zu mustern. Auch ich schlenderte hinab und sah nun durch Pfähle von halber Mannshöhe einen Platz von ca. 3 M. Länge und 1 M. Breite eingezäunt. Die Seitenwände und das nach dem Lande liegende hintere Ende wurden mit in Zwischenräumen übereinanderliegenden Brettern vernagelt, während der Zugang yom Fluss aus offen blieb, aber mit einer Fallthür versehen wurde. Als es dunkelte befestigte man am hinteren Ende eine Ziege so, dass sie mit einem nach der Fallthür führenden Strick verbunden war, damit wenn das durch das klägliche Meckern herbeigelockte Krokodil sich heraus wagen und an jener zerren sollte, es unfehlbar lebend gefangen werde. Der ganze kleine Handelsfleck war in Aufregung und sah die Europäer spät am Abend noch vereinigt, um über den möglichen Erfolg zu discutiren, bis schliesslich allmähliche Ruhe eintrat, und nur die klagenden Laute der Ziege durch die Stille der Nacht über den Fluss hinschallten. Nach Mitternacht verstummten sie plötzlich, aber wer beschreibt das allseitige Erstaunen und die verblüfften Gesichter der neugierig sich am Morgen Versammelnden, als man deutlich die Krallen des Krokodils im Boden eingedrückt und eine grosse Blutlache, in der Falle aber weder die Ziege noch den Räuber vorfand. Als ich nach einiger Zeit mit der Galiote flussabwärts gieng, löste sich das Räthsel in der komischsten Weise: Der Capitain durch die Ziege am Schlafen gehindert, hatte gegen Mitternacht seinen Schwarzen zugerufen: „Jungens, ich glaube, es ist besser, Ihr holt Euch den Braten, damit wir Ruhe haben. Ihr werdet schon wissen, wie Ihr es anstellt, damit morgen kein Lärm entsteht.“ Wirklich hatten sie ihre Sache nicht schlecht gemacht und später wurde noch oft herzhaft über den prächtigen Scherz gelacht. In Borna traf ich auch den englischen Reisenden Grandy, den eins der Handelsboote aus Noki zurückbrachte und der sich auf einer schnell arrangirten Jagdpartie als tüchtiger Schütze erwies. Unüberwindliche Schwierigkeiten hatten ihm das Eindringen in das Innere stromaufwärts auf dem Wege unmöglich gemacht, der drei Jahre später Stanley, welcher dem Wasserlauf abwärts folgte, auf den Gipfel des wolverdienten Ruhmes führte, und so schickte er sich zur Heimreise an. Noch überlegte ich, durch Grandys Schilderungen der flussaufwärts gelegenen Orte Binda, Mosuko, Noki etc. und das Anerbieten eines erfahrenen Franzosen, mich weit über diese und die Yellalafälle hinausführen zu wollen, angeregt, ob ich die meiner Reise ursprünglich gesetzte Grenze überschreiten sollte, als Briefe aus Europa mir die Ankunft von Expeditionsmaterial, namentlich von Waffen in Tschintschotscho meldeten und mir aufgaben, Dr. Güssfeldt sofort einen
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