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der als zum Negerbegriff gehörig angenommene Plattfuss wurde nicht oder doch nur in geringem Grade angetroffen, und man kann, wenn man bei Aushebungen in der Lage gewesen ist, Vergleiche anzustellen, ohne Uebertreibung behaupten, dass er bei uns unverhält- nissmässig öfter vorkommt, und dass unsere Durchschnittsform weniger schön ist. Dies Resultat erklärt sich in sofern natürlich, als die Bänder, welche die Mittelfussknochen Zusammenhalten, bei wilden Völkern ihre Elasticität und Straffheit vollkommen bewahren, während sie bei civilisirten sowol durch Mangel an Uebung als durch fehlerhafte Fussbekleidung geschädigt und erschlafft werden. Die allgemeine Bedeckung des Körpers, die Haut, zeigt als Färbung niemals ein volles Schwarz, sondern wechselt in verschiedenen Schattirungen des Braun und hält sich am liebsten in dem warmen, dunkeln Tone von No. i und 2 unserer Farbentafel; No. 3 derselben ist ziemlich, No. 4 äusserst selten. No. ;i, 2 und 3 entspricht genau den unter No, 3, 7 und 2 in dem Werke von Fritsch: „Die Eingeborenen Südafricas“ gegebenen Varietäten der Hautfarbe. Ob die Neger das lichtere Braun höher schätzen oder nicht, ob sie es im ersteren Falle thun, weil es ihnen schmeichelhaft ist, dem weissen Manne, dessen psychische Ueberlegenheit sie wenigstens sicher anerkennen, ähnlicher zu sein, darüber haben wir nicht zu einem einheitlichen Urtheil gelangen können; ich selbst glaube es deshalb, weil mir häufig bei der Ueberlieferung von sehr hellen Copien photographischer Aufnahmen an die Interessenten die innerliche Freude darüber zu Gesicht und der anerkennende Verwunderungsruf der Umstehenden „er sieht aus wie ein Weisser“ zu Ohren gekommen ist. Die Schattirung vermag übrigens innerhalb gewisser Grenzen zu wechseln: so ist sie nach dem Essen, bei grösserer Hitze, in .der Bewegung und bei psychischen Affecten, also bei Verlegenheit oder Scham, d. h. überall da, wo das Blut in das oberflächliche Capillar- gefässnetz dringt, dunkler, im entgegengesetzten Falle heller. Ebenso wird sie in Krankheiten, wenn die Haut ihre glatte, glänzende Beschaffenheit verliert und welk zusammensinkt, schmutzig dunkler, weil das Pigment dann auf eine kleine Fläche zusammengedrängt erscheint. Die Schleimhäute haben, so weit sie dem Lichte ausgesetzt sind, nicht eine schön rosa, sondern durch geringe Pigmenteinlagerung mehr schmutzig graurothe Färbung, die siph auch an den Nägeln wegen des Durchschimmerns des Nagelbettes bemerk- lich macht. Ganz besonders interessant ist die Hautfarbe beim Neugeborenen und ihr Nachdunkeln in den ersten Wochen der Existenz. Es ist ja ziemlich bekannt, dass das Negerkind nicht in der Farbe seiner Eltern zur Welt kommt und anfänglich leicht für einen Spross der weissen Race würde gehalten werden können; doch sind die Angaben über die Schattirung derselben durchaus nicht übereinstimmend: Pruner Bey beschreibt sie als röthlich, gemengt mit Nussbraun und fügt hinzu, dass sich die volle Färbung im Sudan schon mit dem ersten, in Unterägypten mit dem dritten Jahre einstelle; Camper nennt sie nur röthlich und lässt sich den Körper bereits bis zum sechsten Tage grösstentheils, allmählich aber völlig färben. Begreiflicherweise war es mir von hohem Interesse, einen solchen Beweis für die Einwirkung des Sonnenlichts auf die Pigmentablagerung zu erhalten; doch dauerte es geraume Zeit, ehe ich mich von diesen Vorgängen überzeugen konnte, da die Sitte, Männern zu dem geheimnissvollen Schauplatze des Werdens den Zutritt zu wehren, auch den Weissen gegenüber streng aufrecht gehalten wird. Wenn man weiss, dass in schwereren Fällen selbst die der betreffenden angrenzenden Hütten geräumt, und die Kinder aus dem Dorfe fortgeschickt, dass die Männer und sogar der Vater des Kindes nicht vor Ablauf der ersten vierundzwanzig Stunden vorgelassen werden, so ist es begreiflich, dass ich überhaupt nur zwei Mal und dann nur bei Sclavinnen und in meiner Eigenschaft als Arzt Zutritt finden konnte. In diesen Fällen beobachtete ich dann am ganzen Körper ein in’s Bräunliche spielendes, dunkles Roth, welches der Farbe unserer Neugeborenen täuschend ähnlich sah, doch war der Rücken um einen Schein dunkler und die prominirenden Theilchen, wie Ohrmuscheln, Brustwarzen, Nabel etc. zeigten vollständig dunkles Pigment; dagegen waren die Füsse, namentlich die Sohlen, welche auch beim Erwachsenen den unsrigen ähnlich sind, auffallend hell. Das Ungewohnte und wahrhaft Ueberraschende der Färbung eines solchen jungen Weltbürgers wird es entschuldigen, dass ich im ersten Falle die Mutter wirklich in Verdacht hatte, einem Mulatten das Leben gegeben zu haben, und mich nur allmählich mit zunehmender Dun- kelung der Haut von der Grundlosigkeit meines Argwohnes überzeugte; denn nach sechs Wochen war der Säugling schon ein vollendeter Neger. Erwähnenswerth scheint, dass ich die Augen unmittelbar nach der Geburt nicht blau, wie sonst angegeben wird, sondern gleich von der später allgemeinen braunen Farbe gefunden habe. Wenn wir nun zu den Eigenschaften der Haut beim Erwachsenen zurückgehen, so erscheint sie wegen der bedeutenden Dicke der Cutis dem zufühlenden Finger derb und sammetartig elastisch, zugleich aber im Freien auch kühl, da bei der steten Transpiration dauernd Verdunstungskälte erzeugt wird. Jene ist in der heissen


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