Hoffnung der Ausführung der uns gestellten Aufgaben zu. In erster Linie richteten wir unser Augenmerk auf die Sammlungen, deren baldige Reichhaltigkeit die in Deutschland hoch gespannten Erwartungen, wie wir hofften, nach jeder Richtung hin befriedigen sollte. Was bildet sich der begeisterte Sammler in der Heimat nicht ein Alles zu finden, wenn er mit Fangapparaten wol versehen, die sichere Büchse auf dem Rücken, im Geiste durch jungfräuliches Terrain, durch wildreiche Gegenden wandert? Tage giengen uns aber und Wochen dahin, wo wir mit froher, niemals sinkender Hoffnung auszogen und mit leeren Händen, müde und angegriffen zurückkehrten. Während der Ueberfahrt waren wir in Fernando Po, am Gabun und Old Calabarflüss immer'bei nur kurzem Verweilen auf eine so reiche Flora und Fauna gestossen, dass wir natürlich in Tschi- ntschotscho ein Gleiches zu finden erwarteten und die Misserfolge unserm Mangel an Erfahrung, nicht aber dem Orte zur Last legten; schliesslich aber mussten wir uns, wenn auch widerwillig^ überzeugen, dass die Station für Sammlungen so ungünstig als nur möglich lag, dass solche an Flussläufen mit ihren prächtigen Galleriewäldern eben so leicht, schnell und massenweise als hier mühsam Und in wenigen Exemplaren nur langsam hergestellt werden konnten; denn auch das wirklich Vorhandene war in den dichten Campinen (Grasfluren), dem undurchdringlichen Buschwalde schwer zu erlangen. Von den zu überwindenden Schwierigkeiten, der Unzulänglichkeit aller sonst bewährten Fangmethoden vermag man sich kaum -eine richtige Vorstellung zu machen; hat man sich zum Beispiel auf solchem Ausfluge von dem schmalen, in steten Windungen verlaufenden Pfade abbiegend, durch ein Stück mannshoher, schilfartiger Gräser hindurchgearbeitet und bleibt .schliesslich am Waldrande angelangt verschnaufend stehen, so ist von dem beim Durchbrechen verursachten Lärm gewiss weithin jedes lebende Wesen verscheucht worden, und bahnt man sich mit dem Hirschfänger einen Weg in das Dickicht, so erzielt man dasselbe Resultat. Bleibt man andererseits, durch solche Vorkommnisse gewitzigt, am Rande verborgen stehen, so sucht man oft vergebens nach dem in der Fülle des Laubes hoch oben versteckten Sänger, und fällt er doch schliesslich getroffen herab, so gelingt es stundenlangem Suchen häufig nicht, ihn aufzufinden, denn jede Spur zurückgebliebenen Lebens gestattet ihm, in nicht zu entdeckende Verstecke zu entschlüpfen. Dann sieht man vielleicht ein kunstvoll gewebtes Nest und freut sich der Entschädigung, bis man ärgerlich erkennt, dass es unerreichbar ist; oder man findet ein unvollständiges Gelege von Eiern darin und nimmt sich vor, wiederzukommen, um es dann leer anzutreffen, wenn nicht gar ein paar Waldmäuse dem zufühlenden Finger entgegenspringen. Mit den Insecten geht es womöglich noch schlimmer, und wer auch mit wolgeschulten Augen kein Neuling im Sammeln genannt werden kann, vermag doch nichts Erhebliches an einem Orte zusammenzubringen, wo selbst die bequeme Methode ohne jeden Erfolg bleibt, sie durch Apfeläther zum Forscher kommen zu lassen. Umsonst klopften wir die Büsche, umsonst verhängten wir das Licht am Abend, umsonst durchstöberten wir Laub und Bäume, wendeten Steine und Erde, pflügten Luft und Gräser mit Netzen: Ameisen und Termiten in unglaublicher Menge schienen immer und immer wieder die einzigen lebenden Wesen weit und breit zu sein. Der geringe Erfolg war niederdrückend. Hatte ich aber wirklich einmal Glück gehabt und wollte dann am Abend schnell die Jagdbeute präpariren, so erschwerten unzählige Stechmücken die Arbeit; und legte ich mich endlich zerstochen und ermattet zur Ruhe, so hatten am ändern Morgen entweder Ratten ein schlecht bewahrtes Stück geholt oder Tausende von kleinen, braunen Ameisen dasselbe zum Theil bewunderungswürdig skeletirt. Fielen doch schliesslich selbst ganze Sammlungen diesem Feinde zum Opfer, der mit der Hitze und Feuchtigkeit als'treuen Alliirten arbeitete. So schwanden die Illusionen schnell, und nach monatelanger Mühe sah man betrübt die kargen Errungenschaften an. Selbst das Meer und der Strand, ein so reiches Feld für die Forschung an anderen Stellen, war hier unbenutzbar; die hohe, gefährliche Brandung erlaubte den Eingeborenen nur zeitweise den Fischfang, der auch dann noch so sparsam ausfiel, dass der eigene Hunger die Leute Nichts davon abgeben liess. Der sandige Strand aber blieb frei von niederen Thieren, denn der Meerboden bestand weithin aus Sand und Schlamm,, der, vom Tschiloango oder selbst vom Congo abgesetzt, alles Leben ertödtete, so dass auch das Schleppnetz ohne Erfolg angewendet wurde. Dennoch würde es unzweifelhaft gelungen sein, früher über alle sich entgegenthürmenden Schwierigkeiten Herr zu werden, wenn die mit einer Station nothwendig verknüpften Störungen nicht einen grossen Theil des Tages absorbirt hätten. Ich sehe ganz ab von den oft erheblichen Schwierigkeiten, Lebensmittel für einen grossen Haushalt in Gegenden zu beschaffen, in denen der Segen des Dampfes noch keinen Ausgleich zwischen verschieden fruchtbaren Districten herzustellen vermochte, sondern wo man entweder im Ueberfluss
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