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•* tG letzter Zeit nicht allen Anerbietungen genügt werden konnte; recht ungünstig traf es sich dabei noch, dass bei der im Jahre 1873 stark an der Küste wüthenden Pockenepidemie drei Personen bald nach ihrer Aufnahme der Krankheit zum Opfer fielen. Wurde auch der Apparat nicht öffentlich und direct mit ihrem Tode in Verbindung gebracht, so war doch an der Scheu, mit der ihm Jedermann auswich, zu ersehen, dass eine solche nicht ganz ausgeschlossen war. Man nahm vielleicht an, dass durch das Erscheinen des Bildes auf der Platte, das mit stummem Staunen betrachtet wurde, ein Theil der lebendigen Kraft des Individuums auf jene übergegangen, also für dieses verloren sei. Als ich mich einst nach dem nicht weit von der Station gelegenen Dorfe Makaya mit dem Apparate begeben hatte, um einige der herrlich an einem wahren Walde von Bananen gelegenen Plütten aufzunehmen, rotteten sich während der Arbeit die Dorfbewohner zusammen, gaben ihre Missbilligung erst einzeln, dann zusammen immer lauter zu erkennen, bis sie in ihrer Erregung näher und näher herandrängend sogar Hand an das Dunkelzelt zu. legen versuchten, so dass ich aufzubrechen und fast unverrichteter Sache heimzukehren gezwungen war. Noch grösser war der Aufruhr in Tschibona, einem etwa zwei und eine halbe Stunde nördlich gelegenen Dorfe, wo ich den berühmten Schädelfetisch, eine Zusammenhäufung von Schädeln ge- tödteter Thiere aller Art an der Stelle im Walde, wo der Erdgeist zu Unterredungen mit dem Priester an die Oberfläche zu kommen pflegt, aufzunehmen gedachte. Mein Vorhaben war bekannt geworden, und auf dem Wege begegnete mir eine ganze Procession mit den Würdenträgern und dem Priester der Gegend an der Spitze, welche schreiend und in höchster Exaltation herumspringend nach dem Handelshause zog, von wo mir bald ein Bote mit der Bitte nachgesandt wurde, mein Unternehmen zur Vermeidung von Misshelligkeiten und Störungen der Plandelsbeziehungen lieber aufzugeben. ' Später, als die Unschädlichkeit des Apparates bekannt geworden war, hatte ich dergleichen nicht mehr zu befürchten; im Gegentheil war die Freude über jedes gelungene Portrait, namentlich wenn es durch günstiges Licht und viele Reflexe recht hell ausgefallen war, sehr gross, und man zeigte die im kleinen Goldrahmen befindliche Copie mit befriedigtem Stolze, um ihr dann einen Ehrenplatz in der Hütte anzuweisen oder in der Kiste, welche alle Schätze barg. War aber die Copie durch zu kurze Exposition undeutlich und dunkel, so wurde sehr scharf darüber kritisirt, und der Betreffende zog enttäuscht mit einer durchaus keine Anerkennung verrathenden Miene von dannen. .Loango. II. 2


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