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Zone noch bedeutsamer für die Gesundheit als bei uns, und ist so auffällig, dass ihr auch der Nichtarzt bald seine Aufmerksamkeit zu* wendet: Ihm perlen dort dauernd minimale Sbhweisströpfchen auf der Hautoberfläche, und in dem Bewusstsein des allgemeinen Behagens, wenn sie vorhanden, und der beginnenden Krankheit, des Fiebers, wenn sie ausbleiben, freut er sich, den Handrücken gegen die Sonnenscheibe hebend oft daran, sie in ihrem Scheine glitzern zu lassen. Beim Neger müssen die Drüschen bereits für den richtigen Verbrauch eingerichtet sein, da man bei ihm in freier Luft und während der Ruhe eigentliche Schweissperlen nie bemerkt, anders natürlich bei der Arbeit oder im Schlaf unter Umhüllung, wenn der Luftströmung der ungehinderte Zutritt gesperrt ist. Das Secret selbst ist meines Erachtens nach öliger als bei uns, was wol von der stärkeren Betheiligung der Talgdrüsen herkommt, die zur Erhaltung der Geschmeidigkeit und zum Ertragen aller schädlichen Einflüsse, namentlich auch der Sonnenstrahlen eine beträchtliche Arbeit zu leisten haben. Diesem hohen Procentsatz an Fetten schreibe ich die oft in der photographischen Aufnahme recht störenden Lichtreflexe zu, welche namentlich die Nase en face ganz anders als en profil erscheinen lassen. Ebenso fällt ihm das schlechte Renommé, in welchem der Negergeruch allgemein steht, allein zur Last. Natürlich ist es ja, dass die Fette sich bei längerem Verweilen auf der Haut leicht und wegen der hohen Temperatur schnell in ranzige Säuren umsetzen, die zweifellos glücklicherweise dem Neger ureigen- thümlich sind und mit anderen nicht verwechselt werden können. So lässt es sich erklären, wenn Peschel von den widerlichen, stark am- moniakalischen, ranzigen, bockähnlichen Ausdünstungen spricht, die von den Luftströmungen über den Ocean getragen, in früheren Zeiten schon von Weitem die. Annäherung eines Sclavenschiffes verkündigten. Unbedingt muss auch zugegeben werden, dass der Geruch des Negers ein so specifischer ist, dass er, wenn greifbar oder definirbar, mit grösserem Recht als Racen-Unterscheidungsmerkmal aufgefasst werden könnte, denn irgend ein anderes. Der Neger riecht, um nicht einen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen, wenn er sich vernachlässigt oder krank ist, sehr unangenehm und die länger von ihm gebrauchten Kleidungsstücke nicht minder; aber man darf ja nicht in den Irrthum verfallen, zu glauben; dass1 er es unter allen Verhältnissen thue: der gesunde Neger, der immer ausserordentlich reinlich ist und den Segensreichen Einfluss des Wassers, sich im Allgemeinen besser zu Nutzen macht als der Europäer, riecht eben durchaus nicht, oder wenn es der Fall ist, sq wird er, wje ähnliche Individuen bei uns, für eine unleidliche Ausnahme gehalten, dessen Nähe auch seine Genossen thunlichst meiden. Ich kann nicht genug davor warnen, das Vorurtheil über den Negergeruch, das eben aus jenen Transporten zusammengepferchter Massen oder aus dem Verkehr mit Sclaven, die für ihre Körperpflege zufällig wenig Sinn gehabt haben mögen, entstanden ist, • auf den freien Eingeborenen überall hin übertragen zu wollen, und weise noch darauf hin, dass auch dem Europäer sein specifischer und wie man sich in Lazarethen, Casernen, Gefängnissen, aber auch schon bei einer schlecht situirten stark gesegneten Familie überzeugen kann, häufig recht unangenehmer Geruch nicht abgeht. Der Loango- neger lässt es zu einer Zersetzung der Hautsecrete nicht kommen und tummelt sich im See- oder Flusswasser, so oft er Gelegenheit dazu findet. Seine Reinlichkeit ist unter den Weissen der Küste allgemein anerkannt, sie geht so weit,'dass er nach jeder Malzeit den Mund mit Wasser spült und die prächtigen Zahnreihen mit dem Zeigefinger von etwa-anhaftenden Resten befreit, in einzelnen Fällen sogar ausgefaserte Hölzchen als Bürsten zu demselben Zwecke benutzt. In Gegenden, wo das .Einsalben der Haut mit Palmöl und anderen Fetten mehr Sitte ist, oder ein ausgiebiger Gebrauch von färbenden Substanzen gemacht wird, mögen im Uebrigen bezüglich des Geruches andere Erfahrungen gesammelt werden, und ich kann deshalb nicht'entfernt daran denken, die bestimmten Angaben einzelner anerkannter und mit Recht wegen ihrer Wahrheitsliebe hochgeschätzter Reisender in Zweifel ziehen zu wollen; aber ich halte mich für verpflichtet,' ganz besonders hervorzuheben, wa? die sämmt- lichen Mitglieder der Expedition einstimmig zugeben, dass der gesunde und freie Eingeborene der Loangoküste nicht widerlich riecht. Man hat vielfach Gelegenheit, Narben in Menge zu beobachten, und darf sie nicht als Form einer Tätowirung ansehen; sie sind vielmehr die Folge der allgemein herrschenden Unsitte des Schröpfens, welches stets erhabene Narben zurücklässt. Das mag daher kommen, dass die starke, dicke Cutis vermöge ihrer reichlich eingestreuten, elastischen Fasern bei Einschnitten weit klafft und es leichter findet, die entstandenen Lücken durch neugebildetes Gewebe auszufüllen, als sich wieder linear zu vereinigen. Das Schröpfen wird in der Regel von den eingeborenen Aerzten vorgenommen, welche Ziegen-, Antilopen oder auch kleine Büffelhömer, die vor dem Gebrauch in warmes Wasser gelegt werden, dazu benutzen. Beim Aufsetzen saugen sie am abgestutzten, oberen Ende die Luft aus und beissen dann mit den Zähnen ein ebenda angesetztes Stückchen Wachs zu


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