um ein richtiges Resultat zu erzielen. Auf diese Weise berichtigte Fritsch die früheren Angaben Barrows über die Buschmänner Süd- africas, welche nach diesem mit 130 Cm. für die kleinsten Menschen der Erde gehalten wurden, während jener sie auf 144 Cm. hob. So erreichten bei besserer Kenntniss auch die Eskimos bereits Mittelgrösse, während sie früher unter die kleinen Figuren (160 Cm. und darunter) zählten. Wenn bei Beurtheilung der Körperhöhe sehr häufig die des Kopfes Verwendung findet, weil sie beim normal gebauten Individuum etwa §§§ Mal in jener enthalten ist, so muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Kopf höhe vom Scheitel bis zum Kinn, wie wir früher gesehen haben, wegen des nach dem Sagittaldurchmesser sich zuspitzenden Schädeldaches beim Neger gesteigert ist, während die Gesichtshöhe bis zur Augenlinie sich mit der unsrigen annähernd gleich verhalten wird. Der Hals, welcher beim wolgewachsenen Manne denselben Enfacedurchmesser geben soll wie die Wade, übertrifft diese beim Neger oft, namentlich im kindlichen Alter, vielleicht wegen der frühzeitigen starken Ausbildung der Nackenmuskulatur, die durch das gewohnheitsmässige Tragen aller Lasten auf dem Kopfe bewirkt wird. Das Verhältniss der Schulterbreite zur Entfernung der Brustwarzen ist nicht wie 2:1, sondern'ist geringer. Die Schlüsselbeine prominiren zuweilen so stark, dass die ober- und unterhalb derselben sonst verstreichenden Flächen zu Gruben einsinken, und im Uebrigen fällt die Schulter nicht in gefälliger Neigung ab, sondern setzt sich fast winklig an den Hals an, wodurch eine mehr eckige Form zur Erscheinung kommt. Die Breite des Brustkorbes ist im jugendlichen Alter eine sehr günstige, nimmt jedoch beim späteren Wachsthum nicht im gleichen Verhältniss zur Höhe zu; da der quere Beckendurchmesser gleichfalls gering ist, so kommt eben jene Schmalheit und Schlankheit des Negerkörpers zu Stande, die allgemein als Regel angenommen ist. Es scheint, als wenn in dieser Hinsicht die gleichen Bedingungen bei Mensch und Thier die gleichen Wirkungen ausübten; denn auch das Thier der Wildniss wird gegenüber dem gezähmten oder Hausthiere knappere Formen, sogar grössere Magerkeit zeigen, die Civilisation erst füllt die Gruben bis zur Erscheinung schöner Wellenlinien aus. Der Kampf um die Existenz hört auf, und mit der grösseren Sicherheit dürfen neben Sehnen und Muskeln auch Fettzellen in gefälliger Masse sich geltend machen. Die geringe Breite der mittleren Körperpartie ist namentlich auffällig beim Weibe, so dass beide Geschlechter, wenn man etwa hinter einem Trupp Neger hergeht, sich schwer von einander unterscheiden lassen. Dazu ist die. Taille natürlich weniger ausgeprägt als bei uns, wo die Verjüngung des Körpers unterhalb des Brustkorbes oft durch wenig kleidsame Tracht bis zum Unschönen vergrössert wird. Dennoch giebt es auch unter den Negern, namentlich in den wolgepflegten, edlen Familien nicht selten Körper, die Alles, was wir im weitgehendsten Sinne unter „Figur“ verstehen, gleichfalls re- präsentiren. Oft, namentlich bei Kindern, dominirt das Gebiet, welches die Verdauungsorgane beherbergt, in ähnlicher Weise, wie dies bei anthro- pomorphen Affen beobachtet wird; die Erklärung dafür lässt sich vielleicht in der Menge und Art der einzuführenden Nahrungsmittel finden, da, wenn die bezüglichen Organe aus einer reicheren Hülle unverdaulicher Substanzen die zum Bestehen nöthige Menge wirklicher Nährstoffe herauszuarbeiten gezwungen sind, sie sich ihren vermehrten Functionen entsprechend vergrössern werden. Ihr Volumen muss sich dem eingeführten Quantum ebenso adaptiren, wie es dies bei civilisirten Nationen thut, bei denen schon durch die Art der Zubereitung ein Theil der eigenen Arbeit derselben ersetzt wird. Eine ähnliche am Brustbein beginnende und bis zum Rumpfende sich erstreckende hochgradige Convexität finden wir übrigens auch nicht selten bei Kindern der weissen Race, die frühzeitig stärkemehlhaltige Nahrung in Mengen aufnehmen mussten; und ich hebe hervor, dass sie bei den Negern durchaus nicht etwa zur Regel gehört, und dass ich das Vorkommen nur anführe, um rein objectiv alle Mängel beleuchtet zu haben.. Aus gleichem Grunde muss noch angeführt werden, dass Brüche am Nabel, durch welche dieser in der Grösse einer Wallnuss bis zu der eines Hühnereies hervorgetrieben wird, recht häufig zur Erscheinung kommen. Wer indessen in Europa Gelegenheit gehabt hat, lange in Kinderspitälern zu arbeiten, der weiss, dass das Uebel auch bei uns in frühen Jahren oft genug vorkommt und nur durch eine zweckmässige Behandlung wieder schwindet. Auch dort würde es ebenso schnell unter gleichen Bedingungen zur Heilung kommen, so dass man gewiss nicht daran denken darf, es der Race als ein ihr eigenthümliches Gebrechen zuzuschreiben. Das Heraustreten des Leibes kann übrigens auch noch durch die gewöhnlich recht ausgiebige Krümmung der Wirbelsäule erklärt werden. Auch bei uns ist, wie bekannt, eine leichte Krümmung normal, sie muss im obern Theile eine nach hinten, im unteren eine nach vorn gehende Covexität zeigen, und unser Schönheitssinn sagt uns sehr bald, ob der anmuthige Ausgleich in dem einen oder anderen Falle überschritten wird. Dies
27f 32-1
To see the actual publication please follow the link above