KLirchenruine von Santa Cruz. die noch vorhandenen Reliquien eine neue Hütte eingerichtet, die nur unter bestimmten, an den alten Ritus erinnernden Ceremonien betreten werden durfte. Jeder Ankömmling kniete nieder und verblieb lautlos, seine Stimme zum Flüstern dämpfend, in dieser Stellung. Trat aber ein halbwüchsiger Bursche herein, der im Staunen über die selten gezeigten Heiligthümer das Knieen vergass, so wurde ihm die Sitte nachdrücklich mit stets unmittelbarem Erfolge klar gemacht. Auf einer altarähnlichen Erhöhung stand ein Crucifix mit dem Erlöser, zu beiden Seiten die lebensgrosse Figur der Jungfrau und des heiligen Antonio; davor fanden sich verschiedene Leuchter, ein Weihrauchkessel und eine kleine Jungfrau mit dem Kinde; darüber hieng ein den Himmel darstellendes blaues Tuch. Auch Bücher wurden gebracht und vor dem Altar ausgebreitet, zeigten sich aber von Würmern und der Zeit so angegriffen, dass sie nicht mehr geöffnet werden konnten. Vom Christenthume selbst blieben nur diese dunklen, äusserlichen Erinnerungen, doch haben die in Landana sta- tionirten französischen Missionare die Absicht, die erlöschende Flamme zu schüren und eine Filiale in Santa Cruz zu errichten. Die Erlaubniss zur Aufnahme der Kirche wurde erst dann bereitwillig ertheilt, als ein Holländer einigen Leuten geheimnissvoll verkündet hatte, dass ich mit meinem Apparate Regen machen könne; und als nach wenigen Tagen am g. Juli zu ungewöhnlicher Zeit wirklich ein feiner Regen fiel, mag wol der Glaube an diese Wirkung meiner Arbeit unerschütterlich fest gestanden haben. Glücklich beendete ich sie wenigstens vor Sonnenuntergang; doch war der Rückweg in der Dunkelheit ziemlich beschwerlich, und als später der Mond aufgieng, sah er uns lange bei seinem trügerischen Lichte im Mangrovelabyrinth mit dem Canoe umherirren, bis wir endlich den richtigen Weg und die an der Makondemündung gelegene Factorei erreichten. Nicht wenig hatten wir uns unterdessen auf das leckere Mal, das unserer hier warten sollte, gefreut, fanden uns aber bitter getäuscht, denn der mitgebrachte gute portugiesische Landwein war von einem übereifrigen Neger in eine ehemalige Petroleumflasche gefüllt worden, der Thee hatte den unverkennbarsten Heugeruch, und die Ziegenkeule war verdorrt und verbrannt. Mit nicht eben überfülltem Magen schliefen wir in unseren auf je zwei Stützen ruhenden Hängematten um so besser und erhoben uns am ändern Morgen gestärkt und guten Muthes bis auf den Agenten, der ein saures Gesicht zu der Entdeckung machte, dass Ratten seine letzten brauchbaren Stiefel rücksichtslos in Sandalen verwandelt hatten. Fahrt nach Porto da Lenha und Borna. 55 Die auf unsere Heimkehr nach Banana folgenden Tage waren trübe und nebelig; Nichts erinnerte an die mit so heissen, glühenden Farben geschilderten Tropen, das gepriesene Land der Palmen, als ich mich zur F'ahrt nach Porto da Lenha und Boma Congo aufwärts einschiffte. Langsam nur überwand der kleine Dampfer den starken Strom, der um so bedeutender war, je mehr der Capitain aus Besorg- niss, auf eine der vielen «veränderlichen Bänke zu laufen, vom Ufer abhielt. Während der fünfstündigen Fahrt hatten wir Müsse, die wenig einladenden, mit Mangroven und weiterhin mit anderen Wäldern bestandenen Ufer zu mustern, die im Allgemeinen kahl, sich durch schwankende, hohe-Papyrushalme stellenweise sumpfig zeigten. Selten nur gab ein weisser oder purpurner Reiher eine die Oede belebende Staffage. Von den verheissenen Flusspferden und Krokodilen liess sich trotz eifrigen Suchens keines erblicken, der Lärm der Maschine vertrieb sie, lange bevor das Fernglas sie erreichen konnte, und unbenutzt lehnte die Büchse im Arm. So war es Allen angenehm, als wir vor Porto da Lenha Anker warfen, obgleich dieses durchaus nicht zu den verlockenden Aufenthaltsorten gerechnet werden darf; wenn irgendwo, so kann man hier die Wirkungen der Fiebermiasmen auf die Europäer studiren! Gelb, mager, hohläugig, noch vom Froste geschüttelt, traten mir schlotternde Gestalten entgegen, während ich den Gastfreund am ganzen Körper wund, in leichten Stoff eingehüllt, auf zwei Stühlen hockend fand. Vorsichtig wollte ich die vielen in den Dielen vorhandenen Löcher vermeidend herangehen, um ihn zu begrüssen, doch gelang es nicht, ohne wenigstens einmal durch das morsche Holz durchzutreten. In der Regenzeit war nämlich gewöhnlich die ganze Ansiedlung unter Wasser, das dann fuss- hoch in den Zimmern stand und durch Modergeruch noch jetzt seine schädlichen Besuche verrieth. Trotz der anerkannt ungesunden Lage haben sich Holländer, Portugiesen und Engländer hier niedergelassen, da beim Handel in Africa Aussicht auf Gelderwerb alle gesundheitlichen Rücksichten zurückdrängt. Die einzelnen Factoreien sind durch Wasserläufe von einander geschieden, so dass die Verbindung durch Canoes hergestellt wird. Nach einem Besuch auf den gegenüberliegenden schilfbewachsenen Drapers-Inseln, wo ich zum ersten Male die Spur des plumpen Flusspferdes fand und leicht ein hochaltriges Krokodil hätte schiessen können, wenn ich es nicht bis zum Moment des Untertauchens für einen Baumstamm gehalten hätte, war ich froh, als wir dies miasmenreiche Stück Erde verliessen und mit einer Galiote im Schlepptau langsam flussaufwärts weiterdampften. Nach mehrstündiger Fahrt
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