der Unstern, welcher bisher über dem Unternehmen geschienen hatte, unterzugehen und ein hoffnungsreicher Morgen aufzudämmern schien. Beiden war es nicht vergönnt, den Erwartungen in dem gehegten Masse zu entsprechen, zu deren Erfüllung sie so geeignet schienen, denn Herr Soyaux wurde uns nach Jahresfrist, am 14. Januar 1875, bereits wieder genommen, um zur Südexpedition zu stossen, traf aber, nachdem er erkrankt hatte Zurückbleiben müssen, am 3. October in fast hoffnungslosem Zustande wieder bei uns ein. Weshalb die neue Ausrüstung unsere Hoffnungen nicht erfüllte, wird in dem weiteren Verlaufe der Darstellung klar gelegtswerden. Unterdessen entwickelte sich die Thätigkeit auf der Station in erfreulicher Weise nach zwei Richtungen, indem einmal alle Vorbereitungen für die unmittelbar nach der Regenzeit anberaumte Abreise Dr. Güssfeldts und Lindners getroffen wurden, und zweitens, indem wir uns bemühten, die naturwissenschaftlichen Zwecke der Station so viel wie möglich zu erreichen. Das Entsenden bestimmter Vertreter für die einzelnen Fächer, die Nachricht, dass wir noch Mehrere erwarten sollten, die sich eventuell nur ein oder zwei Jahre zu wissenschaftlicher Forschung auf der Station auf halten würden, um dann von Anderen abgelöst zu werden, bewies zur Evidenz die Absicht der Africanischen Gesellschaft, die Station für einen langen Zeitraum von Jahren bestehen zu lassen und von ihren Sendboten nicht blos oberflächliches Zusammenraffen von Material, sondern ein eingehendes Studium in den bezüglichen Zweigen zu verlangen. Dieser Auffassung entsprechend wurde die Thätigkeit in eine Bahn gelenkt, die nicht auf augenblickliche, durch Menge blendende Resultate, sondern auf Lösung wissenschaftlicher Aufgaben zielte, die nur auf einer Station, nicht aber dem immer nur weiter eilenden Wranderer möglich wird. So entstanden die jahrelang fortgesetzten meteorologischen Beobachtungen, so wurde der linguistische Schatz gesammelt; in diesem Sinne suchte Herr Soyaux die Bildungsgesetze und Lebenserscheinungen, sowie die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Pflanzenformen kennen zu lernen’ und durch Zeichnungen klar zu machen; in diesem Sinne richtete ich mein Hauptaugenmerk auf die Entwickelung der Insecten und legte Tafeln an, welche die aufeinander folgenden Stufen der Verwandlung mit Angabe über Zeit und Ort des Vorkommens enthielten. Niemand wird bestreiten können, dass der eingeschlagene Weg der richtige war, und doch ist es verständlich, dass er bei den Schwierigkeiten, die sich der geographischen Forschung entgeg'enthürmten, in der Heimat der Lage der Verhältnisse nicht entsprechend gefunden wurde: Dort brauchte man eben gerade Massensendungen, um in den Augen des Publicums durch umfangreiche Erfolge auf allen anderen Gebieten aufwiegen zu können, was dem örtlichen Vordringen an glücklichen Resultaten mangelte. Dort musste man die öffentliche Meinung beruhigen, bis durch eine ansehnliche Zahl zurückgelegter Meilen den herrschenden Vorurtheilen über Expeditionszwecke Genüge geschehen konnte; bei der langen Zeit, welche brieflicher Verkehr von der Küste mit Europa erfordert, war es mir jedoch erst nach Monaten möglich, die Sachlage zu erkennen, besonders da mir auf die eingeschickten Tafeln und die Anfrage, ob in dieser Weise fortgefahren werden solle, kein Bescheid wurde. Weil ich seit meiner Rückkehr vielfach von Mitgliedern der Universität erfahren habe, einen wie hohen Werth man dort auf die Fortführung jener Tafeln gelegt haben würde, so will ich für spätere Reisende das von mir eingeschlagene Verfahren anführen. Die Raupen und Puppen werden in Wasserfarben unter Beifügung des Datums, Ortes des Vorkommens, der Verwandlung und wenn möglich der Nährpflanzen dargestellt, was auch dem sonst Ungeübten nicht schwer fällt. Ist der Schmetterling ausgekommen und flugreif, d. h. haben seine Flügel die gehörige Glätte und Eestigkeit, so werden dieselben nach Tödtung des Thieres mittelst einer in Cyankalilösung getauchten Nadel an einer Seite vom Körper losgetrennt; nun wird ein dünnes, glattes Papier mit weissem, festem Wachs so lange gerieben, bis sich eine gleichmässig vertheilte Schicht darauf erkennen lässt; dann werden nach Faltung des Papiers die Flügel so zwischen die wachsenen Flächen gebracht, dass die Wurzel an der Falte und der Unter- zum Oberflügel wie zum Fluge ausgebreitet liegt. Nach behutsamem Andrücken wird das gefaltete Papier zwischen zwei Cartonblätter geschoben und .zuerst auf der Ober-, dann auf der Unterseite mit einem glatten Gegenstände so lange gerieben, bis sämmtlich© Schuppen der Flügel auf dem Wachs haften, und jene glashell herausgenommen werden können. Wenn nun in der Mitte des Abdrucks der Kopf mit den Fühlern, Brust und-Bauch farbig eingezeichnet werden, so hat man ein täuschendes Bild des lebenden Schmetterlings vor sich, mit dem Vortheil für das Studium, dass sich gleich auf der einen Seite die Ober- auf der ändern die Unteransicht bietet. Da sich die Schuppen leicht verwischen, überzog ich die fertigen Exemplare mit Collodium und klebte sie dann ausgeschnitten dem Raum und der Zusammengehörigkeit mit den früheren Stufen entsprechend auf Cartonpapier; dadurch entstehen Tafeln, die
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