i6 Erwerb menschlicher Gebeine. ligkeit; denn da mehrere, gewöhnlich drei Individuen auf einmal aufgenommen werden können, so Ijraucht man selbst bei den für die Vorder-, Seiten- und Hinteransicht nöthigen drei Platten weniger Zeit als bei den umfangreichen Messungen, von denen eine jede ohne Assistenz vorgenommen mindestens eine halbe Stunde beansprucht. Wenn man nebenher zur Controle noch die Körperhöhe, die Hauptkopfmasse und das Verhältniss der Glieder1 zum Rumpfe notirt, so wird man allen Anforderungen genügen, da nicht zu vergessen ist, dass die Hauptstudien am Skelet selbst zu machen' bleiben, und dass daher ein Skelet oder auch nur ein Schädel mehr Nutzen bringt, als eine grosse Zahl von häufig noch ungenauen Messungen. Man hüte sich indess vor demlrrthume, als waren im Lande der Wilden überall menschliche Gebeine so leicht zu beschaffen, wie es an einigen Orten einzelnen Reisenden möglich gewesen ist. Wenn es sich nicht um einen alten Kampfplatz handelt, von dem man das umherliegende Material nur aufzulesen braucht, — wozu sich in Löango nirgendswo Gelegenheit bietet — wenn man nur auf die Todten des eigenen Stammes rechnen kann, so hat man sehr bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden, ehe derartige bis dahin ungewöhnliche Verkaufsobjecte angeboten werden; so war es uns anfänglich selbst gegen hohen Lohn unmöglich, unsere Wünsche zu befriedigen, und auch später konnte ein solches . Geschäft immer nur mit grösser Heimlichkeit abgeschlossen werden, da den Verkäufern augenscheinlich viel daran lag, Nichts darüber ruchbar werden zu lassen. Das Ausgraben eines Skeletes, das von einem Sclaven eines zwei Stunden entfernten Hauses stammte, gehört noch jetzt zu meinen peinlichsten Erinnerungen, und ich hätte es. später nie versuchen mögen, unsere eigenen Todten zum Besten der Wissenschaft zu exhumiren; denn es wäre uns dann nie möglich gewesen, jene Zusammengehörigkeit zu erzielen, welche uns doch. schliesslich nach vieler Mühe mit un- sem Leuten verknüpfte. Doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man als Neuling häufig da, wo man tiefwurzelnde Anschauungen der Eingeborenen zu verletzen fürchtet, im Grunde genommen nur das eigene Gefühl zurückzudrängen, den eigenen angeborenen oder anerzogenen Ideenkreis zu überschreiten hat. Wenn das. aber unbedingt feststeht, so ist es nichtsdestoweniger natürlich, dass die von der Cul- tur noch wenig berührten Volksstämme sich gleichfalls an die ihnen unbekannten Erscheinungen erst gewöhnen müssen, und ihnen nur ganz allmählich vertrauensvoll näher treten. Den besten Beweis hierfür bot uns das Photographiren, wofür bei unserer Ankunft kaum Objecte aufzutreiben waren, während in
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