Man wird also gut thun, die Idee, Thiere zum Zweck wissenschaftlicher Beobachtung zu halten, von vorn herein aufzugeben; etwas ganz Anderes ist es jedoch; wenn man Affen oder Papageien zum Vergnügen, zur Zerstreuung anschafft: denn Alles, was zur Erfrischung und Erheiterung des Geistes in den Tropen beiträgt, verdient als nicht zu unterschätzendes Moment zur Erhaltung der Gesundheit und zum rüstigen Gedeihen der Arbeit betrachtet zu werden. Wir alle werden den Chimpansen, die öfter als. Honorar für glücklich, verlaufene Curen geliefert wurden, trotz ihrer Faulheit und Unliebenswürdigkeit, noch mehr aber den’neckischen, intelligenten Meerkatzen, den drolligen, einschmeichelnden Pavianen, dem zum Hausthier gewordenen Schakal (Canis adustus) und den polyglotten Graupapageien stets dankbar für die heiteren Scenen bleiben, durch welche sie- so oft den Druck von schweren, trüben Stunden nahmen. Aus gleichem Grunde wurde auch die kleine Jagd nicht ausschliesslich für Sammelzwecke geübt, sondern auch zum Vergnügen und um Fleisch für den Tisch zu schaffen; der ebenso lohnende wie angenehme Anstand auf die Scharen von Papageitauben (Treron calva) gehört gewiss zu unseren liebsten Erinnerungen aus Africa. In der Regenzeit zogen nämlich allmorgendlich zwischen sieben und neun Uhr hinter der Station Flüge von circa dreissig bis zu mehreren Hunderten dieser prächtig hellgrünen Taube, die durch eine dunkelrothe Nasenhaut, vergissmeinnichtblaue Augen und. hellgelbe Füsse noch besonders ausgezeichnet ist, in Zwischenräumen von fünf Minuten bis zu einer Viertelstunde von Norden nach Süden vorüber, ohne dass es jemals gelang, zu erfahren ob sie Abends wieder zurückkehrten; indessen musste dies doch wol, auf einem ändern Wege, geschehen, denn die Flüge schwärmten bald regelmässig in der Nähe unseres Standortes auseinander, offenbar weil ihnen die Schüsse in Erinnerung geblieben waren. Uebrigens muss man bei dem schnellen Fluge dieser Vogel ein sicheres Auge und eine schnelle Hand haben, um bei bewachsenem Terrain den Moment nicht zu versäumen, in dem sie pfeilgeschwind über den Jäger wegschwirren. Die Zeit des Wartens wurde hier nimmer lang, da die Umgebung reichlichen Stoff zur Unterhaltung bot: Bald zogen in sicherer Entfernung grosse, weisse Reiher zum Sumpfe, bald Graupapageien, paarweise pfeifend und plaudernd in die Ferne; auch k l e i n e Sperlingspapageien (Agapornis pullaria) Hessen sich ein paar Mal iif unserer für sie verderblichen Nähe nieder, oder schwarzweisse Adler (Gypohierax angolensis) hielten auf hohen, abgestorbenen Stämmen Wacht, ob ihnen nicht angeschossene Exemplare mühelos zum Opfer fallen könnten; dabei arbeiteten die zahlreichen Webervögel an ihrem künstlichen Nestbau, ohne sich durch die abgegebenen Schüsse besonders stören zu lassen. Während so Alles im Hause einen erfreulichen Fortgang nahm, und sich die Verwaltung in geordneter Weise und mehr von selbst abwickelte, rückte der Zeitpunct näher heran, an dem ich, mit den KüstenVerhältnissen ziemlich vertraut, meinen ersten Ausflug zu photographischen Aufnahmen und Sammelzwecken unternehmen sollte; denn meine Designirung zum Stationsvorsteher schloss von vorn herein Forschungsreisen im eigentlichen Sinne aus, weil mit Recht angenommen war, dass das auf breiter Basis angelegte Unternehmen vorläufig auch in relativ engen Grenzen reichlich Stoff zur Arbeit in den von mir vertretenen Zweigen geben würde. Mein Reiseziel war diesmal der Congo, die Dauer meiner Abwesenheit auf etwa sechs Wochen veranschlagt, da ich später wieder auf der Station nöthig sein mochte, um im günstigen Falle der nach dem Norden aufgebrochenen Expedition Nachsendungen zuführen lassen zu können. Nachdem alle Vorbereitungen mit grösster Sorgfalt getroffen waren, sagte ich den Gefährten voll Hoffnung und Erwartung am 17. Juni Lebewol und entsclrwand, von den Negern im Laufschritt zum Strande hinabgetragen, bald ihren Augen. Da man nur zur Zeit der Ebbe reisen kann, wenn der freigelegte, feuchte, ebene Sandboden ein schnelles Fortkommen gestattet, war es bereits Mittag geworden, ehe ich aufbrechen konnte, und die Sonne brannte empfindlich auf die vom salzigen Nass der zerstäubenden Brandung befeuchtete Haut. Die kühlende Seebrise liess mich indessen mit Behagen auf den in runden Ballen über den weissen Sand getriebenen Schaum, auf die von den überstürzenden Wogen immer wieder zurückgeworfenen Canoes der sich vergeblich- abmühenden Fischer und auf die neben mir'herlaufenden Leute blicken, welche in ausgelassener Fröhlichkeit bald singend, bald jauchzend den Weg zurücklegten. Am Tschiloango- flusse verliess ich den Strand und bestieg das Canoe, das mich nach der einige Stunden stromaufwärts gelegenen Factorei Insono führen sollte. Geräuschlos und gleichmässig tauchten die von kräftigen Armen geführten zwölf Ruder in’s Wasser und brachten mich bei der durch die einsetzende Flut verursachten Rückstauung des Flusses schnell vorwärts. Mein altes Glück schien sich mir als treuer Begleiter für die Reise gesellen zu wollen; traf doch die erste Kugel ein junges 1,57 M. langes Krokodil (Crocodilus vulgaris), das sich am Ufer sonnte, während im weiteren Verlaufe der Fahrt eine ungewöhnlich grosse Meerkatze (Cercopithecus cephus), von den Portugiesen gemein- Loango. I I . 4
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