thümlich grauweisse Farbe gegeben hatten, auch sein Gesicht war gedunsen, die Augenlider bis zur Unfähigkeit, sie zu öffnen, geschwollen und das Zahnfleisch scorbutisch afficirt. Auf seine Mitwirkung bei der Arbeit konnte also vorerst in keiner Weise gerechnet werden, vielmehr musste seine Pflege unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, wenn die kräftigenden und anregenden Mittel verbunden mit absoluter Ruhe von Erfolg gekrönt sein sollten. Gewiss war es nicht zu verwundern, wenn unter dem Eindrücke dieses Missgeschicks eine schwüle Stimmung in der Station immer mehr um sich griff, und die Ahnung kommender Trübsal die Gemüther bedrückte. Fast wäre schon jetzt ein Unglück über uns gekommen, das uns wie einst Schweinfurth aller Habe, aller Sammlungen und aller Mittel zur Fortführung des Unternehmens beraubt hätte: Da die Station auf einem ziemlich steil abfallenden niedrigen Plateau gelegen war, so hatte es von Beginn ab natürlich und bequem geschienen, alle Abfälle sowol von den zahlreichen Bauten, aus der Küche und den Ställen, als auch trockenes Gras und Gezweig dort abzulagem. Nach und nach hatte sich zu beiden Seiten des Abstiegs eine derartige Masse gährender und verwesender Stoffe, deren Producte mit dem Winde gerade über die Wohnungen hin fortgeführt wurden, angesammelt, dass es aus hygieinischen Gründen angezeigt schien, dieselben zu entfernen; ich hatte schon mehrfach mit dem Dolmetscher über den Gegenstand verhandelt und war zu dem Entschlüsse gekommen, die verderblichen Stoffe einmal früh, wenn der Landwind noch wehte, und so die Flammen von der Station abgelenkt würden, durch Feuer zu vernichten, zögerte aber noch immer wegen der unmittelbaren Nähe der trockenen Hütten mit der Ausführung, als plötzlich am 8. August gegen n Uhr, wo der Seewind SGhon eingesetzt hatte, eine dicke Rauchsäule diesen zundergleichen Brennstoffen entstieg. Ob ein Unberufener mit halbem Ohr die Unterredungen angehört und sich durch Ausführung der Idee Lob zu verdienen gehofft hatte, oder ob, was später noch mehrfach bestraft werden musste, glühende Asche aus der Küche unbedacht hinabgeschüttet worden war, blieb der drohenden Gefahr gegenüber, die schnelle Hülfe verlangte, vorläufig unerörtert. Kaum war der Rauch bemerkt, so schlugen schon helle Flammen auf und liefen mit Blitzesschnelle, vom Winde gejagt die Klippe entlang, um ein prachtvolles, aber ängstlich bedrückendes Schauspiel einzuleiten. Aus dem Feuermeer, das sich entwickelte, stiegen ungemessene Rauchwolken auf, unverbrannte Reste in die Höhe wirbelnd, und wälzten sich über das Magazin, die Küche und das neuerbaute Wohn- Haus hin; bald war ein Stehen am Klippenrande, den ich, um das Feuer durch Erde zu ersticken, abstechen liess, nur minutenlang möglich; die auf den Blattschindeldächern mit Wasser aufgestellten Wachen vermochten es nicht mehr auszuhalten: es waren aufregende, sorgenschwere Augenblicke. Zufällig war der Muboma von dem unweit gelegenen porfe Yenga, unser späterer Dolmetscher, mit einem ansehnlichen Gefolge zum Besuche anwesend und liess seine Leute kräftig beim Herbeiholen von Seewasser und Zuschütten des Hauptfeuerherdes Hand anlegen, bis es allmählich gelang, Herr über das entfesselte Element zu werden. Um r Uhr durften wir die Gefahr als beseitigt ansehen, wenn es auch noch tagelang nachher in der Tiefe glühte und Nachts Wachen ausgestellt werden mussten, um von jeder etwaigen, allerdings unwahrscheinlichen Gefahr sofort Meldung zu machen.' Niemals habe ich froher und leichteren Herzens die Schlüssel zum Rumfass herausgegeben, niemals den Negern besseren Appetit zu dem gereichten Erholungstranke gewünscht, als da ich die Augen über die glücklich erhaltenen Baulichkeiten schweifen liess. Uebrigens ist Feuersgefahr trotz der aus trockenen Grasschäften und Baumstämmen getauten, mit Palmfiedern gedeckten Hütten im Allgemeinen nicht in der Weise gefürchtet, als man glauben sollte; Fälle, in denen Factoreien niederbrannten, sind im Ganzen nur selten vorgekommen. Wenn, wie dies gegen Ende jeder trockenen Jahreszeit geschieht, die verdorrten hohen Campinengräser von den Negern niedergebrannt werden, theils um sich Raum zur ungehinderten Bewegung zu schaffen, theils um sich von den hier hausenden gefahrdrohenden Reptilien zu befreien, so wundert man sich anfangs, wie sorglos die Dorfbewohner derartige Brände ihren Wohnsitzen nahen lassen; fangen die Flammen knatternd und prasselnd an, ihnen unbequem zu werden, so schlagen sie dieselben an den nöthigen Stellen mit grünen Zweigen und Blättern nieder, während sie an anderen dem Verlöschen durch Anfachen neuer Herde Vorbeugen. Wenn man die Prairiebrände Americas aus den Jugendschriften in lebendiger Erinnerung hat und fast naturgemäss die Vorstellung unzählbarer, in rasender Eile fliehender Thiere mit ihnen verbindet, so erstaunt man, mit welcher Müsse sich hier ein solches Schauspiel betrachten lässt, mit welcher Leichtigkeit man neben dem weiterfressenden Elemente hin und her oder ihm aus dem Wege geht, wie vor ihm kaum eine schnellfüssige Antilope enteilt und sieh mit wenigen Sätzen in sicheres Terrain rettet, kaum eine plattköpfige Giftschlange sich der überhand nehmenden Wärme entwindet, im Uebrigen nur Schwalben, S
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