigfachen Erkrankungen entmuthigt. Er sagte sich ganz richtig, dass der Versuch, ob die Eingeborenen der Loangoküste sich für die Expedition brauchbar erweisen würden, unbedingt hatte gemacht werden müssen, und dass die Beschaffung einer Trägercolonne aus anderer Gegend erst gerechtfertigt erscheinen könnte, nachdem die Erfahrung gelehrt habe, dass auf erstere selbst bei einem Vordringen bis zu einem der Küste noch relativ nahen Puncte, auf dem die Regenzeit abgewartet und nach dem weiteres Material zu fernerem Vordringen nachgeschoben werden könnte, nicht zu rechnen sei. Es trat nun die Nothwendigkeit ein, die im Süden an der Angolaküste bereits nach dieser Richtung hin eingeleiteten Unterhandlungen zum Abschluss zu bringen, um womöglich schon nach beendeter Regenzeit mit den neuen Trägern aufbr.echen zu können; deshalb wurde mir der Auftrag, ungesäumt nach Loanda zu gehen, das Nöthige zu veranlassen und eventuell die Ueberführung der en- gagirten Leute in die Hand zu nehmen; doch verzögerte sich die Abreise noch um einige Tage, da am 13. November die 25 Neger eintrafen, welche ich mir von dem holländischen Hause zu Banana hatte für die Station besorgen lassen, um von den Eingeborenen und ihren Häuptlingen unabhängig zu werden, und in schnell herzurichtenden Hütten untergebracht werden mussten. Ich hatte auch dann noch, als ich nach Landana abgegangen war, um den nach Süden vorüberfahrenden Postdampfer zu benutzen, Tag für Tag vergebens auf dessen Ankunft zu warten, bis mir endlich am 24. November früh bei noch völliger Dunkelheit ein Signalschuss meldete, dass der fast verloren Geglaubte angekommen, und es Zeit sei, mich durch die Brandung an Bord schaffen zu lassen. Man kann eben in Africa/' keine Bestimmungen treffen wie in Europa, wo Alles seinen geregelten Gang geht; denn die geringsten Zwischenfälle werfen alle wolgeplanten Berechnungen um: so gewöhnt man sich in Africa nach und nach überhaupt ab, Vorausbestimmungen zu treffen. Da wir einmal drei Monate vergebens auf das Erscheinen eines Dampfers an der Küste gewartet hatten, also die Gefahr, dass er auch diesmal ganz ausbleiben werde, nicht allzu fern lag, so war ich natürlich herzlich froh, als ich mich endlich an Deck befand, so sehr auch der Himmel von meinem Vorhaben abzu- rathen schien und zwei Tage hinter einander in fürchterlichem Unwetter grollte. Von der Reise ist wenig mehr zu erzählen, als dass sie fünf Tage dauerte. In Kinsembo, nördlich von Ambriz, fiel mir eine eigenthümliche Art Canoes auf, von. denen jedes eigentlich aus zwei ganz gleich gearbeiteten mit einem Rande an einander befestigten Fahrzeugen bestand. Der Querdurchschnitt glich in dieser Weise dem kleinen griechischen Omega, auf dessen mittlerer Erhöhung der Fischer sitzend gedacht werden muss. Da das Ganze bis auf einen breiten Längsspalt in der Mitte völlig geschlossen ist, so fliesst das wenige Wasser, was eindringt, beim Auf- und Niederschaukeln Vorn und hinten von selbst wieder ab; im Nothfall kann auch die Verbindung gelöst werden, so dass jedes Canoe für sich die Küste zu erreichen im Stand ist. In Ambriz sah ich zum ersten Male die wunderliche Form der baumartigen Euphorbien, während Steinhäuser, Zollhaus und Soldaten darauf hin wiesen, dass wir der Hauptstadt der Provinz Angola nicht mehr fern sein konnten; wir erreichten sie am 27. November Nachmittags. St. Paulo de Loanda ist der Hauptplatz der ganzen Westküste mit etwa 2500 Weissen und 12,000 Negem; die Stadt liegt in einem Halbkreise um den Hafen und wird im Nordwesten vom Fort Miguel, im Nordosten vom Fort Penedo begrenzt. Sie zerfällt in die obere und untere Stadt und gewährt dem Ankommenden mit ihren weissgetünchten Steinhäusern, ihren Ziegeldächern, Kirchthürmen und Forts einen ziemlich grossartigen Anblick. Auf der Höhe liegen fast nur Regierungsgebäude, unter welchen die Paläste des Gouverneurs und des Bischofs, ein altes, eingestürztes Jesuitenkloster, mehrere wolerhaltene Kirchen und das Hospital besonders hervorragen; unmittelbar am Hafen hat sich die kaufmännische
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