schwelgte oder empfindlichen Mangel litt, je nachdem die Natur den Tisch deckte; darüber wundert sich Niemand, denn jeder Vernünftige gewöhnt sich wol schon in der Heimat an den Gedanken, drüben mit Wenigem zufrieden sein zu müssen. Ich sehe ferner ab von den mit Tauschhandel nothwendig verknüpften langwierigen Verhandlungen, weil man sie als zum täglichen Brote gehörig geduldig ertragen lernt; geradezu unerträglich aber sind die häufigen Besuche kleiner Machthaber des Landes, weil sie ebenso zeitraubend als unerquicklich und überflüssig sind. Der vornehme Neger aber hält an ihnen wie an einem verbrieften Rechte mit einer Zähigkeit fest, die nur dem mit seiner Habsucht Vertrauten verständlich ist; denn’die Besuche bilden eine Erwerbsquelle, die, richtig ausgenutzt, einen beträchtlichen Ertrag liefert. Meist macht die Concurrenz der verschiedenen Nationen an- gehörigen Europäer, die stets neidisch und missgünstig gegen einander agitiren, sowie die angeborene Schlauheit der Neger, welche immer richtig die Umstände zu ihrem Vortheil combiniren, diese Quelle zu einer stetig und reichlich fliessenden, und während so die Einen ihr Ansehen und ihre Macht untergraben, nehmen Zudringlichkeit und Unverschämtheit der Anderen mehr und mehr zu- Derartige . Besuche künden sich schon von Weitem durch die einförmigen Töne einer Blechklapper an, ganz wie bei uns ein heimkehrendes Stück Hausvieh, und man ist dann nachsehend schon zufrieden, wenn das nie fehlende Gefolge eine gewisse Zahl nicht überschreitet, kann es aber wol selten unterlassen, eine leise Verwünschung darüber auszu- stossen, dass wieder mindestens eine halbe Stunde nutzlos geopfert werden muss. Der Betreffende stellt sich nun, wenn er nicht verwöhnt ist, zunächst an der Thür des Wohnhauses auf, giebt dem Besitzer oder Aeltesten die Hand und wartet, bis der Dolmetscher gerufen ist, um ihm einen mit Stoff belegten Schemel herauszustellen; in anderen Fällen aber geht er direct in das Zimmer und lässt sich am Tische nieder, so dass man im Zweifel sein kann, wer der Bittende, wer der Befehlende ist. Nachdem sich Alles gruppirt hat, wird ein kleines Glas Gin, das nach dem Brauche auf eine Untertasse zu stellen ist, von dem Dolmetscher unter leichter Kniebeugung überreicht, angenommen und zu drei Vierteln geleert, während der Rest in die Tasse gegossen, im Gefolge die Runde macht, bis auch durch den feinsten Geruch kein Atom davon mehr würde erkannt werden können. Bei einiger Freigebigkeit des Hausherrn folgt dem ersten Gläschen wol ein zweites, und dem Gefolge wird vielleicht etwas gewöhnlicher Rum verübreicht, worauf sich Alles in Ruhe- und Ordnung- wieder empfiehlt. Wehe aber, wenn ein Gutherziger oder Schwacher sich verleiten lässt, dem weiteren Drängen nachzugeben; je mehr er spendet, um so mehr steigern sich die Forderungen; dann bleibt es nicht beim Glase, dann werden Flaschen voll Rum auf den Weg und Geschenke an Zeug als Erinnerung „um die gute Freundschaft zu erhalten“ kaum noch erbeten, sondern gefordert; und ist ein Mangel an Widerstandskraft erst bekannt geworden, dann löst nicht nur bald ein Mächtiger, an denen bei der allgemeinen Anarchie Ueberfluss ist, den ändern ab, sondern sie erscheinen gleich zu Mehreren auf einmal, um noch mehr Druck auszuüben. Bewundernswerth ist es oft, welche Mittel dem Neuling gegenüber angewandt werden, um zum Ziele zu gelangen. Durch Erfahrung belehrt, dass Eitelkeit bei der weissen Race noch mehr ausgebildet ist als bei der eigenen, beginnt der Neger damit, seinem Opfer zu schmeicheln. Er geräth in Erstaunen und Bewunderung über Alles, was er sieht, und während er jedes Stück einzeln betastet, lässt er es an Lobeserhebungen nicht fehlen. Dabei trägt er eine solche Hochachtung vor dem weissen Manne zur Schau und benimmt sich so kriechend und demüthig, dass wol Mancher der aus der Heimat Uebergesiedelten das Bewusstsein seiner Erhabenheit plötzlich in’s .Unendliche wachsen fühlt und herablassend in die Falle geht, welche der schlaue Eingeborene ihm gestellt hat. Ist der Händler aber bereits durch Erfahrung gewitzigt, hat er begriffen, dass der Neger den Weissen seit Jahrhunderten nur aus seinen Lastern kennt, und dass daher im besten Falle nur von Furcht vor der Macht desselben, nie aber von Hochschätzung der Person die Rede sein kann, und lässt ihn deshalb die Schmeichelkunst des vornehmen Bettlers unberührt, so versucht dieser, namentlich auf vorgeschobenen Posten, nunmehr durch Einschüchterung seinen Zweck zu erreichen: von dem Ton getäuschter Erwartung geht er zur Empfindlichkeit, zum Aerger und zum höchsten Zorn mit solcher Natürlichkeit über, gesticulirt mit so lebendiger Wildheit, dass der Uneingeweihte gewiss nicht auf den Gedanken kommt, dass er einen vollendeten Schauspieler vor sich hat, der sich durch gleichmüthige Ruhe oder ein leichtes Lächeln des Gegners erkannt sehend, sofort zu den früheren demüthigen Bitten zurückkehren würde. Meist ändert er nun seinen Angriflfsplan und versucht durch stundenlanges Warten die Geduld des energisch Widerstrebenden zu ermüden, eine Methode, die nicht selten doch gelingt, da ein geringer Preis für die Wolthat, endlich die. lästige Gesellschaft los zu werden, gern gezahlt wird.
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